Strauß-Gilbweiderich - Foto: Helge May
NABU-Naturschutzgebiet „Ehemaliger Fuhlensee“
Pflegemaßnahmen zum Erhalt der wertvollen Vegetation
Entstehung und Geschichte
Das Gebiet des ehemaligen Fuhlensees wurde 1990 unter Naturschutz gestellt. Es liegt im Bereich der Miele-Niederung und hat eine Größe von rund 24 Hektar. Es ist das einzige Naturschutzgebiet NSG auf Meldorfer Gemeindegebiet. Die Flächen stehen im Eigentum der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.
Mit der Haken- und Nehrungsbildung nach der Abschnürung der Meeresbuchten kam es zur Bildung von Haffseen und später Strandseen, die sich schließlich nach Bildung der „Alten Marsch“ zu flachen Süßwasserseen entwickelten und mit wenigen Ausnahmen verlandeten. Die Verlandung wurde durch Entwässerungsmaßnahmen gefördert. Der Fuhlensee soll 1855 noch eine Wasserfläche von 25 Hektar gehabt haben. Heute sind nur noch geringe Wasserflächen vorhanden, die künstlich geschaffen worden sind. Der Lehrer P. Bohnsack aus Sarzbüttel berichtet, dass das Gebiet in früheren Jahren im Winter gelegentlich unter Wasser stand und in Frostperioden zum Schlittschuhlaufen geeignet war. Das deutet darauf hin, dass damals die Vegetation zumindest in weiten Bereichen recht kurz gewesen sein muss.
Diese Zeiten sind lange vorbei. Die Trockenlegung der Miele-Niederung, die vor Jahren durch immer tiefer gelegte Gräben deutlich wurde, hat auch Einfluss auf den ehemaligen Fuhlensee gehabt. Auch die Schaffung des Speicherkooges in der Meldorfer Bucht (Deichschluss 1978), der unter anderem der Entwässerung der Dithmarscher Niederungen dienen sollte, hat sicher Auswirkungen auf das Gebiet gehabt. Eine Verwallung des ehemaligen Fuhlensees, die in Zusammenhang mit der Unterschutzstellung vorgenommen wurde, hat die Wasserhaltung verbessert. Die alten Zustände konnten dadurch jedoch nicht wiederhergestellt werden. Inzwischen ist die Verwallung durch die Tätigkeit des Bisams stellenweise beschädigt worden. Auch der Fuchs hat darin schon seinen Bau angelegt.
Schutzzweck
Nach § 3 der Schutzgebietsverordnung vom 14. Dezember 1990 ist das Naturschutzgebiet ein Kerngebiet für ein großräumiges Vorranggebiet für den Naturschutz in der Miele-Niederung. Es dient der Erhaltung und natürlichen Entwicklung eines verlandeten Marschsees mit der hierfür charakteristischen Pflanzen- und Tierwelt. Die Natur soll in ihrer Ganzheit erhalten werden. Soweit es zur Erhaltung bestimmter bedrohter Tier- und Pflanzenarten in den Ökosystemen erforderlich ist, sind auch planvolle Maßnahmen zur Entwicklung und Wiederherstellung durchzuführen. Inzwischen ist das Naturschutzgebiet mit seiner Umgebung als FFH-Gebiet (DE-1820-303) gemeldet worden.
Pflanzen und Tiere
Die Miele-Niederung ist seit langem ein Gebiet, das die besondere Beachtung naturkundlich interessierter Mitbürger fand. Die Wasserverhältnisse im Bereich des Fuhlensees ließen wohl immer nur eine extensive landwirtschaftliche Nutzung zu. Die einzelnen Parzellen lassen auch heute noch nach der Einstellung der Nutzung unterschiedliche Bewirtschaftungen erkennen. Trotzdem hat sich das Gebiet in den letzten Jahren stark verändert. Die früher eher niedrige Vegetation ist verdrängt worden durch Schilf, hohe Gräser und Großseggen, die heute weitgehend das Bild bestimmen. In der Zeit der Betreuung durch den NABU wurden 19 Pflanzenarten gefunden, die nach der "Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen Schleswig-Holsteins" aus dem Jahr 2006 als gefährdet eingestuft worden sind. Hinzu kommen 16 Arten, die dort in der Vorwarnliste geführt werden. Diese Zahlen unterstreichen die Bedeutung des Naturschutzgebietes aus botanischer Sicht.
Allerdings veränderte sich die Zusammensetzung der Flora im Laufe der Jahre. So konnten Rundblättriger Sonnentau Drosera rotundifolia, Straußgilbweiderich Lysimachia thyrsiflora und Sumpfdreizack Triglochin palustris in den letzten Jahren leider nicht mehr gefunden werden. Die Ursache dafür ist in der Sukzession zu sehen.
Die früher häufige Arnika Arnica montana blüht nur noch gelegentlich einmal. Vom Gefleckten Knabenkraut Dactylorhiza maculata, das früher nicht selten war, blühten 1994 noch 20 Pflanzen auf verschiedenen Parzellen. Heute kommt sie nur noch an einem Standort vor. Dort hat sich der Bestand jedoch Dank der Pflegemaßnahmen des NABU deutlich erholt. Diese fördern auch andere seltene Pflanzen.
So hält sich ein Bestand des Waldläusekrautes Pedicularis sylvatica. Nach Aufnahme der Pflegemahd siedelte sich auch die Moosbeere Vaccinium oycoccus zusammen mit Besen- Calluna vulgaris und Glockenheide Erika tetralix an.
Amphibien und Reptilien
Aus der Gruppe der Reptilien wurde bislang nur die Waldeidechse gefunden. Den Moorfrosch Rana arvalis kann man im April bei geeignetem Wetter häufiger hören. Außerdem kommen der Grasfrosch Rana temporaria und die Erdkröte Bufo bufo vor.
Säugetiere
Diese Tiergruppe ist vertreten durch Feldmaus Microtus arvalis, Feldhase Lepus europaeus, Bisam Ondatra zibethicus, Reh Capreolus capreolus und Rotfuchs Vulpes vulpes. Bei den herbstlichen Pflegemaßnahmen wurden auch schon Nester der Zwergmaus Micromys minutus gefunden. Einmal gab es auch einen Totfund der Wasserspitzmaus Neomys fodiens.
Vögel
Um 1980 brüteten noch Schafstelze Motacilla flava, Sumpfohreule Asio flammeus, Wiesenweihe Circus pygargus, Rotschenkel Tringa totanus und Bekassine Gallinago gallinago im Gebiet. Das Brutvorkommen des Birkhuhns Lyrurus tetrix erlosch vermutlich im Jahr 1979.
Der hohen Vegetation wegen sind Schafstelze Motacilla flava und Rotschenkel Tringa totana in dem Gebiet nicht mehr zu finden. Die Bekassine Gallinago gallinago erscheint nur noch außerhalb der Brutzeit. Als eine Besonderheit ist das Vorkommen des Seggenrohrsängers Acrocephalus paludicola zu werten. Ein Sänger wurde 1992 mehrfach gehört. Im Winter 1992/1993 dienten gemähte Flächen als Rastplatz für bis zu fünf Kornweihen Circus cyaneus. Auch Sumpfohreulen Asio flammeus überwintern zeitweise im NSG.
Kiebitze Vanellus vanellus und Uferschnepfen Limosa limosa überfliegen das Gebiet nur von den benachbarten Wiesen und Weiden aus. Die Sumpfohreule Asio flammeus könnte 1993 wieder dort gebrütet haben. Die Rohrweihe Circus aeruginosus kann, auch wenn Gelege nicht gesucht und gefunden wurden, als regelmäßiger Brutvogel gelten. Nicht regelmäßig brüten offenbar Löffelente Anas clypeata und Blessralle Fulica atra. Regelmäßige Brutvögel sind Schilfrohrsänger Acrocephalus schoenobaenus, Feldschwirl Locustella naevia, Rohrammer Emberiza schoeniclus und vereinzelt wohl Wiesenpieper Anthus pratensis.
Im Jahr 2009 brüteten verschiedene Vogelarten in erheblich höherer Anzahl als in den Vorjahren. Der Bestand der Schilfrohrsänger betrug ca. 30 Brutpaare und der der Rohrammer ca. 25. Damit war der Brutbestand dieser Arten etwa doppelt so hoch wie in den vergangenen Jahren. Erfreulich ist auch, dass nach vielen Jahren wieder ein Paar Braunkehlchen Saxicola rubetra erfolgreich brütete. Auch eine bisher nicht aus dem Fuhlensee bekannte Vogelart, das Weißsternige Blaukehlchen Luscinia svecica cyanecula brütete erfolgreich mit zwei Paaren.
Um den Schutzzweck zu erreichen, sind zumindest auf einem Teil der Flächen Pflegemaßnahmen erforderlich: Ein großer Teil der Flächen wird wie im Rahmen der landwirtschaftlichen Nutzung früher üblich gemäht. Der Zeitpunkt der Mahd richtet sich nach der Samenreife der Pflanzen auf den einzelnen Parzellen. Um die Nährstoffe in dem Gebiet zu reduzieren, muss das Mahdgut entfernt werden. Wegen des späten Mähtermin ist eine Verwendung als Viehfutter allerdings nur eingeschränkt möglich. Für den westlichen Teil des NSG wird eine Mahd wegen der schlechten Zuwegungen kaum möglich sein, so dass in diesem Bereich in absehbarer Zeit mit einer Verbuschung zu rechnen ist. Aber auch für den recht gut zugänglichen östlichen und mittleren Teil ist es schwierig, die Mahd durchzuführen.
Um vorerst wenigstens einige Standorte der empfindlichsten Pflanzen zu erhalten, werden diese durch Mitglieder des NABU Dithmarschen mit einem Balkenmäher gemäht.
Im Jahr 2009 wurde die Vegetation durch die Stiftung Naturschutz auf fast alle Parzellen im Ostteil des Naturschutzgebietes erstmals mit besonders konstruierten Geräten gemäht. Außerdem wurde das Mähgut entfernt, was in den letzten Jahren durch den Pächter mehrfach unterblieb. Es bleibt zu hoffen, dass diese Maßnahmen in den nächsten Jahren weiterhin durchgeführt werden können.
Anfahrt
Das Naturschutzgebiet "Ehemaliger Fuhlensee" liegt an dem Feldweg zwischen Sarzbüttel und dem Hesel nordöstlich von Meldorf im Kreis Dithmarschen. Eine Besucher-Informationstafel über das Gebiet befindet sich rd. 100 m nördlich bei dem Gebiet „Niebuhrslust“. Es besteht ein absolutes Betretungsverbot.
Kontakt
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