Bechsteinfledermaus - Foto: Marko König
Kästen für Fledermäuse werden von den einzelnen Arten unterschiedlich gut besucht. Naturhöhlen stehen in bewirtschafteten Wäldern nur begrenzt zur Verfügung. Während Wasserfledermäuse, Abendsegler, Mücken- und Rauhhautfledermäuse Fledermauskästen gerne annehmen, finden sich Bechstein- oder Fransenfledermaus hier so gut wie gar nicht ein. Sie sind wegen ihres häufigen Wechsels des Quartiers statt dessen vor allem auf ein gutes Angebot natürlicher Höhlen angewiesen, wie sie nur strukturreiche alte Wälder aufweisen.
Gerade die Bechsteinfledermaus wechselt in der Wochenstubenzeit mitunter täglich ihr Quartier mit der gesamten Gruppe und ist auf dieses reichhaltige Angebot an natürlichen Baumhöhlen auf kleinem Gebiet angewiesen. Daher ist diese Arten so extrem gefährdet.
Vor- und Nachteile von Fledermauskästen
Höhlen wie Kästen müssen für Fledermäuse verschiedene Grundfunktionen erfüllen, wie der Schutz vor Wettereinflüssen und Räubern, als Ort zur Bildung einer Kolonie und für soziale Interaktionen sowie ein stabiles Mikroklima aufweisen. Mit Hilfe von Fledermauskästen lassen sich ohne Zweifel einige Arten gut fördern. Andere Fledermäuse brauchen die Vielgestaltigkeit natürlicher Höhlen.
Bewertung
Der Einsatz von Fledermauskästen im Wald hilft, das Quartierangebot aufrecht zu erhalten bzw. zu erhöhen. Der Fledermausbestand lässt sich damit wahrscheinlich sichern. Aufgrund der geringeren Lebensdauer der Kästen wie der Abhängigkeit von regelmäßigen Instandhaltungsmaßnahmen können Kästen aber keinen echten Ersatz für verloren gegangene natürliche Quartiere bieten. Sie können sich zudem als Fallen erweisen, wenn sie zur Überwinterung genutzt werden, aber nicht frostsicher sind. Meldungen über erfrorene Abendsegler in Kästen nehmen seit einigen Jahren zu. Der Einsatz von Kästen als „Wohncontainer“ sollte daher nur ein vorübergehender Behelf sein, wenn - vor allem in Nadelholzbeständen - Mangel an natürlichen Quartieren herrscht.
Ziel einer naturnahen Waldentwicklung sollte es sein, auf lange Sicht die Anzahl von Kästen zu verringern, ohne jedoch kurzfristig Quartiernotstand hervorzurufen. Mit einer Verringerung muss daher die Förderung natürlicher Quartiere einhergehen. Das Ausbringen von Nistkästen ohne gleichzeitiges Bemühen zur Verbesserung oder Wiederherstellung der Biotopqualitäten im Wald ist nicht sinnvoll.
Naturhöhlen
Fledermäuse nutzen eine Vielzahl unterschiedlicher Baumhöhlen und -spalten. Spechthöhlen stellen für einige Arten den wichtigsten Quartiertyp dar. Förderung und Schutz von Spechten ist also auch Fledermausschutz. Das Höhlenangebot ist abhängig von der Siedlungsdichte der Spechte, diese wiederum vom Alter der Bestände und vom Laubholzanteil. Ein für alle Fledermäuse oder auch nur einzelne Arten„optimales” Quartier zu beschreiben ist nach den bisherigen, widersprüchlichen Erkenntnissen nur schwer möglich. Zumindest begünstigend wirkt sich aus, wenn die Höhle frei von Zugluft und eindringendem Regenwasser ist, die Höhle vom Einschlupf aus sowohl nach unten als auch nach oben hin ausgehöhlt oder nach unten ganz offen ist, ein freier Einflug ab zwei Meter Höhe für die schnell fliegenden Arten und ein versteckterer Einflug auch in niedriger Höhe für die langsam im Gebüsch fliegenden Arten (Bechstein- und Fransenfledermaus, Braunes Langohr) vorhanden ist. Zur dauerhaften Besiedlung muss eine Anzahl an Höhlen/Spalten vorhanden sein, die durch einen gewissen „Überschuss” die Gefahr von plötzlich unbrauchbaren Quartieren auffangen kann.
Damit eine natürlich zusammengesetzte Fledermausartengemeinschaft eine ausreichende Anzahl an Quartieren nutzen kann, müssen in einem ca. 120-jährigen Wirtschaftswald ständig mindestens 25 bis 30 Baumhöhlen pro Hektar geeignetem Baumbestand zur Verfügung stehen. Das entspricht einer durchschnittlichen Dichte von sieben bis zehn Höhlenbäumen pro Hektar.
Bewertung
Natürlicherweise entstehen in Bäumen ab einem bestimmten Alter Hohlräume und Stammrisse, verursacht durch Sturmwurf, Fäulnis, Specht- und Blitzschlag. Das sind die idealen Voraussetzungen für mindestens zehn Fledermausarten. Man könnte Baumhöhlen auch als „Villen“ unter den natürlichen Quartieren bezeichnen. Sie sind oft großräumig und bieten im Extremfall mehreren hundert Fledermäusen Platz.
Naturhöhlen sind als wichtige Lebensstätte für Tiere wie Vögel und Fledermäuse durch das Landes- und Bundesnaturschutzgesetz auch gesetzlich besonders geschützt. Der NABU fördert u. a. im Naturschutzgebiet "Ihlsee und Ihlwald" die Entwicklung natürlicher Wälder und unterstützt Fledermäuse durch den Aufbau von Kastenrevieren.
Wald bewohnende Fledermäuse benötigen einen besonders gestalteten Lebensraum. Strukturreiche alte Wälder sind für ihr Überleben wichtig. Ein Überblick über unsere waldbewohnenden Arten und Probleme und Lösungen für deren Schutz. Mehr →
