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Jetzt Mitglied werden!Epidemie: Tote Grünfinken an Futterstellen
Nach der großen Epidemie im Jahr 2009 traten auch in den folgenden Jahren an Sommerfutterstellen immer wieder sterbende Grünfinken auf. Der Einzeller Trichomonas gallinae konnte 2009 als Ursache für den Tod von rd. 80.000 Finken von Veterinären mehrfach bestätigt werden. Seitdem wird dem NABU von besorgten Mitbürgern regelmäßig insbesondere aus Süd- und Westdeutschland über ein verstärktes Auftreten von Trichomonaden berichtet. Die Zahlen der Meldungen erreichen noch immer das Ausmaß des Jahres 2009. Der NABU appelliert, auf das Füttern der Tiere im Sommer zu verzichten, Futterstellen jeglicher Art im Winter penibel sauber zu halten und beim Auftreten von kranken oder toten Tieren sofort das Füttern einzustellen.
Für Rückfragen:
NABU Infoservice Tel. 030-284984-6000
JP, akt. 13.05.2024
21. Juli 2009: Die Ursache für das seit Anfang Mai 2009 beobachtete massenhafte Sterben von Grünfinken steht fest: Verantwortlich ist der Einzeller „Trichomonas gallinae“, wie Veterinäre klinisch bestätigt haben. Nach NABU-Schätzungen sind deutschlandweit mehrere zehntausend Wildvögel an Trichomonaden verendet. Der NABU appelliert daher an Vogelfreunde, jetzt keine Gartenvögel zu füttern und Vogeltränken vorübergehend zu schließen, damit sich die Krankheit nicht weiterverbreitet.
„Dies ist das erste infektiöse Massensterben von Wildvögeln, das weite Bereiche der Bundesrepublik betrifft“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Die meist tödliche Krankheit betrifft nicht nur Grünfinken, sondern auch Buchfinken, Kernbeißer, Gimpel, teils auch Elstern, Haussperlinge, Amseln und weitere Arten. Die meisten Fälle wurden in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen sowie in Berlin registriert, aber auch aus dem Saarland sowie aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Bayern gibt es Hinweise, wie der NABU mit Hilfe der Bevölkerung herausfand. Mehr als 200 Hinweise auf kranke, sterbende oder tote Singvögel gingen nach einem NABU-Aufruf ein – sie betrafen weit über tausend Tiere.
Der Aufruf offenbarte bundesweit auch erhebliche Lücken in der Umweltüberwachung. So ist in vielen Fällen unklar, wer für das Monitoring von Krankheitserregern bei Wildvögeln verantwortlich ist. Einige staatliche Untersuchungsämter der Bundesländer lehnen derzeit eine klinische Untersuchung der Tiere aus Kostengründen ab. „Wir sehen hier eine erhebliche Regelungs- und Finanzierungslücke, die bundesweit dringend behoben werden muss“, sagte Schleswig-Holsteins NABU-Geschäftsführer Ingo Ludwichowski. In begründeten Verdachtsfällen müsse es künftig möglich sein, auffälligen ungeklärten Krankheits- und auch Vergiftungserscheinungen in Wildtierpulationen schnell und unbürokratisch nachzugehen.
Als Trichomonaden-Infektionsquelle kommt neben dem direkten Kontakt der Tiere untereinander vor allem Trinkwasser an Futterstellen in Frage, in dem der Erreger bis zu 24 Stunden überleben kann. An solchen Sammelpunkten der Vögel ist die Gefahr der Krankheitsübertragung besonders groß. Der NABU ruft daher dazu auf, Wildvögel im Sommer nicht zu füttern und Vogeltränken vorerst aus dem Garten zu entfernen.
Grünfinkensterben: Trichomonaden sind die Ursache
Bundesweite Verbreitung der tödlichen Krankheit | NABU bittet: Kranke und frischtote Vögel zum Nachweis des Erregers den Veterinärämtern übergeben
29. Juni 2009: Ein rätselhaftes Vogel-Sterben beunruhigt derzeit viele Menschen. Zunächst in Schleswig-Holstein, dann auch in Niedersachen und Nordrhein-Westfalen fanden Vogelfreunde seit Anfang Mai immer öfter sterbende und tote Grünfinken an künstlichen Futterstellen. Jetzt liegen auch Funde aus Sachsen und Bayern vor, womit das Phänomen womöglich bundesweit auftritt. Der NABU will die Umstände des qualvollen Todes vieler unsere Singvögel dokumentieren und die Hintergründe gemeinsam mit Veterinären aufklären.
Zunächst wurden dem NABU vor allem tote Vögel aus Schleswig-Holstein gemeldet. An vielen Futterstellen, die Naturfreunde auch im Sommer betrieben, waren tote Grünfinken aufgefunden worden, ohne dass der Grund dafür ersichtlich war. Futterproben und tote Vögel gelangten schließlich auf Bitten des NABU an das Landeslabor in Neumünster, das die Tiere untersuchte.
Veterinäre gehen derzeit von einem Befall mit 'Trichomonas gallinae' aus (s. Kasten). Der Einzeller, ein Geißeltierchen, wurde kürzlich in NRW vom Staatlichen Veterinärmedizinischen Untersuchungsamt in Arnsberg bei Untersuchungen an toten Grünfinken nachgewiesen. 2008 konnten bereits Trichomonaden bei toten Grünfinken in Norwegen, Irland, England und Schottland bestätigt werden. Der Erreger verursacht Entzündungen des Rachen und Schlundes. Ähnliche Befunde können bei Singvögeln aber auch durch Salmonellen hervorgerufen werden. Es sind daher in jedem Fall weitergehende Untersuchungen zur Klärung der Veränderungen erforderlich. Wichtig ist die Einsendung frisch toter Vögel.
Erkrankte Tiere zeigen gelbliche Beläge auf der Schleimhaut des Schlundes und vereinzelt auch des Rachens. Der Schnabel ist verklebt. Häufig finden sich noch Körner im erweiterten Schlund. Die Tiere sind kurzatmig und wirken matt, apathisch und schlafen überdurchschnittlich viel. Ihr Gefieder ist meist stark aufgeplustert. In der Regel sterben die Tiere nach kurzer Krankheitsdauer an der Infektion. Andere Arten wie Buchfink, Gimpel, Stieglitz und Kernbeißer sind aktuell ebenfalls betroffen. Trichomonadosen sind ebenfalls von Tauben („gelber Knopf“), Hühnern und Greifvögeln bekannt. Sie sind hochgradig infektiös und übertragen sich rasch von einem Tier auf das andere. Für Menschen ist der Erreger dagegen harmlos.
2. Juni 2009: Das rätselhafte Sterben von Grünfinken hält weiter an. Auch in den letzten Tagen wurden tote Vögel an Futterstellen gemeldet. Es mehren sich zudem die Hinweise, dass nicht nur Grünfinken, sondern auch Buchfinken, Gimpel und Stieglitze betroffen sein könnten. Sperlinge und Meisen bleiben aber bislang ohne erkennbare Symptome. Mittlerweile wurden tote Vögel - mindestens 200 Tiere - aus ganz Schleswig-Holstein gemeldet. Der NABU erhielt aber auch Hinweise auf tote gefiederte Futtergäste aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, bei denen zuvor die selben Sympthome auftraten.
Ohne Ergebnis blieben bislang entsprechende Untersuchungen des Schleswig-Holsteinischen Landeslabors, das einige der toten Tiere obduziert hat. Sie wiesen keine Krankheiten und Parasiten auf, die in der Gesamtheit das Geschehen erklären könnten. Am Donnerstag sollen erste Ergebnisse zu den untersuchten Futterproben vorliegen. Der NABU bittet weiterhin die Bevölkerung um erhöhte Aufmerksamkeit. Von einer Fütterung der Tiere kann bis zur Klärung des Sachvberhaltes auch weiterhin nur nur abgeraten werden.
22. Mai 2009: Ein rätselhaftes Sterben von Grünfinken beunruhigt zur Zeit Schleswig-Holsteins Naturfreunde. U.a. in Ostermarkelsdorf, Niendorf, Heiligenhafen, Großenbrode, Scharbeutz, Lensahn und in Malente (Kreis OH) fanden Vogelfreunde seit Anfang Mai 2009 gehäuft tote Grünfinken an ihren das ganze Jahr über betriebenen Futterstellen sowie verteilt im ganzen Ort. Einzelne Totfunde liegen nun auch aus Lübeck-Hochschulstadtteil und Schlutup sowie aus Oldenburg vor. In Mölln (Kreis RZ) fehlen seit einigen Tagen Grünfinken an sonst stark frequentierten Futterstellen. Am 20. Mai 2009 sind nun auch tote Finken in Eckernförde (Kreis RD) gefunden worden. Aus Bad Oldesloe liegen ebenfalls Totfunde vor. Ob weiter entfernt liegende Orte in Nordfriesland (Langenhorn) ebenfalls betroffen sind, bleibt noch offen. Hinweise kommen in den letzten Tagen auch aus Wesselburen (Kreis HEI) und dem Kreis FL.
Nach Recherchen des NABU besteht wegen teilweiser Gemeinsamkeiten beim Kauf des Futters der Verdacht, dass das mit Erdnüssen und Rosinen versetzte, teils aber auch nur aus Sonnenblumenkernen bestehende Vogelfutter, mittelbar oder unmittelbar von einer Ostholsteiner Firma stammend, die Ursache für das Sterben sein könnte. Dem Verdacht wird derzeit nachgegangen. Einige der toten Grünfinken sind zudem zur Klärung der Todesursache eingefroren worden. Bislang hat der NABU Kenntnis von mind. 120 toten Grünfinken. Andere die Futterstellen besuchende Arten wie Meisen, Rabenvögel und Haussperlinge sind nach Informationen der Melder bislang nicht in dieser Zahl betroffen. Ggf. erkranken aber auch einzelne Buchfinken. Grünfinken gelten bei Vogelhaltern als anspruchsvoll und empfindlich. Auffallend ist der zumeist selbe Verlauf des "Krankeitsbildes" bei den Finken. Sie kommen zunächst aufgeplustert zur Futterstelle, werden dann immer "zahmer" und apathischer, um dann nach zwei bis drei Tagen zu sterben.
Der NABU hat das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume LLUR in Flintbek um eine Untersuchung der Proben und Aufklärung des Sachverhalts gebeten. Einige der toten Tiere wurden im Veterinärmedizinischen Untersuchungsamt (Landeslabor) in Neumünster obduziert. Eine erste Sektion ergab bei den toten Tieren keine Befunde, die das Sterben erklären könnten. Salmonellen und andere Krankheiten werden derzeit vom Landeslabor als Ursache weitgehend ausgeschlossen. Die Untersuchungen zu den Futterproben laufen derzeit noch und sollen Ende nächster Woche abgeschlossen sein.
Bitte an Bevölkerung
Der NABU bittet die Betreiber von Vogelfütterungseinrichtungen im Land, bis zur Klärung des Sachverhaltes die Fütterung einzustellen.
ILu, akt. 29. Juni 2009