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Brutbestände der Wiesenvögel nehmen im Katinger Watt zu
Die vom NABU auf den rd. 2.100 ha großen, in der Eidermündung gelegenen Naturschutzflächen "Grüne Insel", "Ditmarscher Eidervorland", "Oldensworter Vorland" sowie im "Naturinformationsareal" durchgeführten Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen kommen bei Wiesenvögeln außerordentlich gut an. Dies lässt sich aus den umfassenden Jahresberichten herauslesen, die der Biologe Holger A. Bruns zum fünften Mal im Rahmen der NABU Schutzgebietsbetreuung für das Landesamt für Natur und Umwelt erstellt hat. Ein differenziertes Mahd- und Beweidungskonzept, das in den vergangenen Jahren behutsam an die Bedürfnisse der Zielarten angepasst wurde, hat dafür gesorgt, dass sich die Bestände in den letzten Jahren gegen den allgemeinen Trend erholt, teilweise sogar deutlich zugenommen haben.
Erfolgreiches Management
Der außerordentliche Erfolg der Naturschutzmaßnahmen des NABU, von denen insbesondere "Wiesenvögel" wie Kiebitz, Feldlerche und Bekassine, aber auch Säbelschnäbler, Knäk- und Löffelente profitierten, beruht dabei auf einem differenzierten, vom NABU in Abstimmung mit dem Staatlichen Umweltamt Schleswig, der Unteren Naturschutzbehörde Nordfriesland und dem Landesamt für Natur und Umwelt entwickelten Beweidungskonzept. Entscheidend für den Erfolg auf den Naturschutzflächen ist neben einem hohen Grundwasserstand eine naturschonende Nutzung der offenen Flächen mit verschiedenen Pflanzenfressern oder als Mähwiese. Im Frühjahr fressen regelmäßig 10-15.000 Nonnen-, Grau- und Blässgänse auf den Flächen und schaffen so einen optimalen Brutlebensraum für Wiesen- und Küstenvögel. In der Brutzeit von Mitte März bis Ende Juli wird eine angepasste Beweidung mit Angus-Rindern oder Schafen durchgeführt.
Winterbeweidung
Von besonderer Bedeutung ist aber die Winterbeweidung mit Shetland-Ponys, die die sonst verstärkt auftretenden, von den meisten Weidetieren verschmähten Pflanzen wie Schilf und Flatterbinse fressen. Im Frühjahr findet nun selbst der Kampfläufer - sonst in Schleswig-Holstein fast ausgestorben - in der Eidermündung sein Auskommen. Mit bis zu 10 Brutweibchen hat er hier seinen größten, auf insgesamt nur 50 Paare geschätzten Bestand in unserem Bundesland. Mittlerweile brüten auch wieder rd. 650 Kiebitz-Paare im Gebiet, nachdem der Bestand Ende der 1990er Jahre zunächst auf ca. 450 Paare abgefallen war. Auch Wasservögel wie Graugans, Schnatterente oder Blässralle zeigen in der Eidermündung deutliche Bestandszunahmen.
Bewährt: Biotopverbund
Bewährt hat sich auch das Biotopverbundsystem in der Eidermündung, das es den Vögeln erlaubt, jahrweise - wenn sich in einer Fläche ungünstige Bedingungen eingestellt haben - schnell einen neuen geeigneten Brutort in der Nähe zu finden. So siedeln Säbelschnäbler und Küstenseeschwalben noch in der selben Saison um, wenn etwa der Fuchs in einem Jahr eine Brutkolonie für sich entdeckt hat.
Dieses System sicherte ursprünglich den Wiesen- und Küstenvögeln das Überleben an der gesamten Küste. Heute drängen sich mangels Ausweichmöglichkeit viele Vogelarten an wenigen Standorten, wodurch sie insgesamt gegenüber Beutegreifern verwundbarer werden.
Auch Orchideen profitieren
Beweidung und Mahd zeigen auf manchen Flächen auch andere, gewünschte Effekte: Durch eine Mahd im Spätsommer oder auch durch die naturschonende Beweidung werden den eher mageren Standorten Nährstoffe entzogen, was u.a. einen positiven Einfluss auf gefährdete Pflanzen wie das Gefleckte Knabenkraut hat. Diese Orchideenart hat sich in den letzten Jahren auf den Naturschutzflächen deutlich ausgebreitet. Die Standorte, die heute teilweise von Shetland-Ponys beweidet werden, müssen jedoch derzeit noch alle zwei bis drei Jahre von aufkommenden Weidengebüschen und Bäumen freigehalten werden. Dazu sind - nach Beobachtung von Holger A. Bruns - die Ponys allein nicht in der Lage. Daher ist auch auf einigen Naturschutzflächen als Pflegemaßnahme die Entfernung der Sträucher und Bäume in Handarbeit notwendig.
NABU-Mitglieder unterstützen mit regelmäßigen Einsätzen diese Arbeit. Langfristig soll aber auch hier ein abgestimmtes Beweidungs-Management diese Arbeiten überflüssig machen. Derzeit fehlen hier geeignete Pflanzenfresser.
Priorität: Naturschutzgerechte Herrichtung
Für den NABU hat die naturschutzgerechte Herrichtung der Flächen in der Eidermündung hohe Priorität. Die Zielarten - neben Wiesen- und Küstenvögeln sind dies auch die Wasser- und Röhrichtbewohner - danken es. Im letzten Jahr konnte Holger A. Bruns bei seinen Bestandserhebungen fast 6.500 Brutpaare zählen - obwohl die Saison 2004 bedingt durch das sehr trockene Frühjahr, den zu feuchten Sommer und die Sommerstürme vom Ergebnis her eher zu den schlechteren zählt. Gespannt warten die NABU Aktiven in der Eidermündung schon auf die neue Saison, die sich schon jetzt - auf Grund der Witterung viel zu früh - ankündigt. Derzeit balzen bereits erste Austernfischer und Graugänse, erste Säbelschnäbler sind aus den Winterquartieren zurück und selbst die Stare singen vor den Bruthöhlen wie im März.
Zum Weiterlesen
- Mehr Infos zum Katinger Watt
- Erfolg: Naturschutz an der Eidermündung: In NABU Magazin 'Betrifft: Natur' 2 /2005
- Beweidung im Meldorfer Speicherkoog
- Beweidung auf der Geltinger Birk