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Wallnau-Webcam: Der Herbst bringt neue Arten
Es waren Habichte ...
Spannend und überraschend zugkleich war dabei der erste Nachweis eines Habichts auf der Insel. Der diesjährige, wohl auf Grund der Größe weibliche Jungvogel fand sich über mehrere Wochen und zu unterschiedlichen Tageszeiten insbesondere auf dem Niststrauch der Kormorane im Norden der Insel ein, wo er vor allem rastete - und dies auch bis zum Ende des Berichtszeitraum noch tut. Angezogen haben mag ihn das große Spektrum an möglichen Beutetieren. Vor allem die Enten mögen hier auf seinem Speiseplan stehen, auch wenn die Kamera bislang diesbezügliche Aktivitäten nicht aufzeichnen konnte.
Die Ausdauer beim Rasten, die vielfach die Seeadler bei ihren oft sich über Stunden hinziehenden Aufenthalten aufbringen, kann der sonst eher Wälder und waldnahe Bereiche geschickt nutzende Jäger nicht aufbringen. Sehr zum Leidwesen der Webcam-Nutzer, die ihn daher meist nur kurz zu Gesicht bekommen haben.
Mindestens drei verschiedene Seeadler sind seit Ende August beobachtet worden. Mit dem Weibchen A7-51 war zunächst eine alte Bekannte - bereits im letzten Jahr anwesend, nunmehr jedoch ohne männliche Begleitung - auf der Insel. Zudem ein unberingter diesjähriger und ein vorjähriger, mit Helgoland-Ring gekennzeichneter Seeadler, dessen Markierung jedoch nur unvollständig abgelesen werden konnte.
Erneut dokumentieren ließ sich die mehrfache Nutzung einer - vom alten Seeadler-Weibchen A7-51 geschlagenen - Graugans, die der Adler in einem Kormoran-Nest im Strauch direkt vor der Kamera deponierte. Kurze Zeit später interessierten sich eine junge Rohrweihe und mehrere Rabenkrähen für das unglückliche Opfer und klaubten sich ihren eigenen Fleisch-Anteil heraus. Kurzfristig rastete auf demselben Nest auch ein weibchenfarbener Turmfalke, also sicher nicht derselbe Vogel (ein Männchen), der den vergangenen Winter hier regelmäßig zu sehen war. Es wird spannend, ob wie im letzten Winter auch Rauhfußbussard und Wanderfalke wieder auf der Insel auftauchen werden.
Wasserscheuer Fuchs
Ein weiterer Beutegreifer geriet vor die Linse, jedoch nur in größerer Entfernung: Ein Fuchs ließ sich am 20. Oktober 2013 mit Hilfe der Webcam beobachten, wie er am der Insel gegenüber liegenden Ufer immer wieder Richtung Kormoran-Eiland spähte, mehrmals kurz in diese Richtung ins Wasser lief, letztlich aber dann das Schwimmen durchs tiefe Naß scheute und sich stattdessen lieber mit dem Absuchen der diesseitigen Gewässerkante begnügte. Kiebitze schauten dem wohl doch wasserscheuen Gesellen aus der Nähe zu und erhoben sich nur in die Luft, wenn der Fuchs zu nahe kam. Es bedarf offensichtlich der klaren Aussicht auf reiche Beute, damit sich Meister Reineke - wie zur Brutzeit zum Leidwesen der Kormorane mehrfach geschehen - ins Wasser begibt.
Wasservögel
Die Welt der anderen Vogelarten ist nicht minder spannend. Zunächst fanden sich auf der Insel wieder zahlreiche Bekassinen, Vogel des Jahres 2013, ein. Dunkle Wasserläufer bereits im hellen Schlichtkleid zeigten oftmals schwimmend in einer Gruppe von rd. 30 Tieren um die Insel herum gemeinsam die Jagd auf kleine Fische. Den Beginn des Vogelzuges aber kennzeichneten die ersten Flussuferläufer, die schon traditionell bereits sehr früh hier rasten und Nahrung suchen. Dies wie im letzten Jahr auch in den verlassenen Nestern der Kormorane. Daneben war erstmals eine junge Uferschnepfe anwesend, mehrere Wochen allein und verloren wirkend. Zahlreich vertreten die Entenarten: dominant vor allem Krick-, Tafel-, Schnatter-, Spieß-, Pfeif- und Löffelenten, neben den in deutlicher Überzahl rastenden Stockenten. Überraschend auch schon anwesend mehrere Gänsesäger.
Die bekannte Graugans-Familie aus Hamburg, bereits letztes Jahr nachgewiesen, war erneut am 21. August 2013 mit ihren Jungen am Südende zu finden und Teil der großen Mauseransammlung dieser Art. Erstmals überhaupt am 28. September 2013 waren bis zu drei Zwergtaucher zu sehen. Bach- und Schafstelzen, Rohrammern und Stare, aber auch die ersten Stieglitze, die im letzten Jahr hier überwinterten, waren ebenfalls im Spätsommer und Herbst schon Gäste.
Neu auf der Insel nachgewiesen wurde die farbberingte Silbermöwe 'H1CL', die - wie zwei weitere Tiere - vor 10 Jahren als Jungvogel auf dem nahegelegenen Lemkenhafener Warder beringt wurde. Endlich geklärt ist auch die Herkunft der finnischen Silbermöwe 'C03JN', die Anfang Juni 2012 in der Nähe von Pori beringt und schon zwei Monate später in Wallnau war.
Abzug der Kormorane
Kormorane traten bis zum Ende des Beobachtungszeitraums immer wieder in größeren Trupps auf. Mitte September wurden dabei von eindeutig fremden Jungvögeln noch Nester in der Kolonie besucht und dabei mit Nistmaterial 'hantiert'.
Die Farbberingung bringt beim Kormoran erste Ergebnisse. Die noch ausharrenden beiden Wallnauer Jungvögel 'A010' und 'A014' wurden am 29. September letztmalig abgelesen, danach liegen keine weiteren Nachweise vor. Erfreulich die Nachricht, dass der in Wallnau am 6. Juni beringte Kormoran 'A002' am 24. Oktober 2013 in Frankreich abgelesen (und nicht geschossen) zurückgemeldet wurde, nachdem der Jungvogel zuletzt am 25. Juli 2013 noch in der Wallnauer Kolonie war.
Ab Mitte August erreichte ein großer Schwung 'neuer' Jungvögel die Insel, deren Herkunft auf Grund der dänischen Ringe klar ist, deren Nummern der Metallringe aber kaum vollständig abzulesen waren. Erstaunlicherweise fehlen weitere Farbringträger. Die letzten noch im November verbliebenen Kormorane sind zumeist unberingt. Es stehen noch umfangreiche Rückmeldungen von in Wallnau abgelesenen Kormoranen verschiedener Herkunft aus.
Weniger Licht - weniger Kamera-Bilder
Mittlerweile erreichen die Kameras und das gesamte Übertragungssystem wegen der tageweise schlechten Licht-Verhältnisse immer öfter ihr Energie-Limit. Mit Ausfällen des auf Photovoltaik basierenden Systems ist also insbesondere bei langanhaltend dichter Wolkendecke immer wieder zu rechnen.
Anfang Dezember 2013 wird die Glaskuppel der Kamera im Norden der Insel (Kamera 1) ausgetauscht, da sich bei den letzten Besuchen der Insel deutliche Verfärbungen im Material gezeigt haben, die die Bildqualität beeinträchtigen.
ILu 13. November 2013
Wenige Kormorane überleben in Wallnau
Nur 31 Junge werden flügge I Vogelzug beginnt I Rehe auf der Insel
Es kam nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Am 7. Juni 2013 hatte noch ein Fuchs die Insel heimgesucht und dabei Eier und Jungvögel der nistenden Kormorane erbeutet. Doch entgegen der Erwartung wurden immerhin von 41 beringten jungen Kormoranen 28 flügge, von denen nun 26 gelbe Farbringe tragen. Insgesamt erreichten auf der Insel 31 Junge die Flugfähigkeit. In einem Nest blieb die erfolgreiche Brut unberingt.
Erstmals lässt sich durch die auffällige Markierung leicht verfolgen, wie schnell Jungvögel ihren Schlupfort verlassen: Anfang Juli 2013 können noch 21 von 26 beringten jungen Kormoranen mit der Webcam identifiziert werden. In der ersten August-Decade 2013 sind nur noch sieben von ihnen auf der Insel. Am 6. August lässt sich davon Kormoran A013 von einem Alttier füttern.
Durch- und Abzug
Dass jedoch der Zug der Kormorane bereits begonnen hat, zeigen nicht nur die fehlenden Tiere, sondern zahlreiche neu im Rastbestand eintreffende Vögel, von denen ein größerer Anteil dänische Ringe trägt. Wenig erstaunlich: Nach Auskunft von Kjeld Tommy Pederson / Dänische Beringungszentrale wurden in diesem Jahr rd. 4.000 Jungtiere in den dortigen Kolonien beringt. Leider gestaltet sich das Identifizieren dieser Individuen schwierig, da sie nur Metallringe tragen. Nur selten kann der Code vollständig erfasst werden. Insgesamt 12 verschiedene Vögel, zumeist Jungtiere, lassen sich aber identifizieren. Die entsprechenden Rückmeldungen stehen noch aus, ebenso wie die von insgesamt vier im Jahr 2013 abgelesenen Vögeln, die möglicherweise in Mecklenburg-Vorpommern markiert wurden.
Vogelzug beginnt
Dass der Vogelzug wieder beginnt, zeigen Flussuferläufer, Bekassinen, Kampfläufer und Dunkler Wasserläufer, die nun im Flachwasser rund um die Insel nach Nahrung suchen. Erstere suchen selbst die Nester in den Kolonien auf, um in den Hinterlassenschaften der Kormorane nach Nahrung zu stöbern. Am 27. Juli 2013 gelingt der überhaupt erste Nachweis eines Grünschenkels. Kiebitze tauchen dagegen nur vereinzelt auf.
Mausernde Wasservögel
Auf dem Gewässer halten sich zudem mausernde und teils noch Junge führende Enten und Gänse auf. Graugänse sind zum Ende des hier beschriebenen Beobachtungszeitraums wieder flugfähig. Eine einsame mausernde Nonnengans - wohl angeschossen und auch deshalb flugunfähig - rastet zwischen den Kormoranen auf der Insel. Stock- und Schnatter- wie auch Tafelenten haben erfolgreich ihre Jungen bis fast zur Flugfähigkeit gebracht. Nur einen kurzen Besuch stattete das altbekannte Seeadler-Weibchen A7-51 Ende Juli der Insel ab. Die vielfache Unruhe im Gebiet deutet aber darauf hin, dass es unbemerkt von der Kamera wohl häufiger anwesend ist.
Überraschende Gäste: Rehe
Verblüfft waren die Webcam-Beobachter, als am 6. August 2013 mitten im dichten Weidenröschen-Bestand auf der Insel ein Reh-Weibchen und zugleich zwei Jungtiere auftauchten. Für den vorangegangenen Winter allerdings ist ihre Anwesenheit durch Spuren im Schnee bereits belegt. Die Tiere müssen durch das momentan sehr flache Wasser die Insel erreicht haben. Da die Vegetation der Insel recht hoch ist, bleibt unbekannt, seit wann und wie lange sie sich hier aufhalten.
Singvögel und Reiher
Auch Singvögel treffen derzeit auf der Insel ein. Zahlreiche Bachstelzen rasten auf der Insel und suchen hier auch nach Nahrung. Mehrere Schafstelzen tuen es ihnen in der Südkolonie gleich. Rohrammern sind vereinzelt ebenfalls schon zu finden, während andere sonst häufige Arten wie der Star oder der Stieglitz bislang noch fehlen. Bis zu vier Graureiher waren gleichzeitig sichtbar, ruhten teils auf den Nestern der Kormorane oder fingen erfolgreich am Ufer Fische. Wie im letzten Jahr waren zwei Löffler vom 8. bis 14. Juli 2013 auf der Insel. Kundschafter einer möglichen Ansiedlung? Es bleibt spannend!
ILu 10. August 2013
Fuchs auf der Wallnauer Kormoran-Insel!
Zum zweiten Mal seit Untersuchungsbeginn sorgt Reineke Fuchs für erhebliche Verluste
Am 7. Juni 2013 gelangte zum zweiten Mal seit dem Start der Dauerbeobachtung der Wallnauer Kormoran-Kolonie im Jahr 2010 in der Brutzeit ein Fuchs auf die Insel. Schon zwei Jahre zuvor watete am 21. Juni 2011 dieser Räuber durch das Wasser und erbeutete mehrere, allerdings fast flugfähige Kormorane. Diese wurden in den nächsten Tagen zurück ans Land gebracht. Im Winter 2012/2013 lief zudem ein Fuchs über den vereisten Teich zum Mäusefang auf die Insel und rastete dort im Schnee. Im Jahr 2012 waren es demgegenüber vor allem Seeadler, die den Brutvögeln zusetzten.
Eier vor Jungvögeln
Am 7. Juni 2013 konnte mit der Webcam nun das Verhalten des Räubers online auch auf der Internetseite live verfolgt werden, da sein Eindringen vom Kamera-Team rechtzeitig bemerkt wurde. Erstaunlich war zunächst, wie deutlich der Fuchs anfangs vor allem seine Vorliebe für Kormoran-Eier zeigte. Die noch in den Nestern anwesenden Jungvögel wurden weitgehend ignoriert. Ei für Ei holte sich Reineke Fuchs aus den wenigen Bodennestern, in denen noch keine Jungvögel geschlüpft waren. Vorsichtig, ohne die Eier zu öffnen, griff er dabei mit seinem Maul zu, lief langsam weg und verscharrte seine Beute anschließend in nahegelegenen Verstecken. Erst zum Schluss spürte er am Rande der Kolonie junge Kormorane auf und tötete diese. Ein großer Teil der Jungvögel blieb jedoch zunächst unbehelligt. Sie tötete er erst bei Besuchen in den kommenden Tagen, so dass schließlich – fast – kein Jungvogel im Norden und Süden der Insel überlebte. Aus anderen Untersuchungen ist die hier beobachtete starke Vorliebe des Fuchses für Eier allerdings bereits bekannt.
Stöbern nach jungen Möwen und Enten
Nach dem „Diebstahl“ der Eier stand vor allem das Stöbern in der dichten Vegetation auf seinem Programm. Ausgiebig durchsuchte er die Dickungen, offensichtlich auf der Suche nach gegenüber Kormoranen wohl schmackhafterer (?) Beute. Dabei tötete er mehrere der anwesenden jungen Möwen, darunter auch die zwei Jungvögel des einzigen Mantelmöwen-Paares. Dieses war im letzten Jahr bei der Aufzucht noch erfolgreich und hatte trotz Seeadler-Attacken die einzigen drei Möwen-Jungvögel durchgebracht. Einer der beiden Partner der Mantelmöwen trägt einen dänischen Fußring. Die wenigen Silbermöwen-Jungvögel verschwanden vor dem Flügge-Werden vollständig. Dagegen haben 2013 einige junge Silbermöwen bislang überlebt.
Vor den Augen der Kamera fing der Fuchs auch eine brütende Stockente vom Gelege und begann kurze Zeit später, sie zu verspeisen. Weitere Opfer stehen zu vermuten, blieben aber von den Kameras unentdeckt, die die Insel und ihren dichten Bewuchs nicht komplett überwachen können.
Mehrere Tage zu Besuch
Spannend blieb es für die Beobachter, ob der Fuchs wie vor zwei Jahren in der Folge auch die Sträucher der Insel besteigen würde. Doch die erhöhten Standorte blieben trotz mehrmaliger Besuche der Insel bis zum Ausfall der Kameras unangetastet, genauso wie die prinzipiell ebenfalls erreichbaren, mit halbwüchsigen Jungvögeln belegten Nester auf dem südlichen Kamerastativ.
Möglicherweise sind dem Fuchs künstliche Bauwerke fremd und unheimlich. Sie mögen ihn mutmaßlich zu sehr an andere, "gefährliche" menschliche Einrichtungen wie Fallen erinnern, mit denen er zuvor bereits unangenehme Erfahrungen gemacht haben könnte. Bei Kormoranen sind diese Standorte aber umgekehrt zur Rast und Brut besonders beliebt.
Tagaktiv
Auffallend ist, dass dieser Fuchs wie schon 2011 offensichtlich das Tageslicht nicht scheut. Im ebenfalls vom NABU betreuten NSG Graswarder bei Heiligenhafen/Ostsee versuchen Füchse nach Ergebnissen der dortigen Infrarot-Beobachtung nur in der absoluten Dunkelheit der Nacht, die dort eingesetzten Schutzzäune für die Brutkolonien zu überwinden. Die Wallnauer Brutinsel am Informationszentrum wurde dagegen in diesem Jahr ebenfalls tagsüber geplündert. Offensichtlich passt sich der Fuchs mit seinem verhalten an den herrschenden Jagddruck an: Am Rande des Graswarders werden Füchse mit dem Gewehr bejagt und sind daher nur nachts aktiv, in Wallnau können sie sich auch tagsüber ins Freie begeben, da sie dort nicht bejagt werden!
Bemerkenswertes Verhalten von Jungvögeln
Am 6. Juni 2013 wurden 41 junge Kormorane auf der Insel markiert, davon 39 mit ablesbaren, vierziffrigen, gelben Fußringen. Ein Teil der markierten Vögel wurde vom Fuchs getötet, nur die in den Sträucher und auf dem Kamerastativ aufwachsenden Jungvögel überlebten – und ein einziger Bodenkormoran „A031“. Die Markierung liefert bereits erste spannende Ergebnisse, noch bevor die Jungen flügge sind!
Kormoran „A009“ steigt um
Kormorane verfügen über durchaus scharfe Krallen. Wozu diese dienen können, zeigte Kormoran „A009“ in beeindruckender Weise. Offensichtlich kurz vor dem Herausnehmen aus dem Nest war er bei Annäherung der Beringer in ein anderes, nahegelegenes Nest abgestiegen. Später bemerkt er seinen Irrtum und klettert in halsbrecherischer Art und Weise zurück ins höher gelegene Nest. Zwischenzeitlich sieht es so aus, als ob er sich derart im trockenen Geäst verhakt hat, dass weder ein „vor noch zurück“ möglich erscheinen. Doch mit einigen starken Klimmzügen und unter Zuhilfenahme der scharfen Krallen gelangt er schließlich zu seinen Geschwistern zurück.
Schicksalsgemeinschaft „A012“ und „A031“
Bemerkenswert ist das Schicksal zweier junger Kormorane. „A031“ überlebt als einziger am Boden aufgewachsener Jungvogel die Attacken des Fuchses – er flüchtet sich dazu unter das Kamera-Stativ! Hierhin zieht er sich nun regelmäßig in gefährlichen Situationen wie auch in der Nacht zurück, lässt sich aber weiterhin von seinen Eltern im Nest in der Kolonie füttern, in das er bei Bedarf zurückläuft.
Aus einem Strauchnest mit vier Jungen fällt zudem „A012“ heraus und scheint damit verloren. Doch beide wahrscheinlich nicht verwandten Tiere bilden nun eine Zweckgemeinschaft – die denselben Übernachtungsort aufsucht, und sich auch vom selben Altvogel füttern lässt! Dies ist der erste bekannte Fall einer Adoption, wenn auch unter besonderen äußeren Umständen. Ob dieses Verhalten häufiger auftritt muss nun die Zukunft zeigen. Diese Beobachtungen lassen erkennen, dass selbst in der Kolonie die Beobachtung markierter Jungtiere spannende Ergebnisse liefern kann!
Gewitter legt Webcams lahm
In Wallnau gab es in der Nacht auf den 20. Juni schwere, lang anhaltende Gewitter, die im NABU-Naturzentrum zu einem kompletten Ausfall des Stroms und aller Elektronik geführt haben. Davon betroffen war auch das gesamte Kamerasystem. Befürchtungen, dass auch die Kamera-Einrichtung auf der Insel betroffen sein könnte, erwiesen sich aber als unbegründet. Seit dem 24. Juni sind die Kameras wieder „on“.
ILu akt 24. Juni 2013
Ein Jahr Dauerbeobachtung der Wallnauer Kormorane
Später Beginn der Brutzeit auf der Insel
Spät begann in diesem Jahr 2013 das Brutgeschäft. Zwar traf ein Kormoran kurz nach der ersten Eisschmelze schon am 6. Februar 2013 am Rande der Kolonie ein. Der gleichzeitig anwesende Bestand stieg dann auf zunächst über 30 Individuen an. Doch die unerwartet starken, neuen Schneefälle hüllten später die gesamte Kolonie in Schnee. Wallnaus Gewässer froren komplett wieder zu.
Überraschungsgäste auf der Insel
Der späte Winter brachte zunächst ein paar Überraschungen. Am 5. Februar suchte ein junger Wanderfalke die Insel zur Rast auf und nutzte dafür bis mindestens zum 10. Februar die alten Kormoran-Nester im Norden. Gleichzeitig fand sich zum ersten Mal auch kurzzeitig eine männliche Eisente ein. Gänsesäger sind ein weiterer Kamera-Erstnachweis um diese Zeit. Damit wurden nun 64 Vogelarten mit Hilfe der Webcam nachgewiesen.
Besuch hatte die Insel um diese Zeit auch vom bereits aus dem letzten Jahr hinreichend bekannten Seeadler-Paar A7-51, das am 1. Februar 2013 bislang zuletzt hier zu sehen war. Für die Kormorane auf der Insel wäre es allerdings besser, wenn die Adler die Kolonie für die nächsten Monate nicht heimsuchen: Die Sitzpfähle um die Nordkolonie, die den Adlern häufiger als Rastplätze dienten, wurden bei einem der winterlichen Arbeitsbesuche auf von den NABU-Mitarbeitern entfernt, um den Standort für den Wappenvogel der Bundesrepublik weniger attraktiv zu machen. Offensichtlich den ganzen Winter über bis heute anwesend ist ein Trupp von rd. 20 Stieglitzen, der auf der Insel sehr gründlich auch bei widrigster Witterung die Vegetation nach Fressbarem absucht. In den letzten Tagen des März haben sich einige Rohrammern und Anfang April auch die ersten Stare dazugesellt.
Seit dem 26. März 2013 sind die Gewässer dauerhaft eisfrei. Am selben Tag begannen die ersten Kormorane, die bevorzugten Brutplätze auf den Sträuchern im Norden und Süden der Insel zu besetzen. Auch die an den Stativen unterhalb der Kameras angebrachten, insgesamt vier Nistkörbe stießen insbesondere im Süden sofort auf großes Interesse. Aktuell sind sie dort bereits komplett mit Nistmaterial aufgefüllt und werden von den neuen Heimbesitzern verteidigt. Mit ihrer Hilfe soll es möglich werden, den Kormoranen direkt von oben ins Nest zu schauen, um den Termin der ersten Eiablage und den Fortgang des Brutgeschäftes hautnah verfolgen zu können.
Erste Ablesungen beringter Vögel
Da seit dem 12. März 2013 zwei statt einer HDTV-Kamera im Einsatz sind, wird es nun leichter, Ringvögel auch im Süden zu identifizieren. Außer beringten Kormoranen - darunter neben zweien, die in Wallnau markiert wurden, auch zwei Vögel aus Dänemark und eine Ringträger aus Schweden - sind gleichzeitig auch mehrere markierte Möwen anwesend. Zum einen die erstmals 2011 beobachtete dänische Silbermöwe V2M2, die sich offensichtlich anschickt, hier erneut zu brüten. Spannend ist die gelungene Ablesung einer alten dänischen Mantelmöwe, die am 8. Juni 2002 in Kerteminde / DK nestjung beringt worden war. Bereits im Vorjahr war eine wie der jetzige Ringträger rechts beringte Möwe dieser Art auf der Insel im Süden als Brutvogel anwesend, ohne jedoch identifiziert werden zu können.
Späte Brutsaison für Graugänse
Aufgrund des sehr späten Frühjahrs und der lang anhaltenden Vereisung der Gewässer haben die sonst recht früh im Jahr brütenden Graugänse erst vor Kurzem mit dem Nestbau und der Eiablage beginnen können. Aktuell sind drei Paare brütend nachgewiesen, doch stehen sie unter erheblichem Druck der Silbermöwen, die - wie beobachtet - unbewachte Nester sofort ausrauben. Ein Nest findet sich aktuell am Rand der Kormoran-Kolonie im Norden. Das Männchen des Paares vertreibt regelmäßig die brutwilligen Kormorane aus diesem Bereich der Kolonie. Andere Graugans-Nester waren im spärlichen Schilf der Insel versteckt, sind mittlerweile aber wieder aufgegeben worden. Neu auf der Insel ist ein Paar Austernfischer. Ob beide bleiben, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen.
Jubiläum
Seit 2010 wird die Kormoraninsel nun mit Webcams überwacht. Doch bislang musste in jedem der folgenden beiden Winter die alte Kamera abgebaut werden. Am 1. April 2013 gab es nun ein besonderes Ereignis zu feiern: Erstmals lieferte eine Kamera ein Jahr lang (fast) ununterbrochen Bilder von der Insel ins Internet - und erlaubte so spannende Beobachtungen auch aus der dunklen Jahreszeit. Von Ende Oktober 2012 bis Ende Februar 2013 gab es nur 22 Tage, an denen die Solaranlage nicht genug Energie lieferte, sonst übertrugen die Kameras zuverlässig Aufnahmen - bei einem der lichtärmsten Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland ein durchaus beachtenswertes Ergebnis. Freuen wir uns auf eine neue Saison mit vielen spannenden Ereignissen - und dass unsere Kormorane bald effektiver in Schleswig-Holstein geschützt werden!
ILu 12. April 2013