Der NABU ist aktiv, um unser Naturerbe zu erhalten. Damit Sie auch weiterhin heimische Tiere und Pflanzen erleben können, braucht der NABU Ihre Unterstützung - am Besten noch heute!
Jetzt Mitglied werden!Die Rabenkrähe
Häufigster Rabenvogel in Schleswig-Holstein
Beschreibung
Mit etwa 47 cm Größe ist sie deutlich kleiner als der Kolkrabe. Die Rabenkrähe verfügt im Gegensatz zur Saatkrähe, mit der sie verwechselt werden kann, nicht über ein nacktes Gesicht und hat einen kräftigen, schwarzen Schnabel. Die Rabenkrähe tritt gewöhnlich einzeln oder paarweise auf und ist nur am Schlafplatz auch gesellig. Die Zwillingsart, die Nebelkrähe mit grauem Rücken und grauem Unterkörper, tritt bei uns nur noch selten in Erscheinung, häufiger zumeist im Winter. Mischpaare zwischen beiden Arten treten häufiger auf, so auf Fehmarn.
Verbreitung und Lebensraum
Die Rabenkrähe gehört zu den am weitesten verbreiteten Vogelarten und fehlt nur auf den Halligen. Sie kommt in fast allen Lebensräumen vor. Ihre Nahrung sucht sie großteils auf dem Boden auf Grünländern, an Wegen und Säumen. Reine Nebelkrähenbrutpaare gibt es nur in einem schmalen Band an der Grenze zu Dänemark, häufiger treten Mischpaare und Hybriden zwischen Nebel- und Rabenkrähe auf.
Knicküberhälter, Feldgehölze und Waldränder beherbergen die Niststätten. Der Habicht übt dabei einen maßgeblichen Einfluss auf die Verteilung der Brutpaare aus. Zunehmend wandert die Rabenkrähe in Ortschaften ein, sofern ausreichend hohe Bäume zur Verfügung stehen. Der Landesbestand wird auf rd. 13.000 Paare geschätzt (2009), nach 11.000 im Jahr 1994. Langfristig dürfte der Bestand stark angestiegen sein, was auch durch die Einwanderung in die Ortschaften bedingt ist. Hier findet sie durch ihre verringerte Scheu seit der Unterschutzstellung ähnlich wie Elster und Saatkrähe auch verbesserte nahrungsökologische Bedingungen vor.
In der Agrarlandschaft ist der Bestand der Rabenkrähe (bisher) nicht so stark zurückgegangen wie der der anderen Rabenvogelarten. Gegenüber dem Erfassungszeitraum 1985-1994 (322 Paare) nahm die Rabenkrähe nach Bestandserhebungen im Jahr 2005 zwar auf der Teilfläche Fehmarn weiter zu, zeigte aber mit insgesamt noch 291 Revieren im Gesamtgebiet Fehmarn, Raum Plön-Preetz, Ahrensbök und Herzogtum Lauenburg eine Abnahme vor allem in waldreichen Gegenden. Nach den Daten der NABU-public-science-Aktion 'Stunde der Gartenvögel' ist die Beobachtungshäufigkeit in Schleswig-Holstein im Siedlungsbereich weitgehend stabil. Ein Einfluss auf den Bestand anderer Singvögel ist nicht erkennbar. Die Siedlungsdichte der Rabenkrähe wird vor allem begrenzt durch:
- die Territorialität,
- die vorhandenen Habitatstrukturen,
- intra- und interspezifische Konkurrenz
- und das Vorhandensein von Beutegreifern wie Habicht und zunehmend auch Uhu.
Einfluss auf andere Arten
Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass das Vorkommen anderer (Vogel)-Arten nicht durch Rabenvögel gefährdet wird. Neue Arbeiten zeigen auf, dass etwa die Gelege von Wiesenvögeln zum großen Teil nachts verloren gehen, also wahrscheinlich vor allem Greifsäugern wie Fuchs und Wiesel zum Opfer fallen können. Diese werden durch landwirtschaftlich bedingte Wasserstandssenkungen und damit zusammenhängend zunehmende Dichten an Mäusen in die Brutgebiete der Wiesenvögel gelockt. Werden dagegen die früher auf Feuchtgrünland üblichen winterlichen Überschwemmungen zugelassen, brechen die Mäusebestände zusammen und die Flächen werden während der Brutsaison für Hermelin und Fuchs unattraktiv.
Entwässerung benachteiligt Wiesenvögel
Untersuchungen auf der Insel Amrum haben darüber hinaus ergeben, dass der Boden von stark entwässertem Grünland im Frühjahr zu schnell abtrocknet und damit verhärtet, so dass die Jungen von Austernfischer, Rotschenkel, Kiebitz und Uferschnepfe ihn nicht mehr nach Nahrung durchstochern können. Rabenkrähen profitieren gelegentlich von Störungen in manchen Vogelkolonien, da sie lernen, diese während der Abwesenheit der Eltern schnell für sich zum Zugriff auf Eier und Jungvögel zu nutzen. In bereits stark verkleinerten Kolonien reicht die Feindabwehr der Eltern dann nicht mehr aus, Rabenkrähen und Silbermöwen dauerhaft fernzuhalten.
Quellen
- Vogelwelt Schleswig-Holsteins - Brutvogelatlas (2002)
- Vogelwelt Schleswig-Holsteins - Brutvogelatlas (2014)
- Helb, H.-W. (2001): Rabenkrähe, Saatkrähe und Elster: Was tun und fressen sie wirklich? In: Die Rabenvögel im Visier (ÖJV, Hrsg.).