Das Naturschutzgebiet Grüne Insel

Die 'Inseln' in der Eidermündung

Eine „Grüne Insel“ findet man heute in der Eidermündung nicht mehr, aber der Name weist darauf hin, dass im Kernbereich des Gebietes früher eine solche bestand. Sie war durch fortgesetzte Versandung der Eidermündung auf den Flusswatten entstanden und 1911 mit einem ersten Damm mit dem nördlich davon liegenden Olversumer Vorland verbunden worden. In den Jahrzehnten danach entwickelte sich ein großer zusammenhängender Vorlandkomplex. Mit der Errichtung von Eiderdamm und Eidersperrwerk (1967-1973) und dem Bau eines flussparallelen Leitdammes vom Sperrwerk bis zur ehemaligen Grünen Insel wurde die Landschaft völlig verändert und dem Einfluss von Ebbe & Flut weitgehend entzogen. Der westliche Teil des alten Vorlandes wurde zusammen mit dem Katinger Vorland zu Acker- und Forstflächen umgewandelt und eine Straße (K 41) durch das Gebiet geführt. Östlich dieser Verbindung zwischen Sperrwerk und der Stadt Tönning bildet der verbliebene Rest heute ein feuchtes Grünland, welches die frühere Dynamik aus Flusshochwasser und Gezeiten kaum noch formen kann.

Durch das Gebiet verläuft von West nach Ost das ehemalige Außentief des Norderlochgrabens (altes Sielgebäude an der Straße), der aufgrund der Verlandung des Auslaufes an dieser Stelle nun in entgegengesetzter Richtung über den Katinger Priel entwässert. Einen guten Überblick über das Land bekommt man vom kleinen Aussichtsturm „Kiek ut“ (nicht barrierefrei), der sich direkt westlich der K 41 befindet. Das Grünland wird mit Schafen und in Teilbereichen auch mit Rindern extensiv beweidet. Es ist ein wichtiges Bruthabitat für Küsten- und Wiesenvögel im Frühling und Sommer sowie rastende Wildgänse im Winterhalbjahr.

Zum Schutzgebiet gehört auch das sog. Nullgebiet, das sich südwestlich an die ehemalige grüne Insel anschließt. Es grenzt jedoch nicht unmittelbar an das bereits vorgestellte Grünland im Nordosten an, sondern zwischen beiden liegt der sog. Bruchwald. Dieses Waldstück, das bis an die Uferlinie der Eider heranreicht, stellt für die Vögel des Offenlandes eine Barriere dar. Ihr Austausch zwischen den Grünlandflächen ist dadurch stark eingeschränkt, v.a. für wandernde Vogelfamilien mit Küken, die noch nicht fliegen können. Im Herbst 2013 haben die Orkantiefs „Christian“ und „Xaver“ den Bruchwald zu großen Teilen umgeworfen. Ein Wiederaufkommen des Baumbewuchses an dieser Stelle würde den Schutzzielen zuwider laufen.

Das Nullgebiet ist heute ein botanisches Kleinod zwischen dem großen Katinger Wald und der Eider. Verschiedene Orchideenarten, Kuckucks-Lichtnelke, Wiesenschaumkraut und Großer Klappertopf und andere bestimmen das Blütenmeer. Namensgebend für diesen Bereich war das frühere Flächenmanagement, das ursprünglich keinerlei Nutzung vorsah. Da das Nullgebiet teilweise so tief unter dem Meeresspiegel liegt, dass bei Flut salziges Qualmwasser unter dem Leitdamm durchsickert, wurde gehofft, dass sich natürlicherweise eine Salzwiese entwickeln würde. Anfangs schien dies zu funktionieren, doch schon bald begannen Süßpflanzen die Pflanzen der Salzwiese zu überwachsen. Aufkommende Büsche und Bäume verschlechterten die Brutbedingungen der Wiesen- und Küstenvögel. Durch intensive Pflegemaßnahmen ist heute wieder ein Zustand erreicht, der dem Ziel eines „wassergeprägten Graslandes“ entspricht.

Die zentralen Flächen werden ab Mitte Juli einmal gemäht, anschließend findet mit Rindern und Ponys eine Nachbeweidung statt. In den Randbereichen entlang des Leitdammes an der Eider wird bereits nur ab Mai beweidet.

Um die Mahd im Hochsommer zu ermöglichen, muss vorher der Wasserstand abgesenkt werden. Dies erfolgt über das Speicherbecken und das Leitdammsiel des Katinger Priels. Das abgelassene Wasser lässt große Flachwasserzonen trocken fallen, die Wat- und Wasservögel zur Nahrungssuche und zum Rasten aufsuchen. Genau zum richtigen Zeitpunkt - denn im August erfährt der Wegzug der Vögel aus ihren skandinavischen und arktischen Brutgebieten an der schleswig-holsteinischen Westküste einen Höhepunkt. Der niedrige Wasserstand in dieser Zeit trägt auch dazu bei, dass sich auf dem Gewässerboden angesammelter Faulschlamm unter dem Lufteinfluss abbauen kann. Die Wasserqualität bleibt dadurch gewahrt. Anschließend wird das Wasser im Nullgebiet über das Winterhalbjahr angestaut, so dass im nachfolgenden Frühjahr wieder optimale Bedingungen für die Brutzeit bestehen.