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Jetzt Mitglied werden!Gefährdungsursachen
Wodurch sind Fledermäuse bedroht?
Für Fledermäuse sind zahlreiche Gefährdungsursachen bekannt, die wahrscheinlich alle beim Menschen liegen und nachfolgend näher erläutert werden sollen. Zwar werden für den Rückgang einiger Arten auch klimatische Veränderungen in Erwägung gezogen, z.B. bei den beiden Arten der Hufeisennasen im mittleren und südlichen Teil Deutschlands und beim Großen Mausohr in Norddeutschland, doch haben auch hier menschliche Eingriffe immer zum Verschwinden der Restpopulationen am Rande ihres Verbreitungsgebietes beigetragen. Als sehr schwerwiegende Gründe für die Gefährdung der Fledermäuse sind, neben den Quartierverlusten, sicher die Verringerung des Nahrungsangebotes infolge von Änderung und Intensivierung der Landnutzung und des Pflanzenschutzmitteleinsatzes, aber auch die Kontamination mit Umweltgiften einzustufen
Gefährdung durch Umweltgifte, Holzschutzmittel und direkte Verfolgung
- Umweltgifte, die durch eine hohe Persistenz gekennzeichnet sind, können sich über die Nahrungskette im Körper der Fledermäuse anreichern und durchaus Konzentrationen erreichen, die direkt zum Tode oder verminderter Fortpflanzungsfähigkeit führen können.
- Holzschutzmittel können von Fledermäusen an ihren Hangplätzen an/in Gebäuden (insb. Sommerquartieren) über die Haut, durch die Körperpflege oder die Atemluft aufgenommen werden und wirken so wie Umweltgifte.
- Erschlagen oder Ertränken von Fledermäusen aus Furcht und Aberglaube.
- Häufiges Stören im Winterschlaf (Energieverlust).
- Aufsuchen von Wochenstubengesellschaften (Vergrämen der Alttiere).
- Hauskatzen, die Fledermäuse an engen Quartiereinflügen abfangen.
- Steinmarder (besonders bei unsachgemäß konstruierten künstlichen Quartieren).
Verluste von geeigneten Nahrungsgebieten
Fledermäuse sind auf das Vorhandensein geeigneter Jagdgebiete, besonders im Umkreis ihrer Wochenstuben, angewiesen. Dort müssen sie Nahrungsinsekten in ausreichender Menge und Qualität, erbeuten können. Je nach den Ansprüchen der einzelnen Fledermausarten werden Insekten verschiedener Größe oder bestimmter Arten mit einem geringen Schadstoffgehalt benötigt. Ein Verlust geeigneter Nahrungsräume, der einen Nahrungsmangel zur Folge haben kann, ist wesentlich durch folgende Faktoren bedingt .
Verluste von geeigneten Nahrungsgebieten
- Vereinheitlichung und Ausräumung der Landschaft durch die Beseitigung von Kleinbiotopen.
- Rückgang von Extremstandorten durch gezielte Bewässerung trockener und Entwässerung feuchter Standorte im Zuge einer landwirtschaftlichen Intensivierung.
- Direkte Zerstörung von Jagdbiotopen durch die Beseitigung von z.B. Alleen oder Kleingewässern.
- Landwirtschaftliche oder gärtnerische Wirtschaftsweise, die den Lebenszyklus von wichtigen Nahrungsinsekten stört (z.B. Insektizid und Herbizidanwendung, Pflege von Brachland).
- Änderung des Mikroklimas durch Landschaftsumgestaltung.
- Der Lichttod von Insekten an Beleuchtungsanlagen und angestrahlten Wandflächen trägt längerfristig wesentlich zur Verringerung des Nahrungsangebotes bei.
- Die Anpflanzung von nicht einheimischen Bäumen, Gehölzen und anderen Pflanzen an Stelle von einheimischen Gewächsen verringert das Nahrungsangebot für zahlreiche Insekten und somit auch das der Fledermäuse. Dieses Problem ist längst nicht mehr allein auf Städte beschränkt, sondern dehnt sich zunehmend auch auf die Gärten und öffentlichen Anlagen von Dörfern aus (Verstädterung der Dörfer).
Verluste von Flugrouten
Da die Echoortung der Fledermäuse nur über eine relativ geringe Entfernung funktioniert, ist sie nicht für die Fernorientierung geeignet. Um dennoch längere Distanzen zurücklegen zu können, wie sie meist zwischen ihren Teillebensräumen Sommerquartier - Nahrungsgebiet oder Sommerquartier - Winterquartier existieren, benutzen viele Fledermausarten feste Flugrouten, die sie mit Hilfe ihres hervorragenden Raumgedächtnisses abfliegen können. Dieses gute Raumgedächtnis hilft ihnen auch dabei, sich innerhalb ihrer Nahrungsgebiete auf den Nahrungserwerb zu konzentrieren.
Um sich jedoch bestimmte Flugrouten erst einmal einprägen zu können, ist es unerläßlich, daß Landschaftsstrukturen vorhanden sind, an denen sich die Tiere akustisch und teilweise optisch orientieren können. Flugrouten führen daher meist entlang linearer Strukturen wie z.B. Waldrändern, Alleen, Hecken, Gebäudereihen oder entlang einzelner Landmarken wie z.B. Büschen, Solitärbäumen oder Gebäuden. Leise rufende Fledermausarten nehmen auch weite Umwege in Kauf, um nicht über unstrukturiertes Gelände fliegen zu müssen.
Die Hauptgefährdung für die Fledermäuse liegt dabei in der Beseitigung solcher Landschaftselemente, da entweder Teillebensräume voneinander abgeschnitten werden oder zu große Entfernungen von Wochenstuben zu den Nahrungsgebieten entstehen, deren Zurücklegen für die Tiere energetisch zu ungünstig ist.
Verluste von Flugrouten
- Beseitigung von linearen Strukturen in der Landschaft (Alleen, Baumreihen, ufer-begleitende Gehölze, Hecken, Hohlwege).
- Beseitigung punktueller Landschaftselemente (Solitärbäume, Feldgehölze).
- Schließen von Baulücken, besonders bei Reihenhausbebauung.
- Intensive Beleuchtung von Straßen und Uferwegen an Gewässern.
- Zerschneidung von Flugrouten durch den Neubau stark befahrener Straßen (Bundesstraßen, Autobahnen)
Für den Verlust von Fledermausquartieren (Zwischen-, Sommer- und Winterquartiere) sind folgende menschliche Aktivitäten verantwortlich:
Verlust von Fledermausquartieren (Zwischen-, Sommer- und Winterquartiere)
- Abriß alter Gebäude und moderne hermetische Bauweise.
- Verschluss von Ritzen und Löchern (insbesondere zur Wärmedämmung) an Gebäuden.
- Verschluss von Spalten, Dachluken und Fenstern im Dachbereich mit Glas oder Maschendraht. Besonders in Kirchtürmen zum Schutz vor Tauben.
- Füllen von Hohlschichten in Hauswänden mit Isoliermaterial.
- Ausbau und Aufräumarbeiten in Dachräumen mit vorhandenem Fledermausbestand.
- Imprägnierung von Dachgebälk in Häusern und Kirchen mit säugetierschädlichen Holzschutzmitteln.
- Fällen alter Bäume mit Astlöchern und Höhlen in Forsten (Altholz), Agrarlandschaft (alte Alleebäume, Kopfbäume) und Gärten (alte Obstbäume).
- Beseitigen alter Steinmauern mit offenen Fugen.
- Zuschütten von Erdhöhlen, Bunkern und alten Eiskellern.
- Abdichtung und Trockenlegung feuchter Kellerräume, besonders von Erd-, Eis- oder Bierkellern.
- Verschließen von defekten Kellerfenstern.
- Begehen, Leuchten mit Fackeln, Feuermachen und Rauchen in unterirdischen Quartieren (Höhlen- und Bunkertourismus).
- Übermäßige Störungen durch neugierige Naturschützer, die Quartiere kontrollieren oder Tierfotografen.