Graureiherkolonie vernichtet
Rücksichtsloser Holzeinschlag beendet über 80jährige Bruttradition
Mit Bestürzung und Empörung haben Anwohner aus Hohwacht und Mitglieder des NABU Lütjenburg auf den Holzeinschlag in der Graureiher-Kolonie im Forst Buchholz in Hohwacht (Kreis Plön) reagiert.
Dieser massive Eingriff stellt einen Verstoß gegen artenschutzrechtliche Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG) als auch gegen Vorgaben des Landesnaturschutzgesetzes (LNatschG) dar. Die dort schon seit etwa 80 Jahren bestehende Kolonie der Graureiher wurde vernichtet.
Lange Bruttradition
Die bekannte Graureiherkolonie gründete sich etwa zwischen 1925-30 und besteht seit dem ununterbrochen bis heute. Zunächst legten die Graureiher ihre Horste in dort vorhandene Rotbuchen an. Etwa 1970 verlagerten die Vögel - wohl aufgrund ständiger Störungen dort - ihren Standort etwa 500 Meter südöstlich in einen Fichtenbestand.
Seit den 70er Jahren wurde die Entwicklung der Kolonie ununterbrochen dokumentiert, seit 1979 zudem von der Staatlichen Vogelschutzwarte Schleswig-Holstein erfasst. Es begann zunächst mit 11 Brutpaaren, das Maximum wurde im Jahr 2004 mit 42 Paaren erreicht, im Jahr 2010 wurden, vielleicht auch als Folge des Kältewinters 2009/10, nur 19 Brutpaare registriert.
Auch in der Vergangenheit wurden immer wieder massive Störungen, verursacht vor allem durch Holzeinschlag, in der Kolonie festgestellt. Mehrfach hat die Kolonie daher ihren Standort innerhalb des Waldes wechseln müssen. Dabei spricht das LNatschG hier eine deutliche Sprache. Nach § 28 a (Horstschutz) ist es nämlich ausdrücklich „ ...verboten, die Nistplätze von Schwarzspechten, Schwarzstörchen, Graureihern, Seeadlern, Rotmilanen und Kranichen u.a. durch Abholzungen oder anderen Handlungen in einem Umkreis von 100 Metern zu gefährden“!
Großflächiger Einschlag in der Kolonie
Gerade aber in diesem Waldstück wurde nun großflächig Holzeinschlag betrieben. Mitglieder des NABU fanden nach dem Fällen der Fichten mehrere Horste auf dem Boden, nur noch einzelne Vögel flogen verstört über der entstandenen Lichtung umher. Nach aktuellen Beobachtungen droht der Graureiherkolonie damit zumindest in diesem Jahr das Aus. Gerade einmal drei Horste sind noch vorhanden, in den letzten Tagen konnten aber keine Tiere mehr beobachtet werden. Die Reiher in Hohwacht dürften damit ohne Nachwuchs bleiben.
Als Koloniebrüter sind Graureiher besonders gefährdet, da nach einer derart massiven Störung die gesamte Population einer Region ohne Nachwuchs bleiben kann. Dies ist umso problematischer, da nach den letzen beiden langen harten Wintern bereits erhebliche Verluste bei dieser Vogelart zu beklagen sind. In manchen Kolonien des Landes hatten bereits nach dem Kältewinter 2009/10 im Jahr 2010 weniger als die Hälfte des Vorjahres (2009) gebrütet, der Landesbestand 2010 hat gegenüber dem Vorjahr um über 25 % abgenommen. Dies ist der stärkste Rückgang seit Beginn der regelmäßigen Erfassung der Graureiher in Schleswig-Holstein (Jagd- und Artenschutzbericht 2010, MLUR).
Große Empörung
Der Vorsitzende des NABU Lütjenburg, Carsten Pusch zeigte sich empört über das rücksichtslose Vorgehen des Waldbesitzers hinsichtlich artenschutzrechtlicher Belange: „Hier wurde ohne Rücksicht der Artenschutz mit Füßen getreten!“. Die zuständigen Behörden wurden informiert.
Weitere Informationen
Carsten Pusch, Tel: 0431-567346 oder mobil 0171-5246115
Lothar Sielmann, Tel: 04381- 8341
CPu, LSie 2. April 2011
In den Kolonien von Graureiher und Kormoran in der Haseldorfer Marsch geht es lebhaft zu. Der NABU stellt die Vögel vor. Mehr →