Der NABU ist aktiv, um unser Naturerbe zu erhalten. Damit Sie auch weiterhin heimische Tiere und Pflanzen erleben können, braucht der NABU Ihre Unterstützung - am Besten noch heute!
Jetzt Mitglied werden!Vorurteile haben Tradition
Als Seeadler, Fischotter, Eisvogel und Haubentaucher noch verfolgt wurden ...
Vorurteile haben eine lange Tradition
Mit Urteilen wurden nicht nur der Kormoran, sondern heute unstrittig als schützenswert anerkannte Tierarten wie Haubentaucher und Gänsesäger geächtet, die sogar mittlerweile wie Fisch- und Seeadler, Fischotter und Eisvogel in der Bevölkerung zu Sympathieträgern des Naturschutzes aufgestiegen sind und unter strengem Schutz stehen.
In einer Festschrift aus dem Jahre 1927 zum 1. Deutschen Fischerei-Kongress werden zudem auch Möwen, Große Rohrdommel, Schwarzstorch, Wasseramsel, Krähen, Iltis, Nerz, Seehund und selbst "Grüner Frosch" und Europäische Sumpfschildkröte für Schleswig-Holstein als "Fischfeinde" geächtet.
Auszug: "Die Teichwirtschaft Schleswig-Holsteins" (1956) | |
---|---|
Zu den "äußeren Fischfeinden" gehören Fischottern, -reiher, -adler, Wildenten u.a. Sie vermögen innerhalb kurzer Zeit und nicht vereinzelt 50 - 90 % des Teichbesatzes zu vernichten. Während Fischreiher - oft auch Fischottern - ständige Gäste auf den schleswig-holsteinischen Teichen sind, fallen die Fischadler auf dem Durchzug im frühen Herbst ein. Vor allem die kleinen (1-sömmerigen) Fische sind gefährdet, da sie sich meist in den seichten Uferregionen aufhalten. Welchen Schaden das Raubzeug anrichten kann, mag eine Notiz aus dem Teichbuch eines Betriebes im Kreis Oldenburg vom 24.11.1949 veranschaulichen: |
"Bei Vorarbeiten für den folgenden Tag - Abfischung - blieb ein Teich unbewacht. Auf der kleinen Wasserfläche fielen hunderte von Wildenten ein, die infolge des geringen Wasserstandes die Karpfen an das schlammige Ufer drängten und an Rücken und Kiemen auffraßen ..." ... Bekämpft wird das Raubzeug mit Tellereisen und Schußwaffen. Das Fehlen von Waffen in den ersten Nachkriegsjahren machte vielerorts eine erfolgreiche Fischzucht überhaupt unmöglich. Seitdem die Jagd wieder ausgeübt werden darf, traten auch hier normale Verhältnisse ein. ... |
Ausdruck ihrer Zeit
Mögen frühe Natur- und Vogelkundler wie Christian Ludwig Brehm (1787-1864) die Einteilung der Tierwelt in "nützlich und schädlich" noch als selbstverständlich angesehen haben und damit den Kenntnisstand ihrer Zeit wiedergeben, so wissen wir es heute - fußend auf einer reichhaltigen wissenschaftlichen Literatur und einem umfassenderen Verständnis der Natur - besser: Die Schadwirkungen von Eisvogel, Fischadler und anderer Fischfresser sind nicht belegt, bestätigt auch vom Umweltministerium MLUR, das in der Begründung für die 2005 erlassene, alte Kormoranverordnung den aktuellen Wissenstand richtig darstellt, kurioser Weise aber gerade daraus in rechtswidriger Weise als Maßnahmen den Abschuss von Kormoranen und die Störung von Kolonien im Binnenland herleitete.
Der Mensch steht ... eindeutig in direkter Konkurrenz zu Kormoran, Haubentaucher, Graureiher, Seehund und anderen fischfressenden Individuen." ... "Wir müssen eine deutliche Sprache finden, um nach einer kurzen, heftigen Debatte ein Ziel zu erreichen: Die Senkung des Kormoranbestandes. Wir brauchen ... nur deutliche bestandsmindernde Eingriffe. Inwieweit später andere Fischfresser auch noch einreguliert werden müssen, sollte anschließend gesondert geklärt werden.
Schleswig-Holsteinische Jäger und Fischer
2002
Friedliche Koexistenz möglich
Heute ist klar: Sportangler, Teichwirte und Fischer können mit Eisvogel, Seeadler, Kormoran, Fischotter und anderen Fischfressern ihr Auskommen finden. Sie müssen jedoch ohne Neid akzeptieren, dass alle Fischfresser wichtige Funktionen bzgl. der Ökologie der Gewässer wahrnehmen und dazu berechtigt sind, in unterschiedlicher Weise auf die natürliche Ressource "Fisch" zuzugreifen. Unsere Gewässer stellen eben nicht nur "Hühnerhöfe" der Fischerei dar, sondern sind wichtige Lebensräume für alle Formen der Biodiversität.
Die Zukunft - mehr Verständnis für Fischfresser?
Der NABU hofft, dass sich das Wissen um biologische Zusammenhänge in unseren Gewässern endlich in unserer Gesellschaft durchsetzt. Wenig zuversichtlich stimmt jedoch, wenn noch im Jahre 2002 in einer Verbandszeitschrift der schleswig-holsteinischen Fischer verbreitet wird: "Der Mensch steht ... eindeutig in direkter Konkurrenz zu Kormoran, Haubentaucher, Graureiher, Seehund und anderen fischfressenden Individuen." ... "Wir müssen eine deutliche Sprache finden, um nach einer kurzen, heftigen Debatte ein Ziel zu erreichen: Die Senkung des Kormoranbestandes. Wir brauchen ... nur deutliche bestandsmindernde Eingriffe. Inwieweit später andere Fischfresser auch noch einreguliert werden müssen, sollte anschließend gesondert geklärt werden." ...