Fliegender Müll
Luftballons gefährden die Umwelt
Bei vielen festlichen Veranstaltungen, seien es Hochzeits- und Geburtstagsfeiern, Geschäftseröffnungen oder Stadtfesten gehört das „Ballon-fliegen-lassen“ leider zum Programm. Kindern und Erwachsenen oder auch den Medien liefern diese Ereignisse schöne, bunte Bilder. Doch die wenigsten machen sich vorher Gedanken über die Folgen der täglich tausenden Ballons, welche dadurch in die Umwelt entlassen werden. Viele der Ballons und besonders auch die daran angehängten Schnüre mit Gruß- oder Liebesbotschaften landen – vom Winde verweht – irgendwo auf Wiesen, in Gärten, in Büschen, in Wäldern, auf Flüssen oder in Meeren – und sind verantwortlich für qualvolle Tode vieler Tiere.
Luftballons steigen zu lassen ist – leider – eine Gefahr für Tiere und Umwelt. Viele der mit Helium gefüllten Luftballons landen in großer Entfernung von ihrem Anfangsstandort in der Umwelt, wo sie nicht nur zur Verschmutzung der Umwelt beitragen, sondern auch verantwortlich für das Sterben von u.a. Meerestieren und Vögeln sind.
Tödliche Gefahr aus der Luft
Nicht selten kommt es vor, dass besonders Vögel oder in anderen Regionen der Welt auch Schildkröten den am Boden liegenden oder auf der Meeresoberfläche schwimmenden Luftballon mit Nahrung verwechseln. Die Folge: Durch das Plastik im Magen kann es entweder zu einer tödlichen Darmverstopfung kommen oder die Tiere verhungern, wenn die Ballonreste neben anderem Plastikteilen den Magen ausfüllt und schließlich keine weitere Nahrungsaufnahme zulässt. Immer wieder finden Naturfreunde bei der Obduktion von tot aufgefundenen Meeresvögeln wie Eissturmvögel oder Trottellummen ganze Luftballons und Luftballonteile in den Mägen der Tiere. Meeresökologen aus den Niederlanden fanden im Magen eines Eissturmvogels sogar die Fetzen eines Wetterballons mit einer Fläche von 30 mal 40 Zentimetern. Studien haben bewiesen, dass weiche Kunststoffe wie Luftballons – oder Fetzen davon – das Sterberisiko bei Vögeln sogar deutlich erhöhen. Besonders in dem weichen Plastik sind zudem giftige Zusatzstoffe wie Weichmacher, Farbstoffe oder Ozonschutzmittel enthalten, welche zusätzlich gefährlich für die Tiere werden können.
Die Wahrscheinlichkeit, an weichen Gummistückchen zu sterben, ist nach Untersuchungen australischer Wissenschaftler um das 32-fache höher als bei härteren Plastikteilen. Je weicher das Plastik, desto schlimmer für die Tiere. Harte Plastikteile passieren den Magen-Darm-Trakt einfacher, sofern diese klein genug sind, weiches Plastik setzt sich eher fest. Allerdings kann ein Vogel auch an einem Stück harten Plastik sterben. Letztlich ist es aber egal, ob das Plastik hart oder weich ist – gefährlich ist Plastik immer. Ballons aus Gummi gefährden Tiere über lange Jahre. Die zu Mikroplastik zerfallenen Überreste bleiben über Jahrhunderte in der Umwelt erhalten.
Leider sind biologisch abbaubare Luftballons ebenfalls keine Lösung. Auch aus Naturkautschuk bestehende Ballons verrotten erst nach mehreren Monaten, wenn nicht Jahren, und sind damit genauso Abfall, der gefährlich für die Tiere werden kann. Von den möglichen Gefährdungen der Umwelt durch toxische Zusatzstoffe ganz zu schweigen.
Abgeschnürt, erhängt und verhungert
Aber nicht nur die Luftballons selbst stellen eine Gefahr für die Tiere dar. Die Schnüre, welche meist am Luftballon befestigt sind, können schnell zur Todesfalle werden. Landen diese schließlich in Büschen oder Stauden, bleiben diese monatelang – oder gar jahrelang – dort hängen und stellen eine dauerhafte Gefahr für Tiere dar. Eine vergleichbar große Gefahr geht auch von den Resten von Angelschnüren an beangelten Gewässerrändern aus, die jahrelang in überhängenden Ästen im Ufergehölz oder in der Unterwasservegetation auf ihre Opfer warten. Wenn sich diese erstmal in dem Plastikfaden oder Schmuckband (mit Luftballonrest) verfangen haben, dann kommt es nicht selten dazu, dass die Tiere sich schwer verletzten, letztlich qualvoll ersticken, ihr Genick brechen oder schließlich verhungern.
Begrenzte Ressource Helium
Ein weiterer Grund auf ein „Ballon fliegen lassen“ zu verzichten, ist das im Ballon enthaltene Helium. Helium ist als Ressource sehr begrenzt, endlich und kann nur durch sehr komplizierte Verfahren gewonnen werden. Natürlicherweise wird es als Beimischung aus einigen wenigen Erdgasquellen gewonnen. Der Transport in die Verbraucherländer ist sehr aufwendig. Helium ist für manche Anwendungen in der Grundlagenforschung und der Medizin unentbehrlich und auch nicht ersetzbar. Ist dieser äußerst begrenzte und wichtige Rohstoff wirklich richtig in unseren Luftballons?
Umweltfreundliche Alternativen
Dabei muss man auf schöne Bilder auf Festen gar nicht verzichten, denn für das Ballonfliegen lassen gibt es einfache, attraktive und umweltfreundliche Alternativen. Zum einen muss man Luftballone schlichtweg einfach auch nicht fliegenlassen, sondern kann diese fest aufhängen und verschnüren. So lassen sie sich auch später kontrolliert entsorgen. Aber müssen es unbedingt Luftballons sein, Müll entsteht ja auch hierbei? Flaggen, Drachen, Beach-Flags usw. – nur um einen bunten Eindruck auf dem Fest oder am Infostand zu hinterlassen, muss man die Dekoration ja nicht in die Luft gehen lassen und in der Natur entsorgen. So verwandeln Schaumherzen und Seifenblasen den Himmel ebenso in eine wunderschöne Kulisse und sind dazu noch umweltfreundlicher. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Eine Festlichkeit wie eine Hochzeit kann auch ohne das Steigen von Ballons unvergesslich werden.
KB, 17. Mai 2021