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Jahresbericht 2013 des NABU Schleswig-Holstein
Besonderer Einsatz für Natur und Umwelt
Erfolgreiche Klage A20 bei Bad Segeberg
Den NABU haben auch im Jahr 2013 wieder zahlreiche Themen beschäftigt: Lange in Erinnerung bleiben wird der Erfolg, den der NABU gemeinsam mit dem BUND mit dem positiven Urteilsspruch des Bundesverwaltungsgerichtes in Leipzig zum Neubau der A20 bei Bad Segeberg für sich verbuchen konnte. Nach zweitägiger Verhandlung Ende Oktober 2013 erklärte der Senat am 6. November 2013, dass der Planfeststellungsbeschluss „rechtswidrig und nicht vollziehbar“ und damit der Autobahnbau in dieser Form u.a. wegen einer maßgeblichen Beeinträchtigung der Fledermaus-Flugwege zum Segeberger Kalkberg und der mangelhaften Alternativenprüfung gestoppt ist. Positiv: Die Schuldigen an der Verzögerung des Autobahn-Baus wurden von der Öffentlichkeit berechtigterweise in den früheren Landesregierungen und der Straßenbauverwaltung des Landes ausgemacht, indem sie eine vom NABU mehrfach seit Jahren gerügte, unprofessionelle Planung vorlegten.
Die Klagerechte der Naturschutzverbände standen nur bei Wenigen vor allem aus politischen Motiven zur Disposition, die statt auf Bürgerbeteiligung auf eine Beschneidung von Rechten der Zivilgesellschaft setzen und nicht verstehen wollen, dass der NABU in einem Klageverfahren nur die Einhaltung rechtlicher Umweltstandards einfordern kann. Der gute Ausgang des Verfahrens hatte seine Ursache auch in der hervorragenden fachlichen Zuarbeit der Aktiven vor Ort, die sich seit Jahren aufopferungsvoll und professionell engagiert haben, und ist nun Ansporn für die NABU-Aktiven, die bis heute erhebliche Anstrengungen in die Klage gegen die auch wirtschaftlich unnötige Elbvertiefung investieren.
Kein Schutz für Schweinswale und Meeresenten
Enttäuschend war das erfolglose Engagement des NABU für einen besseren Schutz von Schweinswalen und Seevögeln in der Ostsee vor der Stellnetzfischerei. War der grüne Umweltminister Robert Habeck hier noch mit großem Elan gestartet, so zog er für alle überraschend seinen Kompromiss-Entwurf für eine neue Küstenfischereiverordnung kurz vor dem Ziel zurück. Stattdessen setzt er wie seine „schwarzen“ Vorgänger allein auf das Instrument der freiwilligen Vereinbarung, das sich bislang noch bei keiner Gelegenheit als wirklich Fortschritt bringend erwiesen hat. Großes Unverständnis herrscht beim NABU auch deshalb, weil beim Schutz der Knicks – wesentliche auch naturgestaltende Elemente unserer Kulturlandschaft – trotz heftiger polemischer Attacken seitens organisierter Bauernverbandsvertreter ein Kompromiss als Verordnung umgesetzt wurde, der zwar nicht in allen Fällen den Anforderungen des Naturschutzes entspricht, aber doch insgesamt nach Jahren des Abbaus der Rechte der Natur nun neue Chancen für die Sicherung unseres wichtigen Kultur- wie Naturerbes bietet.
Rolle Rückwärts beim LJV
Dass der Landesjagdverband zu Beginn der Jahres die Chance eröffnet haben wollte, gegen den eben erst zurückgekehrten Wolf mit dem Gewehr vorzugehen, zeigt ebenso wie sein „Dauerfeuer“ gegen die Einführung bleifreier Munition, wie fachlich und gesellschaftlich rückständig dieser Nutzerverband derzeit aufgestellt ist. Die Änderung der Landesjagdzeitenverordnung wurde vom Ministerium Anfang 2013 in Angriff genommen und schließlich auch verabschiedet. Entsprechend sind Elster, Möwen und viele weitere Arten nicht mehr sinnlos bejagbar.
Kein Fracking!
Mit einem eigenen Positionspapier hat sich der NABU auch in die Diskussion um das Fracking eingebracht, mit dessen Hilfe sonst unergiebige Öl- und Gasvorkommen erschlossen werden sollen. Der NABU lehnt Fracking wie auch die Ölförderung im Wattenmeer-Nationalpark kategorisch ab. Begleitet wurde vom NABU an der Westküste die naturschutzfachliche Bewertung potentieller Hochspannungstrassen, die für Vögel zur tödlichen Falle werden kann, für den in Schleswig-Holstein produzierten Windstrom. Nicht zuletzt auch dank des Engagements des NABU ist die völlig überflüssige, geplante Höchstspannungstrasse Kiel – Göhl (OH) im Bundesnetzwegeplan zumindest zunächst aus dem Rennen. Erst nach längeren Verhandlungen konnte eine Berücksichtigung der Situation von Großvögeln wie dem Seeadler im Umfeld von Eignungsgebieten für die Windenergie erreicht werden, obgleich die Brutbereiche nach einem Papier des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume LLUR für Windenergieanlagen eigentlich strikt tabu bleiben sollten.
Bottsand wieder erlebbar gemacht
Mit der Wiedereröffnung der NABU Naturstation Bottsand an der Kieler Außenförde konnte der NABU die In-Stand-Setzung seiner Infrastruktur an der Ostseeküste einen weiteren Schritt voranbringen. Auch im Naturschutzgebiet (NSG) Holnis an der Flensburger Förde wurde die Unterkunft für die Betreuer umfangreich erneuert. Mit den Arbeiten zum Neubau der NABU-Naturinfo am Schwansener See wurde in diesen letzten Tagen des vergangenen Jahres begonnen. Zu Beginn der Brutsaison 2014 finden die Freiwilligen bei ihrer Tätigkeit im NSG nun ein modernes, an die Landschaft angepasstes Gebäude bezugsfertig vor.
Kormorane müssen geschützt werden!
Die beiden HDTV-Kormoran-Webcams in Wallnau lieferten auch in diesem Jahr aufregende Bilder aus der dortigen Kolonie. So dokumentierten sie die Attacken von Füchsen und Seeadlern auf die bodenbrütenden Tiere und entkräfteten verbreitete, aber sachlich falsche Vorstellungen über den zu Unrecht verfolgten Fischfresser, der entgegen der Vorstellungen von Fischern und Anglern durchaus Feinde hat. Der NABU hat daher 2013 das Umweltministerium erneut aufgefordert, die weiter andauernde, ungerechtfertigte Tötung fußend auf einer fachlich unsinnigen Kormoranverordnung zu verbieten.
Big Brother im NSG Graswarder
Im NSG Graswarder bei Heiligenhafen sind mit Unterstützung der BINGO-Lotterie und der Klara-Samariter-Stiftung zwei hochwertige Infrarot-Kameras im Einsatz, um dort offene Fragen zur nächtlichen Prädation in Seevogelkolonien zu klären. Der NABU erweitert mit seiner Forschung die Basis für einen effektiven Schutz der Natur in seinen über 50 betreuten Naturschutzgebieten.
Gefährliche Funde am Strand
Beim Thema „Munition im Meer“ ging es dem NABU vor allem darum, für die Notwendigkeit, die Altlasten zweier Weltkriege zu beseitigen, mehr Verständnis zu finden. In den Fokus der Öffentlichkeit gelangt das Thema gehäuft auch durch verstärkte Funde von Sprengstoff und anderen Inhaltsstoffen von Minen, Granaten und Torpedos am Ostseestrand. Offensichtlich geben die nun langsam durchrostenden, mindestens 1,7 Mio t umfassenden Munitionsbestände in deutschen Küstengewässern die gefährlichen Inhalte frei. Der NABU hat am 8. April 2014 zusammen mit dem Kampfmittelräumdienst und dem Umweltministerium in Eckernförde über „gefährliche Funde am Strand“ im Rahmen des Programmes des Bildungszentrums für Natur, Umwelt und ländliche Räume, der ehemaligen Umweltakademie, eine Informationsveranstaltung für Strandläufer und Multiplikatoren an der Küste durchführen. Der tragische Phoshor-Unfall an der Küste bei Hohenfelde (PLÖ) gibt dem Thema ein besonderes Gewicht.
Dauergrünland muss erhalten werden!
Vom NABU und anderen Umweltverbänden ausdrücklich begrüßt wurde der Wille des Ministers, den Schutz des Dauergrünlands über die EU-Minimalforderungen hinaus zu gewähren. Die dazu erlassene Verordnung enthält jedoch zu viele Ausnahmeregelungen, als dass damit die mit dem Grünlanderhalt verbundenen Ziele des Grundwasser-, Klima- und Biotopschutz erreicht werden können. Überdies blieb der Versuch, artenreiches, mesophiles Grünland unter gesetzlichen Biotopschutz zu stellen, - vorerst - auf der Strecke, weil manche Parlamentarier der Regierungsfraktionen nicht mit zogen.
Online-Präsenz ausgebaut
Der Internet-Auftritt des NABU Schleswig-Holstein wurde kontinuierlich weiter ausgebaut und liefert heute weitreichende Sachinformationen zur Situation des Umwelt- und Naturschutzes im Land zwischen den Meeren. Zur Steigerung der öffentlichen Wirkung des NABU trägt auch der neue Facebook-Auftritt des NABU Schleswig-Holstein bei, der von einem dreiköpfigen Team initiiert wurde und schon Nachahmer in den Reihen der NABU-Gruppen gefunden hat. Den aktuellen Inhalten zum Umwelt- und Naturschutz im Land zwischen den Meeren folgen derzeit fast 700 Personen.
Im Jahr 2013 verliefen unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit auch die public-science-Aktionen des NABU „Stunde der Gartenvögel“ und „Stunde der Wintervögel“ wieder äußerst erfolgreich. Dass Rabenvögel auf den Bestand häufiger anderer Singvögel keinen negativen Einfluss nehmen, konnte dabei eindrucksvoll bestätigt werden.
Große Zustimmung für den NABU
Die positive Mitgliederentwicklung schreitet auch beim NABU in Schleswig-Holstein weiter voran. Zum Jahresende bekennen sich über 20.000 Bürgerinnen und Bürger zu den Zielen des Umwelt- und Naturschutzes.
ILu 20. Mai 2014
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