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Jahresbericht 2005 des NABU Schleswig-Holstein
Eine Übersicht
Rückschritte in der Naturschutzolitik
In seinem Jahresabschluss 2005 blickt der NABU auf ein erfolgreiches Jahr 2005 zurück, das allerdings in Sachen "Politik" von erheblichen Rückschritten im Bereich Naturschutz überschattet wird. "Mehr denn je war das Engagement des NABU darin gefragt, die `Rolle rückwärts´ des CDU-geführten Landwirtschaftsministeriums mit dessen einseitiger, ideologisch geprägter Klientelpolitik kritisch und öffentlichkeitswirksam zu hinterfragen", zieht NABU Landesvorsitzender Hermann Schultz sein Resumee für das vergangene Jahr. Im Landtagswahlkampf stellte der NABU zuvor allen Parteien Fragen zur angestrebten Umweltpolitik im Lande.
Im Streit um den Ausbau des Lübecker Flughafens erreichten NABU und BUND einen bundesweit beachteten, eindeutigen Richterspruch, der die Flughafenbetreiber in ein neues Planfeststellungsverfahren zwingt. Dass NABU-Vogelzählungen zurecht als Grundlage für die Ausweisung von Eiderstedt als Vogelschutzgebiet dienten, bestätigten selbst die härtesten Widersacher in eigenen Untersuchungen des Jahres 2004. Das Ministerium rückt jedoch trotzdem zunehmend von der fachlich notwendigen Ausweisung ab.
Der Fledermausschutz konnte weiter ausgebaut werden. Zur "Nacht der Fledermäuse" trafen sich über 5.000 Besucher am Kalkberg in Bad Segeberg. Das Fledermauszentrum "Noctalis" nimmt unter Beteiligung des NABU Gestalt an.
Die NABU-Aktion "Stunde der Gartenvögel" konnte rd. 4.300 TeilnehmerInnen mobilisieren, die eigenen Vögel im Garten zu zählen. Der Bestand des Weißstorchs in Schleswig-Holstein hat mit 170 Paaren im Jahrt 2005 den absoluten Tiefststand erreicht. Er ist derzeit nur durch Zuwanderung aus anderen Regionen zu stabilisieren, da auch die Zahl der Jungvögel für das Überleben zu gering ist.
In der Betreuung der 48 NABU Naturschutzgebiete sind große Erfolge vorzuweisen: An der Eidermündung sorgt der NABU dafür, dass sich die Bestände an Wiesenvögeln gegen den allgemeinen Trend erholen, teilweise deutlich zunehmen. Die notwendig gewordene Absage der NaturErlebnisTage 2005 im Katinger Watt sorgte bundesweit bei Interessierten für Empörung - zum Schaden für den Tourismus in der Region.
Koniks als Landschaftspfleger
Koniks beginnen im Meldorfer Speicherkoog mit der intensiven Biotoppflege. Neue Angebote für Freiwillige entstanden im dortigen NABU Nationalparkhaus. Am NSG Graswarder entwickelt sich der neue Beobachtungsturm zum Wahrzeichen der Region. Eine Internetkamera überträgt in der Brutsaison Bilder aus der dortigen Sturmmöwenkolonie. Zum Jahresende ist das neue NABU-Gebäude auf der Hamburger Hallig im Nationalpark, gegen dessen Kommunalisierung der NABU protestiert, nahezu bezugsfertig.
Erfolgreich verlief auch der Umzug der Landesgeschäftsstelle in neue Räumlichkeiten in der Färberstraße 51 in Neumünster. Zum Jahresende bekennen sich rd. 16.200 Mitglieder zum NABU und machen ihn damit in Schleswig-Holstein zum stärksten Sprachrohr der Natur. Zur deutlichen Wahrnehmung in der Öffentlichkeit tragen sowohl das NABU Magazin "Betrifft: Natur" wie auch die Internetseiten www.NABU-SH.de bei, über die so häufig wie nie zuvor Informationen über ein weites Spektrum an eingestellten Themen abgerufen wurden.
Die highlights der NABU Aktivitäten im Einzelnen:
Lobbyist in Sachen Natur
Im Naturschutz hat die neue Landesregierung den Rückwärtsgang ins Mittelalter eingelegt. Die neue Klientelpolitik scheint überdeutlich hervor: Unter dem Deckmantel der "Verwaltungsvereinfachung" wurden unter der Verantwortung des Landwirtschaftministeriums in Kiel u.a. Mauswiesel und Elstern zum Freiwild der Jagd erklärt, der Knickerlass ersatzlos gestrichen und eine eindeutig rechtswidrige Kormoran-Verordnung auf den Weg gebracht (www.Kormoran-Fakten.de). Dem NABU ist es dabei zu verdanken, dass in der Öffentlichkeit die Unsinnigkeit der neuen Politik nicht unwidersprochen blieb: In einer bislang für unser Land beispiellosen Internetaktion brachten fast 1.500 Naturbewegte aus der gesamten Bundesrepublik und den benachbarten europäischen Ländern deutlich ihr Unverständnis zum Ausdruck. Von marginalen Änderungen abgesehen, zeigte sich das Ministerium jedoch uneinsichtig, dabei auch das Votum der eigenen Fachbehörde weitgehend ignorierend. Auch die fachlich hervorragend begründeten Stellungnahmen des Landesnaturschutzbeauftragten fanden entgegen ministeriellen Beteuerungen in keinster Weise Berücksichtigung. Der erst vor kurzem berufene Landesnaturschutzbeauftragte und ehemalige CDU-Minister Roger Asmussen, der es sich nicht bieten lassen wollte, in seiner Öffentlichkeitsarbeit eingeschränkt zu werden, trat daher konsequenter Weise zurück.
Flughafen Lübeck: Baustopp erreicht
Rechtsgeschichte haben NABU und BUND mit ihrem Kampf gegen die konsequente Missachtung des Naturschutzes in Sachen "Flughafen Lübeck" geschrieben. Das Gericht erließ einen Baustopp und bescheinigte den Planern eine unzulässige "Salamitaktik" im Genehmigungsverfahren. In rechtlicher Konsequenz sind derzeit alle nach 1959 errichteten Bauwerke des Flughafens "Schwarzbauten". BUND und NABU führten zunächst über ihren Rechtsanwalt im Anschluss Verhandlungen mit dem Wirtschaftsministerium bzgl. des weiteren Vorhabens, bis Minister Austermann die Verhandlungen platzen ließ.
Jenseits jeder rechtlichen und sachlichen Notwendigkeit werden durch die Weigerung, Flächen auf Eiderstedt in geeigneter Größe für ein EU-Vogelschutzgebiet auszuweisen, die Chancen für eine Naturschutz- wie auch Tourismus- und Landwirtschaft fördernde Regionalentwicklung zunichte gemacht. Was zunächst bleibt, ist eine erhebliche Rechtsunsicherheit für Planungsvorhaben, da die zuvor benannten Flächen von rd. 20.000 ha den Status eines faktischen Schutzgebietes behalten.
Die Absicht, den Wattenmeer-Nationalpark zu kommunalisieren, wird vom NABU heftig kritisiert. In Zeiten, in denen die Verantwortung für die Nationalparke bundes- und europaweit auf Landesebene gehoben, ja teilweise internationalisiert wird, stellt dieses Vorhaben einen Rückschritt in die naturschutzpolitische Kleinstaaterei dar. Hier sieht der NABU "seinen" Umweltminister und den Staatssekretär an seiner Seite.
Fledermausschutz findet weiter große Resonanz
Der Fledermausschutz schreitet in Schleswig-Holstein mit großen Schritten voran (www.Fledermausschutz-SH.de). Die Aktion "Fledermausfreundliches Haus", gemeinsam mit der Stiftung Naturschutz initiiert, geht in die Verlängerung. Zum Ende des Jahres sind 365 Gebäude in Schleswig-Holstein Träger der Auszeichnung. Nunmehr wird im Rahmen des BINGO-Projektes geprüft, die Aktion auch auf Mecklenburg-Vorpommern auszudehnen (www.Fledermausfreundliches-Haus.de). Die 9. Europäische Nacht der Fledermäuse, erstmals finanziert zusätzlich aus Mitteln des Mobilfunkunternehmens "Vodafone", lockte bei bestem Wetter rd. 5.000 begeisterte Besucher nach Bad Segeberg (www.Fledermausnacht-sh.de). Hier konnte auch das neue Fledermauszentrum "Noctalis", das zusammen mit der NABU-Landesstelle Fledermausschutz das neue Kompetenzzentrum des Fledermausschutzes in Schleswig-Holstein und darüber hinaus bildet und im März eröffnet wird, im Rohbau besichtigt werden. Daneben fanden vielbeachtete Fledermaus-Aktionen im ganzen Lande statt, so am Schloss Wahlstorf / Kr. Plön mit über 500 nächtlichen BesucherInnen. Die Vorbereitungen für die NABU Aktion "Flederlausch" sind nunmehr nahezu abgeschlossen, so dass in diesem Jahr professionelle Führungen zu den "Kobolden der Nacht" angeboten werden können. In bewährter Manier hat die NABU-Landesstelle Fledermausschutz und Fledermausforschung auch für 2005 einen umfassenden Statusbericht zur Situation der nächtlichen Flugkünstler vorgelegt. Im letzten Winter wurde erstmals seit Jahren wieder ein "Mausohr" in der Segeberger Kalkberghöhle, dem bedeutendsten Fledermaus-Überwinterungsquartier in Mitteleuropa, nachgewiesen.
Öffentlichkeitsarbeit
Überschattet wurde die erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit des NABU von der Absage der "NaturErlebnisTage 2005", die dann später doch in kleinerer Runde begangen wurden (www.NABU-Katinger-Watt.de). Der öffentlich-rechtliche Eigentümer verweigerte ohne Angabe von Gründen erstmals die Nutzung seiner für die Aktion notwendigen Fläche und provozierte so den Unmut zahlreicher Aussteller wie auch der Urlaubsgäste, die wegen der Veranstaltung extra nach Eiderstedt kommen wollten, nunmehr aber die Region aus ihrer Planung strichen.
Die "Stunde der Gartenvögel" zog auch im Jahre 2005 bundes- und landesweit Tausende in ihren Bann. Unterstützt durch die Medien bestätigte die Aktion den "Haussperling" als häufigsten Gartenvogel in Schleswig-Holstein (www.gartenvoegel-sh.de).
Zur Informationsquelle Nummer eins in Sachen Naturschutz in Schleswig-Holstein entwickeln sich sowohl das NABU Magazin Betrifft: Natur wie die Internetseiten des NABU. Unter www.NABU-SH.de informiert der NABU über seine Aktivitäten etwa in den Naturschutzgebieten, lädt zu Veranstaltungen jedweder Art ein und begleitet dort kritisch die Naturschutzpolitik. Vom NABU Angebot für Freiwillige über Stellungnahmen und Informationen zu Fragen des Artenschutzes bis zum Rücktrittsschreiben des Landesnaturschutzbeauftragten Roger Asmussen ist hier alles zu finden, was Interessierte brauchen, um kompetent mitdiskutieren zu können. Die weiter deutlich steigenden Zugriffszahlen zeigen dabei ein großes Interesse an.
Der NAJU Naturgeburtstag (www.Naturgeburtstag-sh.de) stieß mit über 50 Veranstaltungen im vergangenen Jahr auf ein immer größer werdendes Interesse. Mittlerweile konnten auch 17 "Teamer" für die Durchführung der Kinderaktion in den Regionen ausgebildet werden.
Stark engagiert in der Betreuung von Naturschutzgebieten
Der NABU betreut in Schleswig-Holstein 48 Naturschutzgebiete mit rd. 40.000 ha Gesamtfläche. Er übernimmt damit eine staatliche Aufgabe und gibt zudem einen erheblichen eigenen Anteil zur Finanzierung hinzu. Darüber hinaus leisteten die NABU-Aktiven ehrenamtlich ihren Beitrag zum Schutze der biologischen Vielfalt in den Kernflächen des Naturschutzes als Teil unseres Nationalen Naturerbes.
Herausragend ist das Beweidungskonzept für die vom NABU hauptamtlich betreuten Naturschutzgebiete in der Eidermündung, durch das die Bestände von Kiebitz wie anderen Wiesenbrütern sich gegen den Trend erholten. In der Haseldorfer Marsch lädt ein neuer Beobachtungsturm Besucher zum Schauen ein (www.NABU-Haseldorf.de). Der NABU füllt zudem die in 2005 eröffnete Integrierten Station Unterelbe ISU mit Leben.
Im Meldorfer Speicherkoog haben sich die zum Zwecke der Landschaftspflege angeschafften NABU-eigenen Konik-Pferde erfolgreich vermehrt und die Zahl der Tiere von zehn auf 17 ansteigen lassen. Hier hat der NABU auch das Nationalparkhaus "Wattwurm" übernommen, von wo aus der NABU neben der allgemeinen Besucherinformation auch die Schutzgebietsbetreuung für die Naturschutzgebiete "Kronenloch" und "Wöhrdener Loch" durchführt (www.NABU-Speicherkoog.de). Freiwillige finden hier eine durchaus repräsentative Unterkunft für ihre Tätigkeiten vor - nur eine der vielen Möglichkeiten, den NABU aktiv zu unterstützen.
Komplett abgerissen und neu errichtet wurde auf der Hamburger Hallig die NABU-Naturschutzstation. Große Aufmerksamkeit genießt auch der neue Beobachtungsturm im NSG Graswarder an der Ostseeküste Heiligenhafens. Tatkräftig unterstützt durch den international renomierten Architekten von Gerkan entstand am Rande des Gebietes ein in jeder Hinsicht bemerkenswertes Bauwerk, von dem aus das Treiben in der Sturmmöwenkolonie - neben der Übertragung via Internetkamera - auch live erlebt werden kann (www.Graswarder.de).
Weitere Informationen ...
Was gab es für Aktivitäten im Umwelt- und Naturschutz im Land zwischen den Meeren? Der NABU zieht Bilanz über seine Arbeit und die Naturschutzpolitik der schleswig-holsteinischen Landesregierung. Mehr →
News-Internetseiten des NABU chronologisch sortiert im Zeitraum seit 2005. Welche Naturschutz-Aktivitäten entfaltete der NABU in dieser Zeit in Schleswig-Holstein? Mehr →