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Jetzt Mitglied werden!Der Wolf
Auf leisen Pfoten unterwegs in Schleswig-Holstein
Seit dem Jahr 2000 gibt es in der Bundesrepublik wieder Wölfe. Abgewanderte Tiere aus Polen hatten sich auf natürliche Weise in der Lausitz auf einem Truppenübungsplatz angesiedelt. Das Hauptvorkommen der Wölfe liegt derzeit im östlichen Teil Deutschlands im nordöstlichen Sachsen und südlichen Brandenburg. Von dort haben Wölfe auch andere Bundesländer besiedelt. Bereits seit 1990 steht der Wolf in Europa unter ganzjährigem Schutz, was seine Ausbreitung begünstig hat. Im April 2017 befanden sich in Deutschland vermutlich 60 Rudel, 13 Paare und 3 residente Einzeltiere. Die Gesamtzahl der Wölfe verändert sich - wie auch bei anderen Tierarten - stetig. Die letzte Momentaufnahme kann auf dieser Seite abgerufen werden.
Ein Rudel in Deutschland besteht im Durchschnitt aus etwa acht Tieren. Hinzu kommen mehrere Einzelwölfe, die zum Teil standorttreu oder auch auf Wanderung sind. Im standardisierten Monitoring von Wölfen werden lediglich die erwachsenen, fortpflanzungsfähigen Tiere gezählt und dann als Einzelwölfe, Paare (potentielle zukünftige Rudel) und Rudel eingeordnet.
Der erste schleswig-holsteinische Wolf ist am 23. April 2007 zurückgekehrt. In der Nähe von Süsel bei Eutin / Kr. Ostholstein wurde das Tier am frühen Morgen an der B76 überfahren. Genetische Untersuchungen ergaben, dass es aus demselben Genpool stammt wie die Wölfe, die Sachsen besiedelt haben.
Mit der Zunahme von Wolfsnachweisen in Brandenburg und Sachsen, aber auch in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Wölfe bei uns auch dauerhaft ansiedeln werden. Wir sind aber derzeit vor allem Durchgangsgebiet für Wölfe: Von Schleswig-Holstein aus wanderten Wölfe mehrfach schon nach Dänemark ein. Einzeltiere haben sich bei uns bislang immer nur zeitweise aufgehalten. Es bleibt noch viel zu tun, sollen nicht Vorurteile die auch in Schleswig-Holstein aufkommende Diskussion bestimmen, aber auch weitere Einwanderer - wie der Erstnachweis des Wolfes nach mehr als 150 Jahren - kläglich auf der Straße verenden.
Aktuelles: Entnahme von verhaltensauffälligen Wölfen
Stellungnahme des NABU
Im Kreis Pinneberg haben nach Informationen des MELUND genetische Untersuchungen ergeben, dass für verschiedene Schafsrisse ein und derselbe Wolf verantwortlich ist. Seit dem 28. November 2018 wurden acht Rissvorfälle im Kreis Pinneberg bzw. Steinburg registriert, in denen Schäferinnen und Schäfer Herdenschutzzäune im Sinne der Empfehlungen des zuständigen Umweltministeriums MELUND in Kiel ordnungsgemäß aufgestellt hatten, diese aber von einem Wolf überwunden wurden. Ein Antrag auf Abschuss wurde vom Land selbst gestellt.
Der NABU stellt dazu fest: Der NABU setzt sich für den nachhaltigen Schutz des Wolfes ein. Er begrüßt die Rückkehr des Beutegreifers nach Deutschland und Schleswig-Holstein. Der Wolf steht dabei unter besonderem gesetzlichen Schutz. Nur unter eng gefassten Bedingungen befürwortet der NABU in Ausnahmefällen die Entnahme von verhaltensauffälligen Wölfen. Die unspezifische, generelle Bejagungsmöglichkeit und die Einrichtung von "wolffreien Gebieten" lehnt der NABU strikt ab.
Bedingungen für die Entnahme
Ein Wolf sollte zum einen dann entnommen werden, wenn er sich dokumentiert mehrfach in erkennbar aggressiver Weise Menschen nähert. Derartige Fälle sind allerdings in Europa extrem selten.
Wirtschaftliche Schäden durch den Wolf können dann eine Entnahme rechtfertigen, wenn es ein Wolf gelernt hat, die als abweisend geltenden Schutzzäune für Schafe zu überwinden. Wie ein wolfsabwehrender Zaun dabei aussieht, wird regelungsgemäß auf Grund von regionalen Besonderheiten und in Abwägung mit Belangen wie Windlasten und Bodenverhältnissen vom jeweiligen Bundesland definiert. Entscheidend ist dabei weniger die Zaunhöhe, sondern die Art des Aufbaus wie die peramanente Kontrolle und Stromführung.
In der Regel ist davon auszugehen, dass der Wolf zuvor durch unzureichend gesicherte Herdern auf Schafe als Nahrung konditioniert wurde. Diese Tiere drohen, ihr erlerntes Verhalten an andere Wölfe weiterzugeben. Damit könnten sich derartige Ausnahmefälle insgesamt ausweiten - auch zu Lasten der allgemein guten Akzeptanz des Wolfs in der Bevölkerung. Daher fordert der NABU in Gebieten mit Wolfsvorkommen, dass Schafhalter ihre Tiere wolfsabweisend einzäunen müssen. Wenn dies nicht erfolgt, fordert der NABU, die Ausgleichszahlungen für Schafrisse in Höhe von 100 % des Schadens komplett zu streichen. Wie Erfahrungen im südlichen Schleswig-Holstein zeigen, meidet ein Wolf, der einmal Kontakt mit einem elektrischen Sicherungszaun gemacht hat, auf diese Art geschützte Schafherden. Eine Koexistenz von Schafhaltung und Wölfen ist also möglich.
Entnahme von Einzeltieren
Ein Abschuss des Tieres ist nur in absoluten Ausnahmefällen zu ermöglichen. Er ist nur dann gerechtfertigt, wenn ein Berufsschäfer betroffen und zu befürchten ist, dass ein verhaltensauffälliger Wolf wiederholt einen anerkannten Schutzzaun überwinden wird, wodurch im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes ein "erhebliche landwirtschaftliche Schäden" auftritt. Schließlich darf keine realistische Alternative existieren, diesen Wolf vom Überwinden der Zäune und damit von weiteren Schafsrissen abzuhalten. Diese Bedingungen liegen nach Ansicht des NABU in diesem konkreten Einzelfall vor.
Hey, ILu akt. 7. Februar 2019
FAQ
Die Akzeptanz von Wölfen in Deutschland ist nach wie vor hoch. Das zeigt eine repräsentative Umfrage, die der NABU anlässlich des Tages des Wolfes am 30. April in Auftrag gegeben hat. Insgesamt 77 Prozent der Befragten finden es erfreulich, dass Wölfe wieder hier leben. Mehr →
Mehrfach wurde Kritik an der Position des NABU zum Abschuss des Wolfes „GW924m“ geäußert. Der NABU hält den Entschluss des Schleswig-Holsteinischen Umweltministeriums für nachvollziehbar und begründet seine Position ausführlich. Mehr →
Der NABU Schleswig-Holstein nimmt Stellung zu wesentlichen Aspekten und Fragestellungen in der Diskussionen um den Wolf und die Schafhaltung. Im Kreis Pinneberg sind Schafe hinter einem wolfssicheren Zaun gerissen wurden. Mehr →
Gute Nachricht für den Wolf und andere geschützte Arten: Sie dürfen auch künftig nur bei nachgewiesenen ernsten wirtschaftlichen Schäden getötet werden. Details zum erforderlichen Herdenschutz bleiben aber offen. Mehr →
Wolfsmanagement in Schleswig-Holstein
Wolfsbetreuer und Rissgutachter
Der NABU begleitet die Ankunft von Isegrim in unserem Bundesland im Rahmen des schleswig-holsteinischen Wolfsmanagementplans mit. Der NABU Schleswig-Holstein unterstützt das Wolfs-Management des Landes durch ehrenamtliche Wolfsbetreuer und Rissgutachter. Ausserdem ist der NABU Mitglied des “Runden Tisch Wolf” des Landesumweltministeriums (MELUND).
ILu akt. 22. Januar 2019
Weitere Informationen für Schleswig-Holstein
Aktuelles zum Thema WOLF
Der NABU hat sich mit einem offenen Brief an Abgeordnete im Kieler Landtag gewandt. Anlass sind jüngste Darstellungen zum Konflikt-Thema "Wolf und Schafhaltung". Mehr →
Seit dem Jahr 2000 leben wieder Wölfe in Deutschland – anfangs eine Sensation, heute Alltag. Trotzdem arbeitet der NABU seit der Rückkehr der Wolfes konsequent an dem Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf. Alle Aktivitäten finden Sie in der interaktiven Karte. Mehr →
Die Diskussion um den Wolf hat nach einer Schafattacke neuen Auftrieb bekommen. Rechtfertigt das, den Vorfall polemisch auszuschlachten, wie es Ex-Ministerpräsident Carstensen und Hauke Göttsch versuchen? Der NABU fordert in einem offenen Brief mehr Sachlichkeit. Mehr →
Nur mit Mühe ließ sich ein Wolf am Samstag im schleswig-holsteinischen Mölln durch einen Wolfsberater und den Landwirt von einer Schafherde vertreiben. Der NABU fordert, die Ursache dieses Verhaltens schnell aufzuklären. Mehr →
Der NABU Schleswig-Holstein überreichte am 14. März 2013 dem schleswig-holsteinischen Umweltminister Dr. Robert Habeck eine Wolfsfamilie in Lebensgröße. Die Wölfe sind Ausstellungsobjekte des bundesweiten NABU-Projekts „Willkommen Wolf“. Mehr →
Durch genetische Untersuchungen konnte 2012 im Kreis Segeberg ein Wolfsrüde bestätigt werden. Damit ist nach 2007 Schleswig-Holstein wieder Wolfsland. Wie es mit seiner Population aussieht, berichtet der NABU Schleswig-Holstein. Mehr →