Der NABU ist aktiv, um unser Naturerbe zu erhalten. Damit Sie auch weiterhin heimische Tiere und Pflanzen erleben können, braucht der NABU Ihre Unterstützung - am Besten noch heute!
Jetzt Mitglied werden!Schillernder Wipfelstürmer
Auf der Suche nach dem Schillerfalter
Nur wenigen Naturfreunden ist es bisher vergönnt gewesen, einen der schönsten und mit gut sieben Zentimeter Flügelspannweite einen der größten heimischen Tagfalter zu beobachten - den Großen Schillerfalter Aptura iris (Linnaeus, 1758). Umso erfreulicher, wenn man das Glück hat, diesen wunderschön blauviolett schillernden Falter einmal vor sich auf dem Boden sitzen, an Waldwegen oder im Waldsaum fliegen zu sehen. Diese abwechselnd schattigen und sonnigen Bereiche bevorzugt diese Schmetterlingsart als Lebensraum. Der NABU Schleswig-Holstein freut sich über Meldungen dieser in Schleswig-Holstein nicht häufig zu beobachtenden Art.
Besonders morgens kommen die Falter in Bodennähe, um an feuchter Erde oder an Pfützen zu saugen. Den Rest des Tages befinden sich die Tiere im Blätterdach der Baumkronen – und entziehen sich so der Beobachtung. Das Falterleben dauert übrigens nur rund acht Wochen, die Raupen hingegen leben rund zehn Monate. Die Eiablage der Weibchen erfolgt einzeln an älteren Blättern von niedrigen Weiden, bevorzugt der Salweide. Nach zwei Wochen schlüpfen die grünlichen Raupen, die den Winter über festgesponnen in Baumritzen oder in Zweiggabeln überstehen. Mit dem Austreiben der Futterpflanzen erwacht auch die Raupe und setzt ihre Entwicklung fort. Etwa Mitte Juni erfolgt die Verpuppung, nach etwa zwei Wochen schlüpfen die Falter.
Nur die Männchen schillern prächtig
Nur die männlichen Falter schillern übrigens so prächtig. Und auch da kann der Naturbeobachter manchmal seine Überraschung erleben - manchmal ist die schöne blauviolette Färbung plötzlich weg! Das Licht wird nur bei einem bestimmten Einfallwinkel in den blauen bis violetten Wellenlängen reflektiert. So ist aus bestimmten Blickwinkeln die Farbe fast gleichmäßig über den Flügel verteilt, dann aber nur in bestimmten Bereichen oder gar nicht – und der Falter sieht nur braun aus. So entsteht der namensgebende, „schillernde“ Eindruck.
Aufgrund der versteckten Lebensweise in den Baumkronen wird der Bestand der auch vereinzelt auftretenden Art wohl eher unterschätzt. Als Bewohner naturnaher Mischwälder erfolgte in der Roten Liste der Tagfalter Schleswig-Holstein eine Einstufung mit dem Status 3, gefährdet. Als Gründe zählen das Entfernen der Weichhölzer aus den Wirtschaftswäldern, dem Asphaltieren der Wege, die intensive Bewirtschaftung der Wälder und dem damit einhergehenden Verlust an struktureller Vielfalt. Zudem erreicht die Art im Gebiet offenbar seine nordwestliche Verbreitungsgrenze.
Beobachtungen bitte melden!
Der NABU ruft daher dazu auf, bei den nächsten Spaziergängen einmal die Augen auf zu halten und Beobachtungen dieser selten zu entdeckenden Art zu melden. Dabei wäre ein Fotobeleg, der gerne auch unscharf sein kann, sehr hilfreich und wichtig, denn es gibt ein paar ähnliche Arten wie beispielsweise den Kleinen Schillerfalter oder den Kleinen Eisvogel, die in ähnlichen Lebensräumen anzutreffen sind. Diese werden schnell mit dem Großen Schillerfalter verwechselt, sind allerdings noch sehr viel seltener, fast nur im Südosten Schleswig-Holsteins zu finden.
Kontakt und Meldung
Carsten Pusch
NABU Schleswig-Holstein
E-Mail: Carsten.Pusch@NABU-SH.de
Mobil: 0171-5246115
3. Juli 2018