Der NABU ist aktiv, um unser Naturerbe zu erhalten. Damit Sie auch weiterhin heimische Tiere und Pflanzen erleben können, braucht der NABU Ihre Unterstützung - am Besten noch heute!
Jetzt Mitglied werden!Mehr Anerkennung auch für das 'kritische' Ehrenamt!
NABU vertritt Interessen der Zivilgesellschaft an einer intakten Umwelt
Der NABU lebt maßgeblich davon, dass seine Mitglieder sich oft in erheblichem Umfang und auf freiwilliger Basis bereit erklären, zum Wohl von Natur und Umwelt ihre Zeit und ihr Wissen zur Verfügung zu stellen. In der Öffentlichkeit bekannt und zumeist auch anerkannt ist, wie sich Ehrenamtler der NABU-Gruppen etwa in die Betreuung von Schutzgebieten einbringen, wertvolle Biotope pflegen oder sich in zahlreichen Artenschutzprojekten beispielsweise für Fledermäuse, Amphibien, Turmfalken oder Weißstörche engagieren. In vielen Medienbeiträgen wird dieses herausragende Engagement positiv aufgegriffen und als beispielhafte, gute Naturschutzarbeit gewürdigt. Auch Politik und Naturschutzverwaltung äußern sich zu dieser Form des Einsatzes für unsere biologische Vielfalt gerne zustimmend und wertschätzend.
Dabei ist das Aufgabenspektrum des NABU durchaus viel breiter angelegt. So umfasst ein erheblicher Teil unserer Arbeit Stellungnahmen zu von Behörden und Kommunen vorgelegten Planungen, wenn sie mit Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden sind. Als nach § 63 Bundesnaturschutzgesetz anerkannte Naturschutzvereinigung hat der NABU einen Anspruch darauf, an solchen Planungen beteiligt zu werden. Das betrifft z.B. Kiesabbau, Straßenbau oder Entlassungen aus dem Landschaftsschutz. Ein sehr großer Teil der Verfahren betrifft überdies die kommunale Bauleitplanung, also die Ausweisung neuer Wohn- und Gewerbegebiete. Dass damit oftmals nicht selten erhebliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft einhergehen, liegt auf der Hand - ebenso, dass der NABU diesen mit seinen in den Stellungnahmen geäußerten Anregungen und Bedenken entgegenzuwirken versucht.
Umwelt und Natur bekommen eine Stimme!
Der NABU nimmt hier eine von der Gesellschaft übertragene Aufgabe wahr, die sicherstellt, dass auch Umwelt und Natur eine Stimme bekommen. Im letzten Jahr waren dies rd. 1.140 Beteiligungen an Verfahren, zu denen der NABU um Stellungnahme gebeten wurde. Mehr als 60 Menschen sind zumeist ehrenamtlich beim NABU in deren Erstellung engagiert.
Nicht zu vergessen sind umfangreiche Stellungnahmen des NABU auf Landesebene zu naturschutzrelevanten Gesetzesvorhaben, Verordnungen und Erlassen, die ein vertieftes Verständnis der rechtlichen und fachlichen Rahmenbedingungen voraussetzen. Von Parlament, Regierung und Behörden werden diese durchaus wahrgenommen, nicht nur, wenn der NABU in Anhörungen des Kieler Landtags seinen fachlichen Standpunkt deutlich herüberbringt. Auch hier trägt das Ehrenamt, unterstützt durch die hauptamtlich Beschäftigten, einen gehörigen Teil des Aufwands.
Nicht zuletzt gehören dazu auch große, meist mit massiven Umweltbelastungen einhergehende Planungsvorhaben wie die A 20, die Elbvertiefung oder die feste Fehmarnbeltquerung. Zur konstruktiv-kritischen Bearbeitung solcher höchst umfangreicher, in Metern an Aktenordnern dargelegten Planungen werden auch vom Ehrenamt im NABU erhebliche fachliche Beiträge geleistet, unterstützt durch andere Verbände und Rechtsanwälte. Ohne solches sich oft über viele Jahre hinziehendes Engagement wären Klageverfahren de facto nicht möglich.
Kaum Wertschätzung für kritisches Ehrenamt
In diesen Fällen allerdings erhalten der NABU und sein Ehrenamt nur selten eine entsprechende Wertschätzung. Gerade die Politik kennzeichnet v. a. in der Auseinandersetzung um große Infrastrukturprojekte ein mitunter extremes Maß an Polemik, um diese Naturschutzarbeit insgesamt, aber mitunter auch die Mitwirkenden persönlich, als 'Quertreiber' in Misskredit zu bringen. Ungerechtfertigt sind derartige Angriffe zudem, da gar nicht die Naturschutzverbände mit ihren Stellungnahmen, Einsprüchen und manchmal Klagen zu überlangen Planungsverfahren beitragen, sondern eine unzureichende Arbeit von Planungsbehörden, die in manchen Fällen schlicht personell überfordert sind. Dass es etwa an der A 20 in Bad Segeberg seit 2013 über lange Zeit kaum Fortschritte gegeben hat, beruht im Wesentlichen darauf.
Fast boshaft anmutende Verkürzungen von Fristen zur Stellungnahme selbst für umfangreichste Schriftsätze und Unterlagen der Vorhabenträger sowie der Entzug von Rechten, die die deutsche Zivilgesellschaft betreffen und letztlich unsere Demokratie schwächen, sind hier besonders befremdliche Auswüchse, die trotzdem Eingang in die Gesetzgebung gefunden haben. Auch die starke Aushöhlung des Naturschutzrechts durch GRÜNE Funktionsträger im Zuge der Umsetzung des sog. 'Osterpakets' zur Windenergieplanung und der Versuch, dieses mit unwirksamen Ausgleichsmaßnahmen im Artenschutz zu kaschieren, sind keine Motivationsquelle, sich konstruktiv einzubringen. Geradezu anmaßend ist es, wenn aus Beteiligungsrechten zeitweise auch noch eine Pflicht zur Teilnahme abzuleiten versucht wird, wie es die FDP in der Ampel auf Bundesebene auch mit Unterstützung der SPD noch heute tut.
Für den NABU ist diese bislang kaum in der Breite kommunizierte Aufgabe und ihre mangelhafte Wertschätzung in der Öffentlichkeit der Anlass, in der Ausgabe 1/2023 der NABU-Zeitschrift "Betrifft: Natur" einmal beispielhaft dieses ehrenamtliche Engagement deutlich in den Vordergrund zu rücken und seinen Aktiven die große Anerkennung für ihre oft langjährige Arbeit als 'Anwälte der Natur' auszusprechen.
Mehr Respekt und Anerkennung!
Es wäre schön, wenn Politik, Medien und Öffentlichkeit zukünftig in der Bewertung der Arbeit von Naturschutzverbänden diesem 'kritischen' Ehrenamt mehr Respekt und Anerkennung für seinen Dienst an der Allgemeinheit aussprechen würden! Denn nicht zuletzt ein solches Ehrenamt versucht, die Interessen von Natur und Umwelt zu wahren - und ist darüber hinaus Teil einer lebendigen Demokratie und eines funktionierenden Rechtsstaats.
Fritz Heydemann
Stellv. NABU-Landesvorsitzender
Fritz.Heydemann@NABU-SH.de
Ingo Ludwichowski
NABU-Landesgeschäftsführer
Ingo.Ludwichowski@NABU-SH.de
Hey, ILu 2. Februar 2023