Uhu-Bestand und illegale Verfolgung
Häufiger als angenommen
Uhu-Abschuss: "Eine kriminelle Aktion von bislang nicht gekannter Dreistigkeit"
Unbekannte schießen Uhu-Familie vom Nest | Minister von Boetticher attackiert Jäger scharf | Offensichtlich kein Einzelfall
6. Mai 2008: In einem Wald bei Sarzbüttel (Kreis Dithmarschen) ist vor einer Woche eine Uhu-Familie abgeschossen worden. Mit einem Schrotschuss auf das Nest hat ein Unbekannter das Uhu-Weibchen und seine zwei Junguhus getötet.
Umweltminister v. Boetticher verurteilte den ungesetzlichen Frevel scharf: Den Einsatz eines Schrotgewehrs wertete der Minister als "Indiz, dass die Tat durch einen in der Region aktiven Jäger begangen wurde."
Landrat Jörn Klimant, der Kreisjägermeister und der Naturschutzbeauftragte des Kreises, Walter Denker, unterzeichneten als Reaktion auf die Vorkommnisse heute eine gemeinsame Erklärung zum Greifvogelschutz. Zudem wurde eine Belohnung von 2.000 € für die Ergreifung des Täters ausgesetzt.
Der Abschuss ist in Dithmarschen nicht der erste Fall von illegaler Verfolgung: Das illegale Töten geschützter Vögel ist hier leider keine Ausnahme. So wurden im vergangenen Jahr zwei Seeadlerpaare bei ihrer Brut gestört und gaben das Gelege auf. Auch in diesem Jahr gab es bereits Fälle illegaler Greifvogel- Verfolgung.
Schon im Jahr 2006 fing sich im vom NABU betreuten Meldorfer Speicherkoog ein Mäusebussard in illegal aufgestellten Schlageisen. Der Täter wurde rechtskräftig verurteilt. Aus anderen Gebieten in Schleswig-Holstein ist u.a. die Errichtung illegaler Großfallen für den Massenfang von Krähenvögeln bekannt geworden. Im Pinneberger Raum wurden von der Polizei Taubenzüchter mehrfach beim illegalen Habicht-Fang mit Hilfe von Fallen gestellt.
Der NABU schätzt die Dunkelziffer der Jagdfrevel als hoch ein. Bei Jagdzusammenkünften werden nach Erkenntnissen des NABU immer wieder hinter vorgehaltener Hand illegale Methoden der "Raubzeugbekämpfung" thematisiert. Offensichtlich gehen dabei Teile der Jägerschaft von einer stillschweigenden Duldung ihrer illegalen Machenschaften aus.
Der NABU begrüßt daher die klare Absage des Umweltministers an derartige Praktiken. Ob sich nun in der Jägerschaft Verhaltensänderungen ergeben, darf nach Ansicht des NABU aber wegen der teilweise tief sitzenden, tradierten Vorurteile gegen jegliches "Raubzeug" deutlich bezweifelt werden. Dazu trägt auch die Landesjagdzeitenverordnung bei, die entsprechend dem Wunsch der Jägerschaft viele Greifsäuger wie das Mauswiesel zur naturschutzfachlich unsinnigen Bejagung freigibt.
Auch "Freiwillige Vereinbarungen" zwischen Jagdverbänden, Ministerium und Naturschützern, die inhaltlich im wesentlichen nur die Einhaltung bereits bestehender gesetzlicher Regelungen festlegen, dürften notorische Gesinnungstäter kaum abhalten können.
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Die illegalen Methoden, mit denen Raubsäugern und Greifvögeln nachgestellt wird, sind Ausdruck eines falschen Naturverständnisses. Auch manche legalen Methoden sind naturschutzfachlich fraglich. Sie nehmen Qualen für die gefangenen Tiere in Kauf. Mehr →
Uhus in Schleswig-Holstein wieder nahezu flächendeckend verbreitet
Eulen-Experten des NABU schätzen landesweit rund 350 Uhu-Reviere
4. August 2007: Seit Mitte des 19. Jahrhunderts galt der Uhu in Schleswig-Holstein als ausgerottet. Ab Anfang der 1980er Jahre wurden bis 2002 im Rahmen eines Artenhilfsprogrammes 681 in Gefangenschaft gezüchtete Junguhus in Schleswig-Holstein ausgesetzt. Der Gesamtbestand des Landes wurde in der jüngsten Vergangenheit auf etwa 100 Brutpaare geschätzt.
Anlässlich der Jahresvogelkampagne des NABU wurde im Jahr 2005 der Brutzeitbestand des Uhus auf einer rund 1.900 km² großen Probefläche im östlichen Hügelland Schleswig-Holsteins systematisch erfasst.
Dabei wurden insgesamt 58 Uhu-Reviere registriert.
Auf Basis dieser Ergebnisse und aktueller Befunde aus weiteren Landesteilen schätzen die Uhu-Experten des NABU den Gesamtbestand auf rund 350 Reviere. Der Uhu ist in Schleswig-Holstein mit Ausnahme der Marsch und der Insel Fehmarn wieder flächendeckend verbreitet.
"Damit dürfte die imposante Eule zumindest im nördlichsten Bundesland den Sprung von der Roten Liste geschafft haben", so Oscar Klose vom NABU Schleswig-Holstein, der die Erfassung federführend koordiniert und ausgewertet hat.
Die Ergebnisse der Untersuchung wurden nun im Corax, der Zeitschrift der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Schleswig- Holstein und Hamburg, veröffentlicht. Die vollständige Veröffentlichung ist als pdf-Datei von den Autoren Oscar.Klose@nabu-sh.de und Bkoop.Avifauna@T-online.de erhältlich.
Inventur beim Uhu abgeschlossen
Vogel des Jahres häufiger als angenommen
3. Juni 2005: Der Vogel des Jahres 2005, der Uhu, ist im Lande offenbar deutlich häufiger als bislang allgemein angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine von Januar bis Ende Mai diesen Jahres durchgeführte Bestandserfassung des NABU in den Kreisen Plön und Ostholstein.
Rund 150 Jahre nach seiner Ausrottung gibt es in der von Mitarbeitern des NABU und der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft (OAG) untersuchten Fläche von rund 1.900 km2 gegenwärtig wieder 53 besetzte Uhu-Reviere, die auf gezüchtete Vögel zurückgehen, die ab Mitte der 1980er Jahre ausgewildert wurden.
Brutbestand: rd. 300 Paare
Unter Berücksichtigung von Untersuchungsergebnissen aus anderen Landesteilen ist damit in Schleswig-Holstein mit einem Be-stand von etwa 300 Paaren zu rechnen. "Das ist mehr als wir erwartet haben", resümmiert Oscar Klose vom NABU Eutin, der die Koordination der Feldarbeit im Kreis Ostholstein übernommen hat. Die Untersuchungsergebnisse des NABU ergänzen insoweit auch die offiziellen Angaben im Jagd- und Artenschutzbericht des Landes.
Das Geheimnis seines Erfolges ist die enorme Anpassungsfähigkeit, die es dem Uhu erlaubt, ganz unterschiedliche Lebensräume von der Kiesgrube bis zum Feldgehölz zu besiedeln, so der NABU-Experte. Auch bei der Wahl ihrer Nahrung sei die imposante Eule nicht gerade wählerisch. So stünden neben Wanderratten, Igeln und Ringeltauben durchaus auch größere Vögel wie Bussarde oder Kolkraben auf seinem Speisezettel. "Die abwechslungsreiche ostholsteinische Landschaft bietet dem Uhu offenbar ideale Lebensbedingungen", so Klose.
Kein Grund zur Beunruhigung
Doch Grund zur Beunruhigung gibt es auch trotz des Bestandsanstieges nicht. Bernd Koop, NABU Koordinator der Untersuchung im Kreis Plön und freischaffender Biologe: "Der Uhu hat sich nun einmal bei uns fest etabliert. Etwaige von Eulen oder Greifvögeln verursachte Bestandsschwankungen ihrer Beutetiere gehören natürlicherweise zu der Dynamik des ökologischen Gleichgewichtes.
Deshalb sind alle wie auch immer motivierten Rufe nach einer `Einregulierung´ Irrwege. Die vereinzelt bekannt gewordenen Uhu-Abschüsse sind ebenso scharf zu verurteilen wie die illegale Verfolgung von Mäusebussard oder Habicht."
Wer dem Uhu eine sichere Zukunft im Lande bieten will, müsse sich vielmehr für den Erhalt und die Entwicklung naturnaher und damit großvogelfreundlicher Landschaften einsetzen, denn der Uhu- Bestand erleidet gegenwärtig vor allem Verluste durch Stromtod an Freileitungen sowie durch den Straßen- und Schienenverkehr, gibt Koop zu bedenken.
Der Uhu als größte Eulenart Europas ist der "Vogel des Jahres 2005". Über seine Lebenssituation in Schleswig-Holstein berichtet der NABU. Mehr →