Kiebitz - Foto: Frank Derer
Feuchtwiesen: Lebensgrundlage der Wiesenvögel
Wiederherstellung der gelegenen Flächen in der Haseldorfer Marsch
Feuchtwiesen bieten vielen Wiesenvogelarten Brut- und Lebensraum. Dieser Lebensraum ist selten geworden und geht durch die zunehmende Umwandlung von Grünland in Ackerland, durch Entwässerung und durch intensivere landwirtschaftliche Nutzung der Marsch zurück.
Nach dem Deichbau 1978 in der Haseldorfer Marsch wurden große Teile der ehemaligen Flussmarsch dem Tideneinfluss entzogen. Damit gingen dort die Feuchtwiesen des ehemaligen Vorlandes verloren. Durch Wassereinstau soll versucht werden den Feuchtgebietscharakter auf den im Naturschutzgebiet "Haseldorfer Binnenelbe mit Elbvorland" binnendeichs gelegenen Flächen möglichst wiederherzustellen.
Voraussetzungen für erfolgreiche Brut der Wiesenvögel
Bei ausreichender Bodenfeuchtigkeit brüten im Frühjahr die Wiesenvögel, von denen Kiebitz, Rotschenkel, Austernfischer, Bekassine und Uferschnepfe als Beispiel genannt werden sollen. Zur Aufzucht der Jungen finden sie nur auf ausreichend feuchten Wiesen die notwendige Nahrung. Gerade die Uferschnepfe, die Bekassine, der Rotschenkel und der Austernfischer mit ihren langen Schnäbeln sind auf ihrer Nahrungssuche nach Insekten, Würmern und kleinen Schnecken auf feuchte, stocherfähige Böden angewiesen. Der Kiebitz ist der häufigste Binnenlandbrüter unter den Watvögeln. Die Männchen vollführen akrobatische Flugspiele mit wummerndem Flügelgeräusch. Sein Ruf "kijuwit" ist typisch. Er ernährt sich von kleinen Bodentieren aller Art, die durch Bodenklopfen hervorgelockt und dann aus dem Boden gebohrt oder aufgepickt werden.
Wiederherstellung von Feuchtwiesen durch überstaute Vernässung
Es hat sich in den letzten Jahren im Bereich der aufgestauten Binnenelbe ein Lebensraum entwickeln können, der für viele seltene und auch geschützte Arten attraktiv geworden ist. Es kamen z.B. Wachtelkönige, Graugänse, später Kormorane und als dessen Nutznießer der Seeadler; ganz neu sind Neuntöter und Rohrdommel. Auf den im Schutzgebiet vorhandenen Grünlandflächen haben, vor allem 1999 und 2000 bei ausreichend hohem Wasserstand, zahlreiche Wiesenvögel erfolgreich brüten können. Im Winter sind diese Flächen, wenn Blänken vorhanden sind, ein wichtiger Rastplatz für große Mengen durchziehender oder überwinternder Schwäne, Gänse und Enten aus dem hohen Norden. Auch die Zahl der rastenden Vogelarten hat sich wesentlich erhöht.
Diese vernässten Flächen bieten besonders bedrohten und seltenen Vogelarten Lebensraum. Ursache für die Gefährdung ist, dass solche Gebiete heutigen landwirtschaftlichen Anforderungen nicht mehr entsprechen und deshalb entwässert werden.
Um den Lebensraum "Feuchtgrünland" zu erhalten, wird in Haseldorf trotz hohen Wasserstandes Viehwirtschaft betrieben. Mehrere Landwirte aus der Umgebung machen dabei mit. Die Beweidung wird nur mit einer geringen Besatzdichte durchgeführt, so dass sich eine artenreiche Vegetation entwickeln kann. Kurzes Gras ist zur ungehinderten Nahrungssuche von Wiesenvögeln von großer Bedeutung, verbleibender hoher Bewuchs hingegen bietet Verstecke für Nester und Deckung für Jungvögel vor Feinden. Eine solche extensive Beweidung kommt der ursprünglichen halboffenen Weidelandschaft sehr nahe, die nach der Eiszeit in unseren Breiten entstanden ist.
Die Vogelwelt spielt eine übergeordnete Rolle im Schutzkonzept für das Naturschutzgebiet
Die Haseldorfer Marsch hat bereits das Prädikat als "Important Bird Area" (bedeutendes Vogelgebiet) verliehen bekommen. Damit reiht es sich in eine ganze Reihe von deutschen ausgezeichneten Feuchtgebieten ein. Das Gebiet erfüllt auch die Kriterien eines Feuchtgebietes von internationaler Bedeutung.
Erfolgreiche Umsetzung des Schutzkonzeptes des Naturschutzgebietes 1999 und 2000
Unsere Bestandserhebungen zeigen eindrucksvoll, dass die Ansiedlung von brutwilligen Watvögeln entscheidend vom Durchnässungsgrad und damit der Stocherfähigkeit der Grünlandflächen abhängt, besonders für die Jahre 1999 und 2000, in denen hohe Wasserstände eingestaut werden konnte. Am besten lässt es sich bei den Kiebitzen zeigen, die wieder sehr stark zugenommen haben. Andere Watvögel, wie Rotschenkel und Bekassine, die als Brutvogel auf dem Hetlinger Schanzsand ganz verschwunden waren, brüteten wieder in einer größeren Anzahl. Sogar die Uferschnepfe, die seit dem Deichbau binnendeichs überhaupt nicht mehr gebrütet hatte, tauchte mit 2 Brutpaaren wieder auf.
In den letzten beiden Jahren stellten sich endlich mal die Wasserstände ein, die im Schutzkonzept des Naturschutzgebiets vorgesehen waren. Es hat sich gezeigt, was für ein Potential die binnendeichs gelegenen Flächen für diese Vögel darstellen, wenn es mit der Vernässung funktioniert. Geringere Wasserstände in diesem Jahr zeigen schon die negativen Auswirkungen auf die Brutzahlen der Wiesenvögel.