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Winterruhe in Wallnau
Der Winter hat Wallnau fest im Griff. Zwar gab es in der dunklen Jahreszeit auch einige wärmere Tage, an denen schon zwei Graugänse mit ersten Frühlingsgefühlen über die Insel laufen - zur Inspektion der Nistmöglichkeiten? Doch charakterisieren das Wetter an der Ostsee derzeit überwiegend graue, kalte Tage mit Eis und Schneefall, nur an manchen Tagen unterbrochen von winterlichem Sonnenschein, wenn die Bewölkung für wenige Stunden aufreißt und die Kamera dann aktiv werden lässt. Da vergeht auch den frühen Brutvögeln jeder Sinn für einen vorzeitigen Beginn der Fortpflanzung. Still und friedlich ruht in den Augen der Bobachter dann die Kormoraninsel im Teich. Verlassen erscheint der sonst stark besuchte Ort auch von Wasser- und Watvögeln. Kein Lebenszeichen ist erkennbar. Wirklich?
Einsam - doch mit spannenden Gästen
Der Blick durch die Kamera auf die Insel lässt den Beobachter jedoch manch bislang noch nicht entdeckte Arten erkennen - wenn auch zumeist nur für einen kurzen Zeitraum. Und man muss schon viel Glück haben und Geduld aufbringen, um genau im richtigen Moment einen Blick auf die Internetseite des NABU zu werfen.
Im frühen Winter sind es noch Singschwäne, Graugänse und Stockenten, die an den offenen Stellen im weitgehend abgelassenen Teich truppweise ausharren und durch das zu dem Zeitpunkt nun nur wenige Zentimeter tiefe Wasser waten. Auch Bleßgänse sind zunächst noch regelmäßig und in größerer Zahl anwesend. Goldregenpfeifer, Kiebitze und andere Durchzügler haben aber längst das Weite gesucht. Mitte Januar ist das Wasser zwar wieder eingestaut, um in der kommenden Brutsaison die Insel zu schützen und Wasservögeln den Lebensraum und ihre zukünftigen Brutstätten attraktiv zu gestalten. Doch bedeckt noch eine Eisschicht das Gewässer und hält so Enten, Gänse und Taucher fern. Auch Kormorane wurden lange nicht mehr gesehen.
Überraschende Gäste
Als Wintergäste sind jedoch plötzlich neue Arten zu entdecken, die die Insel bislang kaum aufgesucht haben. Ein Turmfalken-Männchen nutzt den Strauch im Norden an mehreren Tagen als Ausblick. Der Grund ist leicht zu erkennen: Die Insel beherbergt auch Mäuse, und auf die hat er es erfolgreich abgesehen. Genussvoll verspeist der Nagerjäger ein Exemplar im Strauch, und beeilt sich, sich die Beute nicht von den beiden ebenfalls häufiger anwesenden Rabenkrähen abjagen zu lassen. Genau dasselbe Interesse hat ein dunkler Mäusebussard, der hier ebenfalls erfolgreich in den verschneiten Schilfresten der Insel jagt und sich auch sitzend auf einem Pfahl ablichten lässt. Highlight ist aber ein nordischer Rauhfußbussard, der am 14. und 15. Dezember 2012 für mehrere Stunden auf den Resten der letzten Inselmahd verträumt die Landschaft beäugt.
Seit Ende November 2012 nicht mehr vor der Kamera gesehen wurden die beiden Seeadler. Dagegen lässt sich ein Fuchs im späten Abendlicht auf der Insel blicken, bestätigt später auch durch seine Fährten im Schnee, die er unmittelbar an der Kamera vorbei gezogen hat. Am 23. Januar 2013 schläft er über Stunden vor der Kamera im Schnee. Auch ein Reh scheint gelegentlich nachts so die Insel zu durchstreifen. Nur selten kommen Singvögel vor die Linse. So ist ein Stieglitz ein unvermuteter Gast.
Vielfach bleibt jedoch die Schau nach Besuchern erfolglos. Entschädigt wird man jedoch durch stimmungsreiche Bilder von schnell sich ändernden Wolkenformationen, die den Ort in immer wieder wechselnde Farben tauchen, sowie fantastische Sonnenuntergänge im dämmrigen Abendlicht.
Änderungen kündigen sich an
Das Umweltministerium MELUR in Kiel hat dem Ausbau des Kamerasystems in Wallnau zugestimmt und erneut zur Dokumentation der spannenden Ereignisse Geldmittel bereit gestellt. Damit kommen in dieser Saison nun zwei HDTV-Kameras zum Einsatz, die wohl ab Februar bei steigender Lichtintensität regelmäßig Bilder über die langsam beginnende Brutzeit liefern werden. Damit lässt sich dann auch die Südkolonie der Kormorane in optimaler Bildqualität beobachten. Auch bei der Übertragungsart wird sich wahrscheinlich einiges Überraschendes tun - doch davon mehr im Frühjahr 2013!
ILu akt. 24. Januar 2013
''Lässt Du mir was übrig?''
Hackordnung an der Seeadler-Beute
Anfang September wurden die Webcam-Beobachter in Wallnau Zeugen, wie in der Natur die verschiedenen Interessenten mit einer Seeadler-Beute umgehen. Das Seeadler-Weibchen A7-51, seit mehreren Monaten vor der Webcam aktiv - hatte am 31. August 2012 eine alte Graugans geschlagen und auf die Insel gebracht. In den folgenden Tagen war zu beobachten, wer alles in der Folge von der toten Gans 'profitierte', denn der Seeadler war naturgemäß bei der Menge der Nahrung nicht in der Lage, das Fleisch seiner Beute sofort vollständig zu verwerten. Da Adler keine Nahrung aktiv verstecken und - außer zum Horst - auch nicht über weitere Strecken transportieren, konnten sich andere Interessenten an der Nahrungsquelle bedienen.
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Zunächst zeigte sich - wie schon in den anderen dokumentierten Fällen auf der Insel, dass Seeadler - selbst wenn möglicherweise verpaart - nicht gleichzeitig am Aas fressen. In einem angemessenen Abstand zum Weibchen musste ihr mutmaßliches Männchen so lange warten, bis seine Partnerin satt war. Erst danach durfte sich das Männchen an der Beute bedienen. Anstalten, das kleinere Männchen dabei zu vertreiben, machte das Weibchen allerdings dann nicht: Es ruhte sich unterdessen nach der Mahlzeit auf dem Pfahl aus.
In den nächsten beiden Tagen zeigte sich, dass sich das Männchen offensichtlich schon sehr früh im Morgengrauen und noch vor dem Weibchen auf den Weg zur Beute machte. Am 2. September war es zunächst allein am Aas, bis dann das Weibchen auftauchte und es vom Aas verscheuchte. Insgesamt drei Tage waren beide Greife damit beschäftigt, das Fleisch der Graugans aufzunehmen.
Zur selben Zeit tauchten allerdings auch zwei Rohrweihen am Luderplatz auf: Ein altes, rechts beringtes Weibchen und ein diesjähriger Jungvogel. Möglicherweise waren dies bereits hier regelmäßig auftretende Durchzügler, die in Wallnau Zwischenrast auf ihrem Zug in südlichere Überwinterungsgebiete machten. Auch hier dominierte beim Fressen in der Seeadler freien Zeit das alte Weibchen - gleichfalls über die sich ebenfalls für das Aas interessierenden beiden Rabenkrähen, die sich schon seit längerer Zeit auf der Insel aufhalten. Waren die Adler nicht auf der Insel präsent, teilten sich so diese beiden Arten die Reste der Beute. Auch Silbermöwen machten sich gelegentlich am Aas zu schaffen, waren aber den anderen Arten deutlich unterlegen.
Auch nach mehr als vier Wochen stoßen die Reste immer noch auf Interesse: die Rabenkrähen schauen immer wieder nach den nun arg zerzausten letzten Federbälgen und Knochen, um zu erkunden, ob nicht doch noch ein Fetzen Fleisch übersehen wurde. Bachstelzen suchten wenige Tage nachdem die Gans ihr Leben ließ zudem wohl in der Umgebung des Aases nach Insekten, wie mehrfach zu sehen war. Es zeigt sich: Das Geschehen um die Beutereste eines Seeadlers kann durchaus spannend sein!
Abgelassener Teich - ein El Dorado für Limikolen und Enten
Wie derzeit zu sehen ist, wird das Wasser im Kormoran-Teich abgelassen, um die im Laufe mehrerer Jahre gebildete Faulschlamm-Schicht mineralisieren zu lassen. Fische werden so ebenfalls aus dem Teich gedrängt: ein Vorteil für Vogelarten wie die Taucher, die sich von Wirbellosen ernähren, die sonst von den Fischen gefressen werden. Für 3 bis 4 Wochen wird der Teich nur an den tiefsten Stellen - so etwa rund um die Insel - Wasser führen, der Rest des Bodens fällt trocken. Dann beginnt der Wiedereinstau.
Dies ist eine besondere Gelegenheit, rastenden Watvögeln und Enten beim Fressen im schlammigen Untergrund zuzuschauen zu. Derzeit hält sich ein großer Schwarm von Goldregenpfeifern in dem trocken fallenden Teich auf, daneben sind noch Säbelschnäbler und Kiebitze zu Gast. Zahlreiche Stock-, Krick-, Löffel- und Spießenten sind ebenfalls anwesend. Am östlichen Festland hat sich im seichten Wasser zeitweise ein Möwen-Schlafplatz gebildet, dem sich auch andere Arten angeschlossen haben.
Zudem wird in Kürze die stark aufgewachsene Vegetation auf der Kormoran-Insel gemäht werden, um den derzeit rastenden Vögeln wie im Frühjahr den Kormoranen auf der Insel wieder ein freies Sichtfeld zu bieten. Auch die Kameras werden davon sicher profitieren!
Technisch gibt es die allerdings jahreszeitlich nun erwarteten Probleme mit der Kamera 2. Während Kamera 1 im Norden der Insel weitgehend störungsfrei arbeitet, reicht im Süden der Insel die über die beiden eigenen Solarkollektoren erzeugte Energie bei schlechten Lichtverhältnissen, d.h. wenn mehrere Tage lang die Sonne nicht scheint, nicht mehr aus, den Betrieb dauerhaft zu sichern. Phasenweise ist die Kamera insbesondere am Morgen nicht aktiv, manchmal arbeitet die Kamerasteuerung nicht wie gewünscht.
ILu 12. Oktober 2012
Stadtgänse auf Landausflug
Hamburger Graugänse rasten im NABU-Wasservogelreservat in Wallnau
31. August 2012: Am 17. und 19. August 2012 staunten die Beobachter der NABU-Webcam nicht schlecht, als in einem großen, auf der Kormoran-Insel rastenden Trupp von Graugänsen gleich vier markierte Tiere auftauchten. Wie eine Nachfrage bei der Vogelwarte ergab, waren alle vier Tiere (ein altes Männchen und drei von mehreren Jungvögeln) Teil einer Familie, die im Mai und Juni diesen Jahres in Hamburg - Barmbek mitten in der Großstadt gekennzeichnet worden war und nun offensichtlich den Sommer im schönen Wallnau verbringen will - Stadtgänse auf Landausflug. Nach Auskunft der Beringer und Beobachter in Hamburg - Sönke Martens und Simon Hinrichs - startete das Paar offensichtlich Mitte Juli den Wegflug aus Hamburg. Es ist das erste Mal, dass Hamburger Gänse in Wallnau nachgewiesen wurden.
Neu vor der Kamera tauchte auch eine diesjährige finnische Silbermöwe auf, die offensichtlich schnell ihre Kolonie, in der sie schlüpfte und markiert wurde, verlassen hat. Die genauen Funddaten liegen zur Zeit noch nicht vor. Beeindruckend hoch ist die Zahl der Ablesungen markierter Kormorane: 156 mal konnte seit Beginn des Jahres mit Hilfe der Webcam die Herkunft markierter Tiere ermittelt werden. Neben einer großen Zahl eigener Ringvögel reichen die Nachweise fremder Vögel nach Polen, Schweden, Dänemark, in die Niederlande und die Schweiz. In Wallnau beringte Kormorane sind mittlerweile in den Niederlanden, der Schweiz, Frankreich, Portugal und Spanien nachgewiesen worden. Aktuell sind allerdings kaum noch beringte Tiere vor der Kamera: Die meisten Jungvögel haben die Kolonie Mitte Juli verlassen.
Regelmäßig sorgt Seeadler A7-51, beringt im schleswig-holsteinischen Kreis Plön und öfter begleitet von einem unberingten Vogel, für Unruhe. Erstmals wahrscheinlich am 28. April 2012 hier anwesend, sind häufige Besuche seit dem 15. Juli 2012 dokumentiert.
Beginnender Vogelzug
Der beginnenden Vogelzug macht sich bemerkbar: Bekassinen und Graureiher, Krick- und Löffelenten, Bach- und Schafstelze sowie die ersten herumstreifenden Rohrammern finden sich nun auch vor der Webcam ein. Regelmäßig anwesend sind immer noch Flussuferläufer. Im Gegensatz zum letzten Jahr fehlen Schnatterenten weitgehend.
Technik und Wartung
Um im Infozentrum des Wasservogelreservats eine höhere Bildqualität zu liefern, ist die zweite Kamera im Livestream abgeschaltet worden, überträgt aber weiterhin Standbilder ins Archiv. Die Bildqualität ist durch Ablagerungen auf der Glaskuppel beider Webcams derzeit leider beeinträchtigt. Voraussichtlich Mitte September sollen bei einem Besuch auf der Insel die Anlagen gereinigt, dabei auch die Funkstrecke in den Turbo-Modus geschaltet werden, um wieder beide Kameras live einzusetzen. Seit dem 9. Juni 2012 - als die jungen Kormorane beringt wurden - ist die Insel vom Kamera-Team nicht mehr betreten worden. Nach jetzigem Stand wird Ende November 2012 die alte Kamera im Süden der Insel abgebaut werden. Die HDTV- Kamera im Norden soll aber auch über den Winter Bilder liefern. Dann werden Zwergschwäne und Schellenten in den Fokus rücken. Es bleibt auch weiterhin spannend!
ILu 31. August 2012
Brutzeit auf der Kormoran-Insel abgeschlossen
Wenig Nachwuchs überlebt – Seeadler regelmäßig zu Gast
19. Juli 2012: Die Vögel auf der Kormoran-Insel im NABU-Wasservogelreservat Wallnau haben das Brutgeschäft abgeschlossen - mit insgesamt eher mäßigem Erfolg. Nur rund 30 junge Kormorane dürften in diesem Jahr flügge geworden sein. Bei einem Brutbestand von circa 80 Paaren – bereits gegenüber dem Vorjahr deutlich reduziert – kein befriedigendes Ergebnis. Einige der markierten Jungvögel halten sich derzeit am Strand der Insel auf, wo sie noch gelegentlich von ihren Eltern gefüttert werden. Junge, überlebende Silbermöwen gab es offensichtlich gar nicht, nur das Mantelmöwen-Brutpaar konnte zwei der ursprünglich drei eigenen Jungvögel erfolgreich aufziehen und hat bereits die Insel verlassen.
Weiterer Nachwuchs
Die Insel zur Rast mit ihren Jungvögeln nutzten zwei Stockentenfamilien. Darunter auch das bereits aus den Vorjahren bekannte „weiße“ Weibchen, das an manchen Tagen mit fünf halbflüggen, normal gefärbten Jungtieren am Strand nach Nahrung suchte. Auch eine größere Brandgansfamilie hielt sich zeitweise auf den Gewässern um die Insel auf und huderte die kleinen Jungen am Inselstrand. Ein Kanadaganspaar betreute vor der Kamera zwei fast flügge Jungvögel.
Wie schon in den Vorjahren haben sich aktuell wieder Seeadler die Insel als Rast- und Jagdgebiet erkoren. Ein Paar, von denen ein Vogel beringt ist, fliegt mittlerweile häufiger die Insel an, vielfach wohl unbeobachtet von den Kameras. Der NABU geht davon aus, dass die Kormoran-Verluste auf der Insel vor allem dem Wappenvogel der Bundesrepublik anzulasten ist. Mittlerweile ließen sich seit 2011 vier Adler dank ihrer Markierungen auch individuell identifiziert. Nur einer der Vögel stammte dabei aus Dänemark, die anderen sind „Schleswig-Holsteiner“. Vier alte Silbermöwen ließen sich in diesem Jahr ebenfalls „personifizieren“, von denen zwei vom nahe gelegenen Lemkenhafener Warder stammen, wo sie als Jungvögel markiert wurden. Die anderen schlüpften auf der dänischen Seite des Fehmarnbelt.
Löffler und Watvögel zu Gast
Waren seit dem 12. Juni 2012 ursprünglich zwei Löffler über mehrere Tage auf der Insel, die selbst Balz- und Nestbauverhalten zeigten und auch die verlassenen Nester der Kormorane in der Nordkolonie inspizierten, so taucht in den letzten Tagen nur noch ein Vogel dieser sich allgemein ausbreitenden Art hier auf. Vielleicht Vorboten einer zukünftigen Brutansiedlung in Wallnau? „Neu“ vor der Kamera waren in diesem Jahr Haubentaucher, Rotschenkel und Nilgans, die kurz rasteten, von anderen Orten in Wallnau aber durchaus bekannt sind.
Die ersten rastenden Watvögel besuchen nun Wallnau, aktuell ein Kampfläufer-Männchen und ein alter Flussuferläufer, der offensichtlich auch Insekten jagt, die vom Kot der Kormorane angezogen werden. In den nächsten Wochen dürfte deren Bestand deutlich ansteigen. Ob auch Enten – wie im vergangenen Jahr – verstärkt die Insel zur Mauser und Rast aufsuchen, bleibt abzuwarten.
ILu 18. Juli 2012
Nur wenige Jungvögel auf der Kormoran-Insel
Nordkolonie völlig aufgelöst | Schlechteste Beringungszahlen
Am frühen Morgen des 31. Mai 2012 scheint sich – leider völlig unbeobachtet von den Kameras – ein Drama in der Nordkolonie, Standort von Webcam 1, abgespielt zu haben. Viele der Nester in der Zentralkolonie, aber auch das des dänischen Weibchens „Rot 5RC“ am 'Strand' sowie das auf dem zentralen Solarpanel in der Mitte der Insel, sind ausgeraubt worden. Über den Verursacher lässt sich bislang nur spekulieren. Vermutlich dürften – wie Wochen zuvor – wieder Seeadler verantwortlich sein. Sie wurden später in Wallnau in der Nähe der Kolonie beobachtet. Ein Fuchs, der im letzten Jahr zum Ende der Brutzeit die Kolonie besuchte, scheidet dagegen wahrscheinlich aus: Es wäre für ihn ungewöhnlich, wenn er als größtes Landraubtier die Südkolonie unbeeinträchtigt gelassen hätte. Dort nämlich geht das Brutgeschäft seinen fast normalen Gang, wenn auch bei deutlich reduziertem Bestand.
Silbermöwen als „Vollstrecker“
Für Ausfälle sorgten auch die Silbermöwen, die in der Nordkolonie die Gelegenheit nutzten, den übrig gebliebenen Paaren in den folgenden Tagen auch noch die wenigen Eier und Jungvögel zu rauben, so dass die Kolonie nun komplett aufgerieben ist. Auch Jungvögel der eigenen Art wurden von Silbermöwen dabei offensichtlich nicht verschont, wie der insgesamt geringe Bruterfolg der Möwen selbst auf der Insel zeigt.
Den drastischen Rückgang des Kormorans in Wallnau machen die Zahlen klar: Am 9. Juni 2012 konnten beim ersten Besuch der Kolonie durch die NABU-Betreuer seit über neun Wochen nur 24 Jungvögel beringt werden, gegenüber 109 Tieren noch im Vorjahr. Der Brutbestand hat insgesamt von rd. 180 Paaren im Jahr 2011 auf rund 80 Paare in diesem Jahr abgenommen, von denen nur ein kleiner Teil tatsächlich einen Bruterfolg nachweisen kann – weiterer Ausgang offen. Ob sich in den kommenden Jahren angesichts dieses schlechten Ergebnisses der Bestand noch halten kann, bleibt nun mehr als fraglich.
Technischer Schutz verbessert
Bei der Beringungsaktion, bei der auch neun Silbermöwen markiert wurden, säuberten die Helfer auch die Kameras. Die Bildqualität hat sich daraufhin dramatisch verbessert. Gleichzeitig erhielten die Solarpanels neue Schutzvorrichtungen. Rastende Silbermöwen und brütende Kormorane hatten durch ihre „Hinterlassenschaften“ regelmäßig die Energieversorgung der Beobachtungsstationen in Gefahr gebracht. Nun sorgen Abweiser dafür, dass die Panels sauber bleiben. In der Südkolonie wurde dazu auch ein Kormoran-Nest, das sich unmittelbar an der Oberkante des Solarpanels befand, umgebaut. Bleche machen nun auch hier ein Bekoten unmöglich. Das Brutpaar mit ihren vier nun beringten Jungvögeln hat den leicht veränderten Neststand aber gut angenommen.
Technische Probleme
Technische Probleme gibt es derzeit mit Webcam 2. Sie liefert intern zwar einen guten Stream, lädt diesen aber nicht mehr ins Internet hoch, so dass Besucher derzeit nur ein Standbild zu sehen bekommen. Der Webserver hat sich offenbar völlig „aufgehängt“. Die Kamera muss nun neu konfiguriert werden, was aber wegen Ortsabwesenheit unseres lokalen Betreuers erst frühestens kommenden Sonntag möglich ist, wenn er über das LAN wieder direkt auf die Kamera zugreifen kann. So lange bittet der NABU um Geduld. Verursacht wurde der Fehler mutmaßlich durch die schwankende Energieversorgung, da – wie sich beim Besuch der Kolonie zeigte – der Stecker einer der Solarpanels abgezogen war. Der aufkommende Verdacht, dass Kormorane neuerdings mit Schraubenziehern umzugehen verstehen, ließ sich nicht erhärten. Vermutlich haben die Kormorane allerdings auf der Suche nach Nistmaterial „den Stecker gezogen“. Zusammen mit der Verschmutzung war so die Energieversorgung insgesamt nicht ausreichend.
Es bleibt abzuwarten, wie sich das Brutgeschehen weiter entwickelt. Neue Brutversuche werden jedenfalls nun auf Grund der fortgeschrittenen Zeit nicht mehr unternommen werden. Für Spannung ist gesorgt!
ILu 12. Juni 2012
Kommen und Gehen in der Kormoran-Kolonie
Hohe Fluktuation im Insel-Bestand | Frühreife Paare | Kot gefährdet Solar-Energie-Nutzung
Kormoran-Bestand überwiegend jung
Die letzten Wochen erbrachten eine Fülle neuer Erkenntnisse über die Altersstruktur der auf der Wallnau-Insel auftretenden Kormorane. Mittlerweile konnten 22 Tiere auf Grund ihrer Markierung – codierter Metall- oder Farbring – individuell erkannt werden. Darunter befanden sich vier Tiere aus Dänemark, aber auch jeweils ein Kormoran aus den Niederlanden, Schweden und Polen. Das Einzugsgebiet der Wallnauer Kolonie ist also recht groß. Einige der abgelesenen Kormorane verweilen offensichtlich aber nur kurze Zeit in der Kolonie. Man kann vermuten, dass manche auf dem Weg zu in ihren eigentlichen Brutstätten sind und hier nur kurz rasten, denn sie werden auf Wallnau nur einmal nachgewiesen, tauchen dann aber nicht mehr auf. Der Strand hat insbesondere gegen Nachmittag und Abend eben auch die Funktion eines großen Rastplatzes. Von den fremdberingten Kormoranen brütet nur das dänische, zweijährige Weibchen „Rot 5RC“ sicher am Strand der Nord-Kolonie auf gegenwärtig drei Eiern. Interessant ist, dass es sich bereits im Vorjahr als wahrscheinlicher Nichtbrüter in Wallnau aufgehalten hat.
Frühreife Paare
Einige Paare sind offensichtlich noch sehr jung: Männchen He 271 285 baut als zweijähriger, zuvor in Wallnau geschlüpfter Vogel sogar mit dem vorjährigen Weibchen He 272 503 an einem Nest. Bislang war aus Untersuchungen bekannt, dass der größte Teil der Kormorane wohl erstmals im dritten bis vierten Lebensjahr brütet. Junge Brüter sind zwar ebenfalls in der Literatur nachgewiesen, doch gelten sie bislang eher als Ausnahme. Der frühe Brutversuch vieler zweijähriger Vögel (siehe unten) kann auf den Umstand zurückzuführen sein, dass der Bestand unter starkem Verfolgungsdruck steht. Es ist bekannt, dass manche Arten auf die Dezimierung des Bestandes mit einer früheren Reife der an sich noch nicht brutwilligen Tiere reagieren. Grund ist vermutlich eine verringerte Konkurrenz in den Kolonien um geeignete Neststandorte. Allerdings sind Erstbrüter in aller Regel weniger erfolgreich als erfahrene Tiere. Von den brütenden, beringten Tieren aus der Wallnau-Kolonie ist ein Kormoran hier im Jahr 2007 geschlüpft und vom NABU beringt worden, zwei im Jahr 2008, einer im Jahr 2009 und allein acht im Jahr 2010. Drei junge Kormorane stammen aus dem Brutjahr 2011. Einer der zweijährigen eigenen Tiere war bereits wie das Dänen-Weibchen 5RC im Vorjahr am Koloniestandort.
Schwierige Energieversorgung
Probleme bereitet bei längerer Trockenheit die Lieferung von Energie über die Solarpanels. Das „Hauptkraftwerk“, abseits der Kolonie gelegen und zur Versorgung der HDTV-Kamera wie der Übertragungstechnik notwendig, wurde von einem Paar als Niststandort erkoren. Das Resultat: zwei der vier Panels werden regelmäßig vollgekotet.
In der Südkolonie, die direkt am Standort mit Energie versorgt wird, hat sich ebenfalls oberhalb der Panels unmittelbar vor der Kamera ein Paar niedergelassen. Dieses kotet mit den Hinterlassenschaften der Mahlzeiten das Panel gelegentlich komplett zu. Mehrfach ist daher seit Inbetriebnahme die Kamera in der Südkolonie morgens nicht „aufgewacht“. Durch zunehmende Lichtintensität konnte erst im Laufe des Tages dann – trotz Kalkung – genug Energie gewonnen werden, um wieder Bilder zu generieren. Zum dauerhaften Aufladen der Akkus langt die Sonnenstrahlung aber nicht immer aus.
Erst stärkere Regenfälle sorgen schließlich dafür, dass die Glasflächen der Mini-Kraftwerke wieder freigespült werden, denn Gott sei Dank haften die weißen Hinterlassenschaften nicht sehr fest auf den Oberflächen der Panels.
Seeadler schnell vergessen
Erstaunlich schnell haben sich die Kormorane vom für sie unangenehmen Besuch von insgesamt bislang mindestens fünf verschiedenen Seeadlern erholt. War das erste auftauchende Paar noch auf direktem Fuß in die Kolonie unterwegs, um dort Eier der brütenden Kormorane zu fressen (siehe unten), machten drei später auftauchende Adler (zwei Altvögel und ein vorjähriges Tier) offensichtlich nur Rast auf der Insel – sorgten aber trotzdem für große Unruhe in der Kolonie. Der junge Adler stammt dabei aus Dänemark, einer der Altadler der Farbcodierung nach aus Schleswig-Holstein oder Niedersachsen. Die Kormorane haben den Verlust der Eier schnell verkraftet und mittlerweile überall nachgelegt. Allerdings werden die Jungvögel – so sie denn zukünftig unbehelligt bleiben – nun im Vergleich zum Vorjahr wohl deutlich später aus den Eiern schlüpfen. Derzeit ist erst in einem Nest in der Südkolonie ein Jungvogel geschlüpft. In den nächsten Tagen sollten weitere folgen.
ILu 16. Mai 2012
Seeadler räubern Eier in der Kolonie
Kormorane erneut unter Druck
Am 17. April 2012 war es wieder soweit: Erneut konnten – wie bereits im Vorjahr – Seeadler in der Kormoran-Kolonie im NABU- Wasservogelreservat Wallnau beobachtet werden. Doch in diesem Jahr gelang es erstmals, ein altes Adlerpaar beim Eierraub zu beobachten. Jungvögel sind derzeit – im Gegensatz zum Vorjahr, als vor allem flügge Jungvögel auf der Speisekarte standen – noch nicht geschlüpft. Auch an späteren Tagen tauchten dieselben Tiere, von denen das Weibchen 2007 nestjung beringt wurde (s. Ablesungen beringter Vögel), erneut in der Kolonie auf. Die bange Frage für die Projektbeobachter ist nun: Geben die Kormorane nach den Übergriffen der Adler das Brutgeschäft an diesem Ort auf und verlassen die Kolonie, oder harren sie aus und legen sogar die verlorenen Eier nach?
Bislang lassen sich die schwarzen Gesellen jedenfalls nicht erkennbar beeindrucken und kehren immer wieder schnell auf ihre Nester zurück. Teils obwohl die Adler noch auf der Insel verweilen und manche Nester komplett geleert wurden. Wenn sich die Seeadler, wie nun auch für die folgenden Tage nachgewiesen, aber dauerhaft hier niederlassen, könnte dies das Ende der Kolonie bedeuten. Ähnliches ist bereits früher für andere Brutstandorte belegt.
Schutz neuer Brutstätten verstärken
Angesichts der vom NABU erstmals genauestens auch filmisch dokumentierten Ereignisse fordert der NABU erneut, den Schutz der Kormoranbrutstätten zu verstärken und dabei auch Neuansiedlungen wieder zuzulassen. Nach der geltenden Kormoranverordnung des Landes können letztere nämlich aktiv verhindert werden, wovon im Binnenland rege Gebrauch gemacht wird. Wo sollen jedoch neue Brutstätten entstehen, wenn alte sich wegen verstärkter Prädation durch Seeadler zunehmend als ungeeignet erweisen?
ILu 20. April 2012
Kormoran-Saison 2012 in Wallnau hat begonnen
Nun liefern zwei Webcams wieder Bilder aus der Insel-Kolonie
Seit 2010 beobachten und protokollieren Martin Altemüller, wissenschaftlicher Leiter im NABU-Wasservogelreservat und Ingo Ludwichowski, Geschäftsführer und Diplom-Biologe beim NABU Schleswig-Holstein, in Wallnau auf Fehmarn am Rande einer rund. 200 Paare großen Kolonie das Treiben des Kormorans. Ziel ist es, mehr über die Einflüsse auf und die Dynamik in einer Brutstätte dieser Vogelart zu erfahren. Im letzten Jahr 2011 konnte der NABU das harte Leben der Kormorane dokumentieren: Krankheiten, Silbermöwen und Seeadler wurden dabei beobachtet, wie sie den jungen Kormoranen zusetzten. Ein besonderes Highlight aber war die Sichtung eines Fuchses in der Kolonie. Dieser ergatterte zum Ende der Brutzeit mehrere junge Kormorane selbst aus den hohen Strauch- Nestern. Alle „Übergriffe“ führten letztendlich dazu, dass nur rund zehn Prozent der geschlüpften Jungen auch die Flugfähigkeit erreichten. Von einer vielfach herbeigeredeten Schwemme an Jungvögeln ist also bei Weitem keine Spur zu finden.
Zwei Kameras im Einsatz
In diesem Jahr 2012 übertragen seit dem 1. April gleich zwei Kameras auf der Insel aus der Nord- bzw. Südkolonie der Kormorane das Geschehen ins Internet. Mit der neuen, hochauflösenden HDTV-Kamera wird nun auch die Bildqualität noch einmal deutlich verbessert und so u.a. die Möglichkeit optimiert, Vögel individuell anhand ihrer Ringe zu identifizieren. So gelang es schon in den ersten Tagen, gleich neun beringte Tiere zu erkennen, von denen sieben hier auch geschlüpft sind (Siehe Ablesungen und Ringfunde). Im nahe gelegenen Infozentrum im NABU-Wasservogelreservat werden BesucherInnen sich auch in Kürze beim mit ökologischen Produkten kreierten Mittagessen oder bei Kaffee und Kuchen die Liveübertragung anschauen können. Alle Aktionen vor der Kamera werden auch automatisch aufgezeichnet, um sie später gesondert auswerten zu können. Nach dem Ende der Brutzeit werden die ferngesteuerten Kameras das Rast- und Zuggeschehen in dem als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesenen, ehemaligen Teichgut Wallnau ins Visier nehmen. Vorgesehen ist, Internetnutzern die Beobachtung der Vögel ganzjährig zu ermöglichen. Der NABU kommentiert dabei nach Bedarf besondere Ereignisse „vor der Kamera“ jeweils auf gesonderten Themenseiten.
Dank
Das Kormoran-Projekt wird im Jahr 2012 gefördert aus Mitteln der Umweltlotterie BINGO!, des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums MLUR und der Lighthouse Foundation. Die beiden Webcams wurden wie schon in den vergangenen Jahren vom NABU-Partner OrniTech Consult realisiert.
ILu akt. 10. April 2012