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Jetzt Mitglied werden!Management im Naturschutzgebiet "Halbinseln und Buchten im Lanker See"
Untersuchung belegt Zunahme der Artenvielfalt
Positive Entwicklung
Das Management im NABU Naturschutzgebiet "Halbinseln und Buchten im Lanker See" zeigt Erfolge. Seit 1991 ergreift der NABU auf Teilflächen Maßnahmen, um die dort typischen Tier- und Pflanzenarten des mageren Grünlands und der Niedermoore, darunter die "Duftende Schlüsselblume", zu erhalten und ihren Bestand zu sichern. 1991 und 1997 wurden bereits Erhebungen durchgeführt, um die Grundlagen für das Management zu legen. Neue, im Jahr 2006 im Auftrag des NABU durchgeführte Untersuchungen der Biologen Thomas Behrends und Roland Suikat belegen jetzt, dass viele der eingeleiteten Maßnahmen erfolgreich sind, jedoch in anderen Bereichen auch "nachjustiert" werden muss. Besondere Probleme bereiten in Teilbereichen aufkommender Gehölzbewuchs durch Unterbeweidung und damit zusammenhängend einwandernde Wildschweine, die die Vegetationsentwicklung nicht zielgerecht beeinflussen. Der NABU wird auf dem "Appelwarder" bei Pflegemaßnahmen zukünftig die Beseitigung der Weißdornbüsche in den Vordergrund seiner Aktivitäten rücken und die in den Jahren 2001 sowie 2003 - 2004 unterbrochene Beweidung fortführen. Das Gebiet ist u.a. charakterisiert durch das häufige Auftreten zahlreicher Pflanzen- und Käferarten der Roten Liste. Daneben brüten hier bundesweit gefährdete Vogelarten wie die Große Rohrdommel, die Schellente, Schwarzhalstaucher, Knäk- und Löffelente sowie der Sprosser.
Teilfläche: Kührener Halbinsel
Auf der Kührener Halbinsel wurde seit 1998 kontinuierlich in geringer und wechselnder Besatzdichte mit Galloway-Robustrindern beweidet. Im Jahr 2004 wurden von der Stiftung Naturschutz fünf neue Gewässer angelegt, um Rotbauchunken anzusiedeln, und die Entwässerung der Fläche durch Verschließen der Vorfluter, Drainagen und Gräben eingestellt. Die Niedermoorflächen vor dem Birkenbruchwald im vorderen Drittel der Halbinsel sind bis an die Fluroberkante nass. In den Gräben und Senken steht Wasser. Im Niedermoorbereich hat sich ein Mosaik aus Bulten und wasserführenden Schlenken neben nassen Kleinseggenrasen entwickelt. Hier kommt der größte Teil der für das NSG nachgewiesenen Arten der Roten Liste Schleswig-Holsteins aus dem Niedermoorbereich vor. Dieser nasse Niedermoorbereich ist nicht nur besonders artenreich. Er bietet vor allem den gefährdeten Arten Lebensraum. Insgesamt fördert die extensive Beweidung offensichtlich die Niedermoorvegetation. Die 1997 weitgehend brachliegende, verfilzte und von Brennesselherden geprägte Fläche ist in einem naturschutzfachlich weitaus günstigeren Zustand als zuvor. Im Jahr 2006 hier nachgewiesene bedrohte Pflanzenarten: Gelbseggen Carex tumidicarpa und Carex lepidocarpa (RL 3 bzw. RL 1), Hirse-Segge Carex panicea RL 3, Schwarzschopf-Segge Carex appropinquata RL 2, Faden-Segge Carex lasiocarpa RL 2, Saum-Segge Carex hostiana RL 1, Breitblättriges Knabenkraut Dactylorhiza majalis RL 2, Fleischfarbenes Knabenkraut RL 2, Fieberklee Menyantes trifoliata RL 3, Sumpf-Veilchen Viola palustris RL 3, Sumpf-Farn Thelypteris palustris RL 3, Zungen-Hahnenfuß Ranunculus lingua RL 3, Stumpfblütige Binse Juncus subnodulosus RL 3, Flügel-Braumwurz Scrophularia umbrosa RL 3, Teufelsabbiss Succsia pratensis RL 2, Strauß-Gilbweiderich Lysimachia thyrsiflorus RL 3, Schmalblättriges Wollgras Eriophorum angustifolium, Sumpf-Blutauge Comarum palustris sowie Schwanenblume Butomus umbellatus.
Teilfläche: Insel Appelwarder
Naturschutzfachlich war bei einer Bestandsaufnahme 1997 besonders das Vorkommen einer kleinen Farnpflanze, der Natternzunge Ophioglossum vulgatum, bemerkenswert. Diese drohte damals durch die Verbrachung der Flächen zu verschwinden. Aktuell finden sich jedoch im Feuchtgrünland der Insel statt der im Jahr 1997 etwa 500 Exemplare ein Vielfaches davon. Rund um die östliche Spitze der Insel, wo die Uferterrasse am breitesten ist, stehen mehrere tausend Pflanzen dieser Art. Teilweise wurden sogar Dichten von bis zu 100 Exemplaren pro Quadratmeter gefunden. Die nach 1996 eingeleiteten Pflegemaßnahmen, vor allem die Beweidung der Uferterrasse bis kurz vor die Wasserkante, haben sich deutlich positiv auf diese stark gefährdete Pflanzenart und die Feuchtgrünlandvegetation ausgewirkt.
Rückgang des Schilfs
Sehr auffällig ist jedoch der weitgehende Rückgang der dichten Schilfröhrichte im Gebiet. Das Schilf ist fast vollständig verschwunden, verursacht vor allem durch Graugänse, die kaum noch geeeignete sonstige ufernahe Äsungsflächen haben und daher im Frühjahr das neu sprießende Schilf abfressen. Das Schilf tritt nur noch am windstillen, nordwestlichen Abschnitt auf, wo sich noch 1997 eine über 15 Meter breite Schilfzone erstreckte. Dreiviertel der Uferlinie ist schilffrei. Anstelle des Schilfs hat sich jedoch ein lichter, strukturreicher Seggengürtel mit Steifsegge Carex elata, Ufer-Segge Carex riparia und verschiedenen Hochstauden (Breitblättriger Merk Sium latifolia, Wasser-Minze Mentha aquatica, Gilbweiderich Lysimachia vulgaris) entwickelt. Insgesamt ist das besonnte Ufer floristisch struktur- und artenreich. Dies schlägt sich positiv auf die Wirbellosenbesiedlung nieder, wobei insbesondere Laufkäfer in hoher Individuendichte und Artenzahl auf dem Appelwarder vertreten sind. Darunter sind auch bundesweit stark gefährdete Arten - teilweise in großer Zahl - zu finden. Das "neue" Röhricht ist auch Lebensraum der Löffel- und Knäkente, die hier als Brutvögel vorkommen.
Problem: Nichtbeweidung, Verbuschung und wühlende Wildschweine
Grundsätzlich deuten die Beobachtungen darauf hin, dass die zwischen 1991 und 1997 eingeleiteten Maßnahmen großteils auch erfolgreich waren. Die Unterbrechung der Beweidung auf der Insel - der NABU konnte in den Jahren 2001, 2003 und 2004 keinen geeigneten Pächter für die Fläche finden - und die zeitgleich einsetzende Wühltätigkeit der Wildschweine (diese meiden überwiegend beweidete Flächen) haben im höher gelegenen Zentrum der Insel zu einer starken Gefährdung der Duftenden Schlüsselblume geführt, ohne sie jedoch komplett zu verdrängen. Nach wie vor gibt es größere Bestände, die jedoch nicht mehr flächig ausgeprägt sind. Die geschlossene, alte Grasnarbe hatte vor dem Auftreten der Wildschweine ein Keimen von Gehölzen auf natürliche Weise weitgehend verhindert. Die jetzt brachliegenden, durch die Wühltätigkeit der Wildschweine entstandenen Rohbodenbereiche stellen jedoch ein gutes Keimbett für Gehölze wie den Weißdorn dar, der sich in der Folge stark ausgebreitet hat.
Bemerkenswerte Käferfauna
Am 26. Mai 2006 wurden auf dem Appelwarder elf gefährdete Käferarten der Roten Liste nachgewiesen. Darunter befinden sich auch zwei bundesweit seltene und gefährdete Laufkäfer: Badister peltatus (Rote Liste RL 2) und Blethisa multipunctatus (RL 2). Am Blutweiderich, Lythrum salicaria wurde der sehr seltene Rüsselkäfer Hylobius transversovittatus (RL 2) gefunden. Diese etwa einen Zentimeter große auffällige Art kommt außerhalb des Elbetals in Norddeutschland nur sehr selten vor. In Schleswig-Holstein ist dies nach Fehmarn (im vom NABU betreuten NSG Grüner Brink), Lübeck und dem Schaalsee der vierte Fundort.
Bemerkenswert ist weiterhin der ein Zentimeter große, metallisch grüngolden leuchtende Blattkäfer Chrysolina graminis (RL 2). Auch diese Art ist weitgehend auf das Elbetal in seiner Verbreitung beschränkt und kommt in Schleswig-Holstein außerhalb der Elbe bei Geesthacht und Lauenburg ausschließlich am Lanker See vor. Dieses große, den gesamten See umfassende Vorkommen ist zwar schon länger bekannt, dennoch handelt es sich dabei bis heute um ein weiträumig isoliertes Vorkommen. Der Blattkäfer lebt an der Wasserminze. Der hohe Kräuteranteil im Feuchtgrünland ist Grundlage für weitere Vorkommen seltener und gefährdeter, pflanzenfressender (phytophager) Käfer. An bedrohten Käferarten der Roten Liste (RL) wurden nachgewiesen: Badister collaris RL 3, Badister peltatus RL 2, Cerapheles terminatus RL 2, Lema cyanella RL 3, Chrysomela graminis RL 2, Altica lythri RL 3, Tanymecus palliatus RL 3, Hylobius transversovittatus RL 2, Phytobius comari RL 3, Cleopus pulchellus RL 3. Daneben kommen u.a. vor: Oodes helopioides, Badister dilatatus, Stenus carbonarius, Paederus riparius, Meloe violaceus, Aphodius ater, Agapanthia villosoviridescens, Phyllotreta ochripes, Psylliodes affinis, Psylliodes dulcamarae, Limnobaris dolorosa, Ceutorhynchus melanostictus.