Eilmeldung: NABU Protest zeigt Wirkung!
Reederei Color Line nimmt Walfleisch von der Speisekarte
13. März 2013 - Wie die Nachrichtenagentur dpa am frühen Abend berichtet, wird die Reederei Color Line ab sofort kein Walfleisch mehr auf ihren Kreuzfahrtschiffen anbieten. „Es war keine Absicht, bestehende internationale Gesetze zu umgehen“, so Jörg Rudolph, Geschäftsführer der Reederei. Der NABU-Protest und die Aufforderung, Walfleisch umgehend von der Speisekarte zu streichen, zeigte Wirkung.
Walfleisch zum Buffet auf der "Color Fantasy"
Norwegisches Reederei 'Color Line' bietet Gästen EU-weit verbotenes Walfleisch an
Neumünster, 13. März 2013: Nach Informationen des NABU hat die norwegische Reederei „Color Line“ auf Fährschiffen der Route von Oslo nach Kiel ihren Gästen wiederholt Walfleisch zum Verzehr angeboten. Wie mehrere Reisende dem NABU berichteten, fand sich geräucherter Wal u.a. am 27. Februar wie auch am 10. März 2013 auf der MS „Color Fantasy“ im Abendbuffet. Dem NABU liegen Fotografien vor, die das aktuelle Angebot belegen. In Internetforen wird zudem darüber berichtet, dass jahrweise im Delikatessen-Shop der Fähren auch eingeschweißtes Walfleisch zu erhalten war.
Derzeit ermitteln u.a. das Zollfahndungsamt Rostock sowie das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume LLUR in Flintbek wegen möglichen Verstoßes gegen verschiedene artenschutzrechtliche Bestimmungen der EU.
Auf Nachfrage der Zeugen teilte die Reederei „Color Line“ mit, dass „es an Bord der Color Line Schiffe kein Walfleisch gibt“. Das Color Line-Servicecenter erklärte in einer Mail vom 8. März 2013: „Zum Buffet gibt es kein Walfleisch. Ab und zu gibt es einige exotische Köstlichkeiten beim Buffet, diese gehören jedoch nicht zum Standardprogramm und werden auch nicht regelmäßig serviert.“ Color Line Deutschland hat mittlerweile jedoch den Vorfall bestätigt und sich klar gegen den Fang von Walen und den Verzehr von Walfleisch ausgesprochen. Die deutsche Dependance der Reederei hat angekündigt, Einfluss auf die norwegische Zentrale nehmen zu wollen.
Vermutlich handelt es sich um Fleisch von Zwergwalen. Norwegen verweigert seit 1993 die Unterzeichnung der Walfangmoratoriums der Internationalen Walfangkommission IWC und macht seitdem wieder Jagd auf Wale. Ihre selbst gesetzte nationale Quote von etwa 1000 Zwergwalen wurde in den vergangenen Jahren dabei nicht ausgeschöpft, da es keinen ausreichenden nationalen Absatzmarkt gibt, der internationale Handel mit Walprodukten aber über das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (engl. CITES) und die Europäische Artenschutzverordnung streng verboten ist. Jetzt scheint die „Color Line“ Norwegen einen neuen Markt generieren zu wollen und bewegt sich damit in einer rechtlichen Grauzone, da ein Schiff mit norwegischer Flagge als nationales Hoheitsgebiet gilt. Derzeit beraten bei der 16. CITES-Konferenz in Bangkok die Vertragsstaaten über Handelsbeschränkungen und -verbote bedrohter Tierarten. Im Jahr 2010 war auf der Tagung der IWC in Agadir erneut der Versuch gescheitert, kommerzielle Fangquoten für den Walfang festzulegen, wie sie von Japan, Island und Norwegen gefordert werden. Die IWC erlaubt lediglich indigenen Bevölkerungsgruppen die Tötung von Walen und dann ausschließlich für den eigenen Verbrauch. Ein Angebot auf Schiffen der „Color Line“ und der Verkauf von Walfleisch stehen dazu im krassen Widerspruch. Neben Norwegen, halten sich auch Island und Japan nicht an das Walfangmoratorium der IWC.
Gegen internationale Handelsbeschränkungen
Der NABU fordert die norwegische Reederei auf, Walfleisch sofort aus dem Angebot zu entfernen. „Dass die norwegische Reederei ihren Gästen derartiges zumutet, ist skandalös. Die Reederei versucht damit bewusst europäische und internationale Handelsbeschränkungen und Artenschutzverordnungen zu umgehen. Der NABU wird darauf mit einer umfassenden Öffentlichkeitskampagne reagieren und rechtliche Schritte prüfen, sollte es kein öffentliches Bekenntnis geben, kein Walfleisch mehr im Linienverkehr mit europäischen Häfen anzubieten. Das Fleisch Jahrhunderte verfolgter und noch immer stark bedrohter Tiere gehört nicht auf den Teller“, empört sich NABU-Landesvorsitzender Hermann Schultz.
Kontakt
Ingo Ludwichowski, NABU Schleswig-Holstein, Telefon 04321-953073
Kim Detloff, NABU Meeresschutzexperte, 030-2849841626