Der NABU ist aktiv, um unser Naturerbe zu erhalten. Damit Sie auch weiterhin heimische Tiere und Pflanzen erleben können, braucht der NABU Ihre Unterstützung - am Besten noch heute!
Jetzt Mitglied werden!Eichelhäher zu Gast im Land
Auffällige Invasionen in Schleswig-Holstein
Der Eichelhäher ist in Schleswig-Holstein ein verbreiteter Brutvogel, der nahezu alle Waldtypen bewohnt und mittlerweile selbst im Siedlungsbereich brüten kann. Im Jahr 2010 stieß man im ganzen Land verbreitet auf kleinere und größere, bis 30 Tiere starke Trupps von Eichelhähern, die im Land herumstriffen - und dabei die Frage aufkommen ließen: Woher stammen all die Vögel, die auch an den Küsten zu sehen waren? Haben unsere schleswig-holsteinischen Häher etwa einen besonders hohen Bruterfolg gehabt?
Invasion aus dem Osten
Der Grund für "viele" Eichelhäher im Land hat nichts mit "unseren" Hähern zu tun, sondern ist leicht anders erklärbar: Eichelhäher tendieren wie ihre Verwandten, die Tannenhäher, wie Seidenschwänze und andere Arten dazu, unregelmäßig aus nördlichen und östlichen Ländern bei uns einzufliegen.
Auf einen Zuzug deuten zumeist hohe Zahl an Tieren im Ostseeküstenbereich hin, die Ornithologen dort feststellen. Ende September 2010 etwa wurden Eichelhäher bereits in Falsterbo an der Südwestspitze von Schweden festgestellt, wodurch klar wurde, dass in Skandinavien verstärkt Häher anzutreffen waren. Ornithologen stellten 2010 aber fest, dass in Schleswig-Holstein vor allem an den Vogelzugpunkten "Pelzerhaken / Lübecker Bucht" und in der Folge auch in Wedel an der Elbe die Häher in größerer Zahl auftreten. Von Fehmarn - dem Einfallstor für Vögel aus Skandinavien - lagen dagegen kaum Beobachtungen vor. Sie schlossenen daraus, dass der Einflug nach Schleswig-Holstein wohl überwiegend aus Osten entlang der südlichen Ostseeküste erfolgte.
Einfluss auf den Brutbestand?
Müssen wir dann nach einer Invasion in den kommenden Jahren mit einem größeren Brutbestand einer Vogelart rechnen, der manche einen Schaden an Singvögeln nachsagen? Dem ist nicht so. Der Eichelhäher frisst zwar gelegentlich auch Eier und Jungvögel anderer Singvögeln, doch hat er nach verschiedenen Untersuchungen keinen dauerhaft negativen Einfluss auf deren Bestand. Er gilt sogar als "Waldfreund", da er Eicheln und Bucheckern im Boden vergräbt und so für die Verbreitung beider Baumarten sorgt. Für die zugewanderten Tiere ist zudem wenig wahrscheinlich, dass sie tatsächlich dauerhaft bei uns im Land verbleiben werden.
Grund für die Invasion der Eichelhähern ist oftmals ein hoher Bruterfolg in den Herkunftsgebieten verbunden mit anschließendem Nahrungsmangel, der die Häher zum Auszug aus den Brutgebieten zwingt. Eine harter Winter lässt sich dadurch aber nicht vorhersagen. Diese Wanderbewegungen können bis weit nach Mitteleuropa hinein führen und finden wohl jährlich in geringem Maße statt, fallen aber normalerweise wegen der weiten Verbreitung der Art nicht in selbem Maße auf wie beim Tannenhäher, der nur an wenigen Stellen in Mitteleuropa vorkommt, dessen Erscheinen damit sofort augenfällig wird.
Die letzte große Invasion an Eichelhähern war im Jahr 2004, im folgenden Jahr 2005 gab es einen eindrucksvollen Heimzug, aber keinen höheren Brutbestand. 2010 sind Eichelhäher wieder in größerer Zahl eingeflogen. Ein großer Teil der Häher wird Schleswig-Holstein nur als Durchgangsgebiet nutzen und weiter nach Westen fliegen. Sie orientieren sich dabei häufig an Baumreihen und Knicks, scheuen aber vielfach davor zurück, offene Flächen zu überfliegen - gemäß ihres eigentlichen Lebensraumes 'Wald', in dem größere Freiflächen naturgemäß selten sind.
Nur auf dem Durchzug
Einige Häher verlassen nach Beobachtungen von Ornithologen unser Land häufig schnell wieder. Manche Vögel werden sich - sofern sie den Winter überleben - im nächsten Frühjahr wieder auf den Weg zurück in ihre Herkunftsgebiete machen. Es zeigt sich also, für Ängste besteht kein Grund - gar eine starke Verfolgung der Zugereisten ist nicht angebracht.
Der NABU rät: Freuen Sie sich an einem nicht alljährlichen Naturschauspiel - und achten Sie auch auf seltene Tannenhäher, die von ihren Verwandten 'mitgerissen" und von denen einzelne Exemplare dann gleichzeitig mit beobachtet werden können!
ILu akt 3. Dezember 2014
Weitere Informationen ...
Fast alle Waldtypen werden vom Eichelhäher besiedelt - vom Feldgehölz bis zum Nadelwald. Bevorzugt werden lichte Bestände. Seit einigen Jahren ist der Eichelhäher auch Stadtbewohner, insbesondere ältere Parkanlagen und Friedhöfe werden genutzt. Mehr →