

Freiwillig statt verpflichtet
Die ersten Bundesfreiwilligen beerben die Zivis
28. Juni 2011 -
Nach 50 Jahren Zivildienst und 39 Jahren Umwelt-Zivis endet zum 1. Juli 2011 eine Ära in Deutschlands Geschichte und auch im Naturschutz: die Zivis gehen. Stattdessen kommen die Bundesfreiwilligen, die – anders als im Zivildienst - auch eine Frau, eine Rentnerin oder ein Ausländer sein können. Ganz glatt läuft dieser Übergang nicht, aber zumindest der Naturschutz an Nord- und Ostsee ist wohl mit einem blauen Auge davon gekommen.

Jahrelang war klar, dass die Zivis als wichtige Stütze der Schutzgebietsbetreuung und Umweltbildung eines Tages wegfallen würden. Nach den Streichungen im FÖJ – minus 50 % in vier Jahren! - bestand größte Sorge, dass der Wegfall des Zivildienstes riesige Löcher im Naturschutz hinterlassen würde. Nun hat sich herausgestellt, dass mit dem neuen Konstrukt des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) ein fast gleichwertiger Ersatz für die Zivis geschaffen wurde. Dies gilt nicht für den Sozialbereich, wo Tausende von bisherigen Zivistellen wegfallen, und es gilt auch (noch) nicht für den Naturschutz im übrigen Bundesgebiet, wo das noch sehr unfertige Instrument des Bundesfreiwilligendienstes eher zögernd angenommen wird.
Attraktivste Stellen an der Küste
An Schleswig-Holsteins Küsten jedoch, wo NABU und Schutzstation Wattenmeer einige der attraktivsten Einsatzstellen Deutschlands anbieten können, klappt der Umstieg, weil er klappen musste. Seit November 2010, als gerade der erste Gesetzesentwurf zum Bundesfreiwilligendienst kursierte, wurde mit der Homepage www.freiwillig-am-meer.de gezielt um BewerberInnen für den neuen Dienst geworben. Etwa 70 Bewerbungen für die 30 angebotenen Stellen gingen auf diesem Weg ein. Zugleich hielten NABU und Schutzstation Wattenmeer auch auf Bundesebene die Fahne des Naturschutzes hoch und arbeiteten in vielen Gremien mit, die wie Pilze aus dem Boden schossen. Das FÖJ Koppelsberg ging einen eigenen Weg, bietet aber ebenfalls neue Freiwilligenplätze an.
Gesetzliche Konditionen
Die Konditionen im Bundesfreiwilligendienst sind gesetzlich immer noch nicht ganz klar, aber die etwa 35 Freiwilligen, die im Juli die Küstenzivis beerben, werden zu folgenden Konditionen arbeiten:
- Wie im FÖJ erhalten sie 391,50 Euro, eine BahnCard25 und einen Satz Dienstkleidung;
- Sie sind voll sozialversichert und sollen auch Kindergeld erhalten, was aber gesetzlich leider noch nicht gesichert ist.
- Die Mietkosten werden vom Auszahlungsbetrag abgezogen.
- Der Dienst kann sechs bis 18 Monate dauern, in der Regel wohl 13 Monate.
- Ältere Freiwillige sind willkommen, sofern die örtliche Unterbringung ihnen zusagt.
- Es gibt fünf Seminarwochen wie im FÖJ, wobei aber zwei Wochen in der Zivildienstschule Kiel absolviert werden müssen.
- Die Einsatzstellen müssen – ähnlich wie im Zivildienst – etwa 450 Euro Eigenbeitrag pro Monat zahlen.
Die Anerkennung neuer Einsatzstellen ist jederzeit möglich und gewünscht, wobei ehemalige Zivistellen automatisch als BFD-Stellen gelten. Alle Fragen zum ökologischen Bundesfreiwilligendienst beantwortet gerne die „Regionalstelle Nord“ in Husum, von wo aus die Schutzstation Wattenmeer in Kooperation mit dem NABU den neuen Dienst betreut und verwaltet.
Rainer Borcherding
BFD-Ö, Regionalstelle Nord
Hafenstraße 3
25813 Husum
04841 6685-42
r.borcherding@schutzstation-wattenmeer.de