Jakobskreuzkraut: Panikmache auf breiter Front
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Penetranter Juckreiz nach erfrischendem Bad
Zunächst liegt der Verdacht nahe, dass man empfindlich auf die um diese Zeit ebenfalls recht zahlreichen Algen im Gewässer reagiert. Auch Wasserflöhe werden gelegentlich zu Unrecht als Ursache vermutet. Doch das mehrere Tage andauernde, starke Jucken hat eine andere Ursache: Zerkarien, die Auslöser der Bade-Dermatitis (auch Zerkarien- bzw. Schistosomatiden-Dermatitis, Hundsblattern oder Weiherhibbel genannt), sind in der Haut des Badegastes eingedrungen und lösen hier eine allergische Reaktion aus. Die Erkrankung wurde in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts erstmals beschrieben und kommt heute weltweit, insbesondere in Nordamerika und Mitteleuropa vor. Auch für Schleswig-Holstein gibt es bereits zeitlich frühe Belege für diese lästige, aber zumeist harmlose Hauterkrankung des Menschen.
Was sind Zerkarien?
Zerkarien sind die Larven von zumeist Tiere befallenden Saugwürmern (Trematoden), die irrtümlicherweise in die Haut des als Fehlwirt fungierenden Menschen eindringen und dort stecken bleiben. Sie lösen hier eine allergische Reaktion aus. Der eigentliche Endwirt des zur Gattung Trichobilharzia gehörenden, die Badedermatitis auslösenden Saugwurms sind Wasservögel. Die Zerkarien dringen bei Enten, Tauchern und Gänsen aktiv in die Haut der Füße ein und gelangen über das Blutgefäßsystem in die Venen des Darmes bzw. in die Blutgefäße der Nasenschleimhaut. Dort entwickeln sie sich zu ausgewachsenen Saugwürmern, deren Eier mit dem Kot bzw. dem Schleim der Nasenschleimhaut des befallenen Tieres ins Wasser abgegeben werden. Aus den so freigesetzten Eiern des Saugwurms schlüpft jeweils eine Larve (das erste freie Larvenstadium: Miracidium), die aktiv eine Süßwasserschnecke aufsucht und in diese eindringt.
Die Miracidien bilden in dem Zwischenwirt "Süßwasserschnecke" (zumeist Schlammschnecken) Vermehrungsstadien aus, bis die bei Wassertemperaturen im Sommer ab 20 Grad in großer Zahl dort gebildeten Zercarien (das zweite freie Larvenstadium des Saugwurms) aus der Schnecke ins Wasser ausschwärmen und zur Wasseroberfläche aufschwimmen. Der Lebenszyklus des Saugwurms schließt sich, indem die an der Wasseroberfläche treibenden Zerkarien, die dort ohne Wirt nur zwei bis drei Tage überleben können, wiederum Wasservögel befallen.
Der Mensch als Fehlwirt
Zerkarien suchen nach dem Freisetzen aus der Schnecke bei warmer Witterung aktiv die Wasseroberfläche der Gewässer auf. Dort orientieren sie sich optisch und chemisch, um ihren Wirt, in der Regel Wasservögel, zu finden. Dabei können sie versehentlich auch in die menschliche Haut badender Menschen eindringen. Dort gehen sie jedoch kurz nach ihrer Invasion zugrunde und verursachen schließlich eine mit starkem Juckreiz verbundene Hautreaktion ("Quaddeln"), die Badedermatitis. Der Mensch stellt für die Saugwürmer einen "Fehlwirt" dar, in dem sich der Parasit aber nicht weiterentwickeln kann.
Was ist zu tun?
Die Hauptschwärmzeit der Zerkarien beginnt mit der allgemeinen Badesaison im Frühsommer und erreicht im Spätsommer einen zweiten Höhepunkt. Besonders nach Schönwetterperioden werden gehäuft Fälle von Badedermatitis registriert. Die Auslöser der Badedermatitis sind in vielen Gewässern Mitteleuropas nachgewiesen. Beim ersten Kontakt mit den Larven des Saugwurms entsteht beim Menschen nur eine geringe Hautreaktion. Erst beim zweiten Mal, wenn das Immunsystem den Eindringling erkennt, kommt es zu einer stärkeren Abwehrreaktion mit den typischen Juck-Beschwerden.
Tipps und Tricks
Wer in Seen badet, sollte folgende Regeln beachten, um den Zerkarien aus dem Wege zu gehen:
Keine Enten füttern!
Um generell die Konzentration von Zerkarien im Wasser zu verringern, sollten im Umfeld von Badestellen keine Enten gefüttert werden: Je mehr Futter, desto mehr Enten, mehr Kot und mehr Zerkarien. Das Nahrungsangebot steuert dabei die Größe der Bestände von Entenvögeln. Fütterungen locken zudem Ratten an, fördern die Übertragung von Krankheiten, und mästen die Tiere, gleichzeitig erhöht sich der Nährstoffeintrag.
Überdüngung durch Landwirtschaft
Insbesondere an durch landwirtschaftliche Nutzung eutrophierten, nährstoffreichen Seen treten besonders viele Schnecken und Wasservögel auf. Zur Zeit gibt es keine wirksame, ökologisch vertretbare Bekämpfungsmethode, die gegen Zerkarien und Wasserschnecken als Zwischenwirte eingesetzt werden kann. Wegen der komplexen Zusammenhänge im Ökosystem See könnte theoretisch der Einsatz von natürlichen Räubern und Parasiten helfen. Derartige Vorhaben müssten in jedem Falle kombiniert werden mit entsprechenden wasserbaulichen Maßnahmen und einer Reduktion des Nährstoffeintrages in die Gewässer als eine langfristige, zufriedenstellende Lösung.
ILu akt. 7. Februar 2019
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