Agrarfunktionären fehlen Humor und Einsicht
NABU: Bauernregeln des Umweltministeriums tolle Idee!
Neumünster, 6. Februar 2017 – Beim NABU Schleswig-Holstein kann man sich ein Schmunzeln über die neuen, gelungenen Bauernregeln des Bundesumweltministeriums nicht verkneifen. Die Regeln sind Teil der Kampagne „Gut zur Umwelt. Gesund für alle“, mit der das Ministerium für eine nachhaltige Landwirtschaft wirbt. „Mit den neuen Bauernregeln werden bekannte Fakten und Probleme in der Landwirtschaft humoristisch auf den Punkt gebracht“, sagt Hermann Schultz, Landesvorsitzender des NABU Schleswig-Holstein. „Landwirte werden jedoch weder pauschal verunglimpft, noch wird die gesundheitliche Unbedenklichkeit landwirtschaftlicher Produkte in Frage gestellt, wie dies jetzt Agrarlobbyisten vielfach in verärgerten Kommentaren behaupten, ohne sich mit dem Kern der Aussagen zu beschäftigen.“ Mit den Regeln wird deutlich auf Probleme aufmerksam gemacht, die der Bauernverband und das „Bundesbauernverbandsministerium“ durch ihre Weigerung, offensichtlicher Fehlentwicklungen wie etwa beim Düngerecht wahrzunehmen und gegenzusteuern, weiter befördern.
Die neue Bauernregel „Haut Ackergift die Pflanzen um, bleiben auch die Vögel stumm“ ist leider traurige Realität, die man auch nicht schönreden kann. Insbesondere bei den früher häufigen Vögeln der Agrarlandschaft zeichnet sich in den letzten Jahrzehnten ein besorgniserregender Rückgang ab. In leicht landschaftlich an Schleswig-Holstein angepasster Form trifft daher ebenfalls die Bauernregel „Gibt‘s nur Mais auf weiter Flur, fehlt vom Kiebitz jede Spur!“ genau die bestehende Fehlentwicklung im Land zwischen den Meeren.
Mit den Bauernregeln macht das Bundesumweltministerium auf Beeinträchtigungen von Gewässern, biologischer Vielfalt und Tierwohl durch weit verbreitete landwirtschaftliche Praktiken aufmerksam. „An diesen Problemen hat auch die landwirtschaftliche Förderpolitik der letzten Jahre nicht viel geändert. Ein Umdenken muss her. Unsere Steuergelder dürfen in der Landwirtschaft nicht weiterhin mit dem Gießkannenprinzip ausgegeben werden, sondern müssen stärker an öffentliche Leistungen wie zum Beispiel für effektive Natur- und Umweltschutzmaßnahmen gebunden sein“, fordert Schultz.
Wer aktiv etwas gegen die Fehlentwicklung unternehmen will, kann dies jetzt tun. Seit Februar 2017 sind alle Bürgerinnen und Bürger in der EU gefragt: In einer groß angelegten Online-Befragung können sie ihre Meinung zur Agrarförderung an die EU richten. Die Ergebnisse sollen in die europaweite Debatte zur Neuausrichtung der Agrarpolitik einfließen. Ihre Meinung kundtun können Sie unter der Internetadresse: https://ec.europa.eu/eusurvey/runner/FutureCAP?surveylanguage=DE.
Kontakt
Ingo Ludwichowski, mobil 0160-96230512