Knickholz - Foto: Ingo Ludwichowski
Knickpflege, wie sie sein sollte
Regelmäßig auf den Stock
Alle 10 - 15 Jahre sollen Knicks "auf den Stock gesetzt" oder "geknickt", d.h. die Stockausschläge tief unten abgesägt werden. Als "Stock" wird der Wurzelstubben bezeichnet, "Stockausschläge" nennt man die Schösslinge, die in der letzten Knickperiode gewachsen sind. Nach dem Schnitt treiben die Gehölze an den Stubben wieder aus, wachsen dicht hoch und können so ihre Funktionen als Windbremse, Brutplatz für Vögel und Nahrungsquelle für viele Tierarten erneut erfüllen.
Überalterte Knicks
Wird dagegen auf das Knicken verzichtet, wachsen die Gehölze aus, d.h. sie bilden Baum ähnlich eine Krone, verkahlen aber in ihren unteren Abschnitten. Der Knick wird licht und verliert damit seine typischen Schutzfunktionen. Viele Jahrzehnte überalterte Knickgehölze sollte man aber nicht mehr auf den Stock setzen, da bei vielen Gehölzarten mit zunehmendem Alter das Stockausschlagsvermögen nachlässt und dadurch der Knick vollends zu verlichten droht. Immerhin ist auch ein stark überalterter Knick, selbst wenn er eher als Baumreihe denn als Hecke wirkt, keineswegs ökologisch bedeutungslos.
Beim Knicken werden jüngere Gehölze ungefähr eine Hand breit über dem Boden gekappt, ältere, bereits mehrmals geknickte kurz über dem alten Stubben. "Überhälter", also den Knick überragende, meist ältere Bäume wie Eiche oder Rotbuche, sollten grundsätzlich stehen gelassen werden.
War zu historischer Zeit das Knicken mit Handsäge, Axt und Beil ein mühsames Geschäft, hat die Motorsäge diese Arbeit wesentlich erleichtert. Mittlerweile werden aber immer mehr Wallhecken maschinell heruntergenommen. Besonders schnell - und damit kostengünstig - lässt sich mit der Knickschere arbeiten: Der Arm eines Baggers endet in einer hydraulisch betriebenen Zange, mit der die Gehölze gepackt, abgekniffen und vor dem Knick in Reihe oder gehäuft beiseite gelegt werden. Dieses Verfahren geht allerdings nicht besonders schonend mit dem Knickbewuchs um. Der hohe Pressdruck der Knickschere (sie schneidet nicht, sondern kneift wie eine Keifzange) lässt stärkere Stubben häufig regelrecht zerplatzen. Ruckt die Maschine am gefassten Gehölz, bevor es ganz abgetrennt ist, können Stücke des Stumpfes heraus brechen; manchmal wird sogar der gesamte Stubben gelockert und die Feinwurzeln reißen ab. In die Wunden dringen Pilze und Feuchtigkeit, die zu Fäulnis führen.
Knickschere
Auch wenn derart betroffene Stöcke wieder ausschlagen, besteht die Gefahr, dass die im Laufe der folgenden Jahre aufgewachsenen Stockausschläge bei starkem Winddruck den angefaulten Stubben auseinanderhebeln und ausbrechen. Die Folgen einer unsachgemäßen Knick-"Pflege" werden also erst etliche Jahre später deutlich.
Zum Erhalt der Vitalität der Knickgehölze sind also glatte Schnittflächen an den Stubben nötig, die tiefes Eindringen von Fäulniserregen verhindern. Setzt die Knickschere bei stärkeren Gehölzen nicht unten, sondern in etwa 1 Meter Höhe an, lassen sich die Stummel zügig mit der Motorsäge abnehmen. Das ergibt nicht nur saubere Schnitte, sondern auch maßgerechtes, gutes Brennholz. Nachgesägt werden kann auch mit einer maschinell betriebenen Kreissäge.
Aus Naturschutzsicht sollten in einem Bereich nicht sämtliche Knicks im gleichen Jahr herunter genommen werden. Ein Nebeneinander verschiedener Altersstufen gewährt eine hohe ökologische Vielfalt. Bei Doppelknicks empfiehlt es sich deshalb, die Seiten um einige Jahre zeitversetzt auf den Stock zu setzen.
Auf jeden Fall sind die bundes- und landesrechtlichen Fristen vom 1. Oktober bis zum 28. Februar zu beachten. Zudem sollte ein Knick nicht vor dem Laubabfall abgenommen werden.
Das anfallende Knickholz sollte nach Möglichkeit zu Heizzwecken genutzt werden. Auf keinen Fall darf das Reisig auf den Knick gepackt werden, weil es dort die Vegetation unterdrücken würde. Lässt man es, zu Haufen geschichtet, in einer Ecke der Koppel verrotten, können dort Wiesel, Igel, Spitzmäuse, Blindschleiche, Lederlaufkäfer und andere Tierarten Unterschlupf finden. Oft findet sich für das Reisig weder Lagerplatz noch Verwendungszweck, so dass es auf der Koppel verbrannt werden muss. Das Verbrennen auf dem Knickwall ist unzulässig!
Richtige Knickpflege auf einen Blick
- Den Knick regelmäßig etwa alle 10 bis 15 Jahre Auf-den-Stock-setzen
- Gehölze eine Hand breit über dem Boden oder dicht über dem Stockausschlag abschneiden.
- Baumstubben und Wall beim Einsatz von Großgeräten schonen
- Überhälter in 30 bis 50 Metern Abstand stehen lassen.
- Knickpflegemaßnahmen nur in den bundes- und landesrechtlich vorgeschriebenen Fristen vom 1. Oktober bis 28. Feburar durchführen (Schutz der Brutvögel)
- Schnittholz vom Knickwall entfernen.
- Ausbessern (Aufsetzen) des Knickwalls nach dem Knicken, wo immer möglich.
- Abschnittsweise knicken, kein großräumiger Kahlschlag.
- Keine Bearbeitung mit dem Schlegler, also keine Umwandlung der Knicks in einfache Hecken.
- Keine Ablagerungen (Feldsteine) auf dem Knick
- Bei Weidenutzung der angrenzenden Flächen den Knick in einem Meter Abstand einzäunen.
- Mindestens ein, möglichst aber zwei bis vier Meter breite Saumstreifen anlegen und diese alle 3 bis 5 Jahre mähen.
ILu; JP akt. 13. März 2017