Schmetterlinge
Auf zarten Flügeln durch die Luft
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Immer wieder tauchen auch in Schleswig-Holstein Trauermäntel auf. Der NABU bittet um Hinweise auf Raupen und Falter. In den Jahren 2006 und 2007 gelangen einige Nachweise, auch aktuell werden Tiere gesichtet. Nach der Massenzeit in den späten 90er Jahren ist die Art aber weitgehend wieder aus Mitteleuropa verschwunden bzw. der Bestand auf wenige Verbreitungszentren zusammen geschrumpft. Da die Gründe für die großen Häufigkeitsschwankungen nicht ausreichend bekannt sind, ist es für Biologen von Interesse, Beobachtungen von Faltern mitgeteilt zu bekommen.
Nach einem Aufruf des NABU zu Beginn des Jahres 2006 liegen über 30 Trauermantel-Meldungen vor, allein 20 aus diesem Jahr, von denen sechs sogar fotografiert wurden. Doch noch niemandem ist es in Schleswig-Holstein in den vergangenen 100 Jahren gelungen, auch die Raupe des Trauermantels zu finden und damit zu bestätigen, dass sich die Art bei uns auch fortpflanzt.
Für den Trauermantel liegen seit Beginn der Erfassungen Nachweise aus ganz Schleswig-Holstein vor. Der Falter wandert bislang jedoch in aller Regel nur bei uns ein. Er tritt daher jahrweise im Sommer in unterschiedlicher Häufigkeit auf und überwintert später hier. Die neuen Meldungen bestätigen das alte Bild: Sie zeigen, dass auch im vergangenen Winter zahlreiche Falter bei uns die kalte Jahreszeit überdauert haben und heute im Land auf "Brautschau" sind. Raupen des Falters wurden jedoch in Schleswig-Holstein in den letzten hundert Jahren nicht gefunden. Ob sich der Trauermantel bei uns vermehrt, ist also unbekannt.
Die Trauermantel-Raupe
Trauermantel-Raupen sind unverkennbar. Nach dem Schlupf etwa drei Millimeter lang, sind sie anfangs für das bloße Auge fast einfarbig schwarz, später kennzeichnen sie weiße Pünktchen und rote Dorsalflecken. Die Beine sind rostfarben. Im Erwachsenenstadium besitzt sie spitze Stacheln bzw. Dornen auf den Leibesringen. Ausgewachsen werden die Raupen etwa 50-55 mm lang. Die frisch aus den Eiern geschlüpften Räupchen bleiben zunächst auf ihrem Blatt und suchen die der Sonne abgewandte Seite der Pflanze auf. Werden die Raupen älter, verteilen sie sich über den gesamten Zweig, geschützt durch ein gemeinsam gesponnenes Gespinst.
Mit ihrem Auftreten ist von Anfang Juni bis Mitte Juli zu rechnen. Eine Raupe ernährt sich zwischen 32 und 50 Tage lang vor allem von Weiden-, aber auch Birken-, Pappeln- und Ulmenblättern. Sie ist vermutlich vor allem an einzelnen, kühl und feucht stehenden Bäumen und Gebüschen auf Lichtungen oder in Bachtälern zu finden. Die Raupe häutet sich insgesamt viermal, bis sie schließlich zum Verpuppen die Futterpflanze verlässt.
Vorkommen
Für den Trauermantel liegen seit Beginn der Erfassung Nachweise aus dem ganzen Land vor. Er wandert jedoch in aller Regel nur bei uns ein, tritt daher Jahr weise im Sommer in unterschiedlicher Häufigkeit auf und ist hier nicht bodenständig. Raupen wurden jedenfalls in Schleswig-Holstein in den letzten hundert Jahren noch nicht gefunden. Er mag sich jedoch trotzdem gelegentlich nach größeren Einflügen - wie im Jahr 1995 - im Anschluss hier auch vermehren. In diesem Jahr, das gekennzeichnet war durch mehrere Nachweise in Schleswig-Holstein und Nordeuropa, gelang auch in Preetz eine Feststellung: Hier hatte sich ein Trauermantel in eine Wohnung verflogen und wurde dort später verendet gefunden.
Aber auch erfolgreiche Überwinterungen sind für Schleswig-Holstein bereits belegt. Der Trauermantel bevorzugt dabei wie etwa das Tagpfauenauge Spalten und Höhlen, um die kalte Jahreszeit geschützt zu überleben. Im aktuellen Jahr 2007 sind dem Kieler Schmetterlingsforscher Detlef Kolligs bereits fünf Tiere gemeldet worden, nachdem ein Jahr zuvor schon mehrere Nachweise gelangen.
Lebensraum
Trauermäntel auf Wanderschaft können praktisch überall beobachtet werden. Der eigentliche Lebensraum des Trauermantels ist aber der Wald. Insbesondere Waldränder, Waldwege und Lichtungen strukturreicher Wälder haben es ihm angetan. Daher setzt sich der NABU für den Erhalt derartiger naturschutzfachlich bedeutsamer Standorte im Landeswald ein. Der Falter nutzt als Nahrung vor allem Baumsäfte, reifes Obst oder den Saft "blutender" Birken, weniger Blüten. Die Raupe frisst am Laub von Weide und Birke.
Falls sich das Klima zukünftig weiter in Richtung "wärmer und trockener" entwickelt, könnte die Art sich auch in Schleswig-Holstein vermehren, da der Hauptgrund für die nicht dauerhafte Ansiedlung der Art in den meist nassen und kalten Frühjahren zu vermuten ist - Witterungsbedingungen, die die Raupen nicht vertragen.
Literatur
Kolligs, D (2003): Schmetterlinge Schleswig-Holsteins. Atlas der Tagfalter, Dickkopffalter und Widderchen. Wachholtz Verlag.
ILu, akt. 13. September 2021
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