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Schnelle Hilfe im Krisenfall
Die bundesweite NABU Fledermaus-Hotline hat sich schon nach kurzer Zeit zu einem Erfolgsprojekt entwickelt, welches vom NABU Bundesverband schwerpunktmäßig finanziert und von den drei NABU Landesverbänden Hessen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein mit viel Engagement, sehr professionell und mit weiteren finanziellen Eigenanteilen umgesetzt wird. Seit Mai 2015 ist für jeden der drei Landesverbände je eine Mitarbeiterin tätig. Sehr schnell zeigte sich, dass für die zu leistende Telefonund Dokumentationszeit mehr Personal notwendig ist. Inzwischen besteht das Hotline-Team aus sechs FledermausexpertInnen.
Jeder Anruf wird dokumentiert: Datum, Uhrzeit, Anliegen, Herkunft Bundesland und besondere Anmerkungen. Durch die Dokumentation der Anrufzeiten konnten auch die Dienstzeiten an die Wahrscheinlichkeit, dass Anrufe eingehen, in der Startphase sehr gut angepasst werden. Personenbezogene Daten werden nur aufgenommen, wenn der Anrufer es wünscht, und er von einem Fledermausexperten kontaktiert werden möchte. Über das Kalenderjahr unterscheiden sich die Anruf-Anliegen auch im Schwerpunkt: In der Winterschlafphase werden häufig Fundtiere im Feuerholz gemeldet. Diese kann der Finder in einen anderen Holzstapel zurücksetzen. Bei plötzlichem Wetterumschwung im Winter (warm nach Frost) werden auch Wohnungseinflüge gemeldet. Fledermäuse, die sich länger in beheizten Räumen aufgehalten haben, sollten vor der Auswilderung von einem Experten begutachtet und evtl. versorgt werden.
Im Frühjahr werden häufig unterernährte Fledermäuse gefunden, wir beraten und nennen Fledermausexperten in der Wohnortnähe des Anrufers. Aber auch Fragen zu Fledermauskästen und zu fledermausfreundlicher Gartengestaltung werden gestellt. Sobald die Wochenstubenzeit beginnt, werden unzählige Jungtier-Funde gemeldet. Erste Hilfsmaßnahme ist hier immer der „Kuschelturm“. Das ist eine mit warmem Wasser gefüllte und einer Socke überzogenen Flasche, die man in eine flache Schüssel stellt. An diese warme Flasche setzt man das Findelkind in der Abenddämmerung. An hoher Position stellt man der Fledermausmutter ihr Kind zur Abholung bereit. Gleichzeitig vermitteln wir immer einen Ansprechpartner in der Region, sollte das Tier nicht abgeholt werden. Ein Fledermaus-Kindergarten ist manchmal nicht gerade leise – so wird auch bei „Problemquartieren“ um Hilfe gebeten.
Ganz wichtig ist hier die Vermittlung an einen Experten in der Region. Einige der Anrufer, die Probleme mit Fledermäusen haben, teilen uns mit, dass sie für jemand anderen anrufen und sich für ihn informieren wollen und möchten anonym bleiben. Wir weisen immer darauf hin, dass die Störung oder Zerstörung eines Fledermausquartiers strafbar ist und bieten Kontakt zu unseren Fledermausexperten an. Wir ermuntern die Anrufer, Expertenrat in Anspruch zu nehmen, denn dieser hat schon viele dieser Probleme erfolgreich gelöst. Lange Hitzeperioden im Sommer, aber auch lange Schlechtwetterzeit führen zu vielen Fundtieren. In der Hitze dehydrieren viele Tiere in ihren Verstecken unter unseren Dächern und fallen heraus. Ebenso bei langen Regenzeiten: Die Tiere haben kaum Möglichkeiten, Insekten zu jagen und fallen hungrig aus dem Quartier.
Bei regionalen Unwettern kommen an den beiden Folgetagen häufig Fledermausnotrufe aus diesem Bereich. Wir vermitteln immer Hilfe vor Ort. Auch das Thema Tollwut wird häufig angesprochen. Sehr selten wurde tatsächlich jemand von einer Fledermaus gebissen. In diesem Fall sollte sofort ein Arzt oder Krankenhaus aufgesucht werden, denn hier können und dürfen wir nicht weiter beraten, da wir keine Mediziner sind. Einige der Anrufer hatten allerdings nie Kontakt zu Fledermäusen, meinen aber, sich durch diese mit Tollwut infiziert zu haben. Es ist immer schwer, einen Anrufer mit psychischer Kompetenz zufriedenstellend zu beraten. Wie zu fast allen Themen findet man in den der NABU Fledermaus-Hotline angegliederten FAQs ausführliche Informationen.
Ab August beginnt die Schwärmphase der Fledermäuse, das heißt, die kleinen Kobolde erkunden mögliche Winterschlafquartiere. Hier kann es vorkommen, dass gleich mehrere Fledermäuse in Wohnräume einfliegen und im Zimmer kreisen. Unsere Anrufer lassen sich beraten, wie man den Tieren den Weg nach draußen zeigt: „Licht aus – Fenster breit auf!“ Ein Insektenschutz vor dem Fenster schützt auch vor sich verirrenden Fledermäusen.
Ganzjährig erreichen uns Quartiersmeldungen und Fragen zur Rechtslage bei möglicher Quartierszerstörung durch Wohnungsbauprojekte, Straßenneubau, Waldrodungen oder möglicher Gefährdung von Fledermäusen durch Windenergieanlagen. Auch hier vermitteln wir Kontakte zu örtlichen Naturschutzverbänden, Fledermausexperten und bitten auch, sich an die untere Naturschutzbehörde des Landkreises zu wenden.
BW, 13. April 2018