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Erfahrungsbericht aus dem NABU-Naturschutzgebiet Graswarder
Im Naturschutzgebiet Graswarder / Heiligenhafen, das vom NABU Heiligenhafen betreut wird, sind in zunehmendem Maße die in Kolonien brütenden Seevögel von Raubsäugern (besonders Fuchs, Marder und Iltis) bedroht. Lassen sich Kolonien von Sturmmöwen und Säbelschnäblern noch relativ „einfach“ durch einen zeitweise eingesetzten Elektrozaun sichern, so ist dies bei den direkt an der Wasserkante brütenden Seeschwalben (Fluss- und Küstenseeschwalbe) ungleich schwieriger. Aus diesem Grund hatte sich der NABU Heiligenhafen im Herbst 2006 entschlossen, nach dem Vorbild anderer Schutzgebiete für die Brutsaison 2007 Brutflösse zu bauen, um den Seeschwalben einen weitgehend sicheren Brutplatz anzubieten. Der Fuchs schwimmt nur selten und der Marder fast nie, um Beute zu machen, wenn genügend andere Nahrung zu finden ist.
Projektbescheibung
Anders als bei anderen Projekten sollten die Flösse nicht zu weit aus dem Wasser ragen (die Vorstellung lag bei 10 - 20 cm). Die Grundfläche sollte groß genug für die Gründung einer Kolonie sein. Die Größe einer Seeschwalbenkolonie ist wichtig für die Abwehr von Freßfeinden aus der Luft, die es auf die Eier und Küken abgesehen haben. Während einzeln brütende Seeschwalben wenig Chancen haben, sich gegen Großmöwen zu wehren, halten in Kolonien brütende Tiere Möwen, Greifvögel oder Rabenkrähen durch ihre Angriffe ab. Auf der anderen Seite musste gewährleistet werden, dass das Floss im Winter aus dem Wasser in ein sicheres Winterquartier verbracht werden kann, da es sonst die Stürme der kalten Jahreszeit nicht überdauern würde. Um eine großflächige Brutinsel für ehrenamtliche Helfer noch transportabel zu machen, haben die Aktiven des NABU beschlossen, mehrere kleine Elemente zu fertigen, die dann zu einer großen Einheit zusammengefügt werden sollten. Zudem sollte durch eine flexible Verbindung der einzelnen Elemente der Wellengang in den Lagunen des NSG ausgeglichen werden, um so die die Gefahr des Überspülens zu minimieren.
Das Material für ein Element
4 Lärchenbretter ca. 100x25x3cm / 4 Nirosta-Winkel (Schenkellänge ca. 10cm) / Nirosta-Torx Schrauben / 1 Isolierpaneel ca.100 x ca.100 x1 5cm / starkes Fliess / 8 Lärchenholzecken, Schenkellänge ca. 25-30cm (aus dem Restholz der Lärchenbretter).
Der Zusammenbau
Die Kästen wurden aus den 25 x 3 cm großen Lärchenbrettern gefertigt, Kantenlänge 100cm. Als Auftriebskörper kamen 15 cm dicke Isolierpaneele zum Einsatz, die freundlicherweise von der Firma EMS-Isoliertsystem GmbH, Oldenburg gespendet wurden. Wie aus den Bildern ersichtlich, wurden die auf Gehrung geschnittenen Bretter mit Spanngurten in Form gebracht, dann innen mit Nirostawinkeln und den unteren vier Lärchenholzecken fixiert. Das Isolierpaneel wurde eingesetzt und mit einigen 13mm Löchern als Wasserablauf versehen. Über die Platte wurde als Schutz gegen mechanische Beschädigungen ein starkes, wasserdurchlässiges Fliess gelegt und alles mit vier weiteren Lärchenholzecken gesichert. Die so entstandenen Elemente lassen sich leicht mit einem Traktor transportieren und in der Überwinterung am NABU-Zentrum des NSG stapeln. Die Verbindung der einzelnen Elemente im Wasser wurde durch Schlauchbinder kombiniert mit 5 mm Campingschnur realisiert. Darüber hinaus wurde die Brutfloßeinheit mit Rolloband umspannt und dieses dann verschraubt. Die so entstandene Insel wurde in der Mitte einer Lagune im NSG vertäut. Da Seeschwalbenküken mobil sind und bei Gefahr auch gerne in das Wasser flüchten, wurden aus Profilhölzern Schrägen an den Brutinseln befestigt, die ein „Wiederheraufkrabbeln“ erlauben. Diese Schrägen waren seitlich verbrettert, um ein versehentliches Unterschwimmen zu verhindern. Auf die Inseln wurde dann Kies vom Strand geschüttet.
Ergebnisse
In der Brutsaison 2007 hat der NABU die Elemente in zwei Brutinseln geteilt, eine Insel à 16 Elemente (ca 4x4m) und eine à 9 Elemente (ca 3x3m). Der Erfolg hielt sich in Grenzen. So brüteten nur ein Silbermöwen- und zwei Seeschwalbenpaare auf den Brutinseln.
In der Brutsaison 2008 hat der NABU alle Elemente zu einem einzigen Brutfloß zusammengefügt. Die auf 25 m² vergrößerte Fläche wurde von Flussseeschwalben angenommen. Mehr als 16 Paare haben hier gebrütet und Junge groß gezogen. Die flachen Schrägen aus Profilbrettern als Wiedereinstieg für die Küken haben sich bewährt. Sie wurden gezielt angeschwommen. Trotz der in diesem Jahr besonders hohen Zahl von Silbermöwen, die auch den Sturmmöwenbruten erhebliche Probleme bereiteten, hat diese beachtliche Seeschwalbenkolonie ihrer Brut erfolgreich diese Saison beendet. Neben den Seeschwalben brütete ein Sandregenpfeifer auf der Insel.
Ausblick
Durch diesen Erfolg angespornt, plant der NABU für die nächste Brutsaison 2009 weitere Brutinseln. Sie sollen in den Bereichen des NSG eingebracht werden, in denen auch die kleinen Kolonien der Küstenseeschwalbe und die der sehr seltenen Zwergseeschwalbe beheimatet sind.
Dank
Für die Unterstützung mit Material sowie für die Transporthilfen 2007/2008 dankt der NABU ...
- Der Firma EMS-Isoliertsystem GmbH, Oldenburg/Holstein für die kostenlose Überlassung der Isolierpaneele
- Dem Holzhof Lensahn, Herrn Krause, Goddersdorf für das kostenlose Ausleihen eines PKW-Anhängers, mit dem das Lärchenholz aus dem Lehnsahner Forst zum NSG Graswarder transportiert werden konnte und für die Bereitstellung eines Traktor mit Hilfskräften 2007.