Bartmeise - Foto: Frank Derer
Natur beobachten in der Haseldorfer Marsch
Wo kann man was an besten sehen?
Bei Kilometer 1,8 beginnt am Sperrwerk der Wedeler Au das NSG; hier ist auch der südliche Zugang, der von Wedel aus erreichbar ist. Zwischen Kilometer 2,0 und Kilometer 6,5 liegt außendeichs das Fährmannssander Watt. Es handelt sich um eins der größten Süßwasserwatten in Europa, auf dem bei niedrigem Wasserstand Vögel die dort lebenden Kleinorganismen fressen. Andere nutzen die weiten Flächen, um dort ungestört rasten zu können. Besonders zur Zugzeit und im Winter sind hier große Trupps von Möwen, Watvögeln sowie Enten und Gänsen zu beobachten.
Binnendeichs erstreckt sich außerhalb der NSG-Grenze die Wedeler Marsch mit ausgedehnten Grünlandflächen, auf denen an feuchten Stellen noch Wiesenvögel brüten und auf denen im Winter Zugvögel zu beobachten sind. Diese Flächen werden von Vögeln aufgesucht, die bei Hochwasser die Wattflächen verlassen müssen.
Bei Kilometer 3,2 liegt Binnendeichs der Hof Fährmannssand, der mit dem Auto erreichbar ist. Der Weg dorthin ist eng und der Parkplatz sehr klein. Von dort aus ist bei Kilometer 4,0 Binnendeichs an einem künstlichen Gewässer die NABU-Vogelstation zu erreichen, ein Beobachtungs- und Informationshaus, das zusammen mit der Wedeler Marsch vom NABU Hamburg betreut wird. Auf und an dem Gewässer bei der NABU-Vogelstation sind von einem Unterstand oder aus dem Haus heraus die Vögel der Marsch sehr gut zu beobachten.
Bei Kilometer 5,9 befindet sich ein weiterer Zugang zum Naturschutzgebiet mit einem Parkplatz am Klärwerk Hetlingen. Von hier aus können an der Natur interessierte Beobachterinnen und Beobachter den Deich am Fährmannssander Watt und die Vogelstation des NABU Hamburg von Norden her erreichen. Direkt am Klärwerk befindet sich ebenfalls der Wasserlehrpfad des NABU. In der anderen Richtung - die Elbe abwärts - wird das Ufer der Elbe zunehmend sandigiger.
Der Sandstrand, der sich etwa bis Kilometer 7,6 erstreckt, bot früher einen Brutplatz für Zwergseeschwalben und Regenpfeifer. Heute ist er ein Beispiel dafür, wie ein unkontrollierter Zugang zum Schutzgebiet einen interessanten Lebensraum im NSG in kurzer Zeit zu einem ökologisch uninteressanten Strand degradieren kann. Nach der Neufassung der NSG-Verordnung vom 22. März 2000 wird das Betreten, Lagern, Baden sowie Anlanden mit kleinen Wasserfahrzeugen in diesem Strandbereich zugelassen. In dem Bereich des Sandstrandes ist das NSG schmal und grenzt an Schleswig-Holsteins größtes Klärwerk und einen Hof auf der Hetlinger Schanze. Zwischen dem Klärwerk und dem Deich liegt Binnendeichs ein kleiner Teich, der als Beobachtungspunkt lohnt.
Der ökologische Wert des Schutzgebietes ist in diesem Bereich durch Europas höchste, die Elbe querende Strommasten (227 Meter hoch) zusätzlich deutlich verringert, denn an den Stromleitungen über den Fluss verunglücken regelmäßig viele Vögel. Die Masten sind gelegentlich aber Brutplatz für Kulturfolger wie den Wanderfalken oder den Turmfalken, die eigentlich nicht unbedingt zur typischen Fauna eines Ästuars gehören, hier aber jahrweise eine neue Heimat gefunden haben und in einem installierten Nistkasten in Schwindel erregender Höhe erfolgreich ihre Jungen aufziehen.
Zwischen Kilometer 8,9 und Kilometer 11,8 gehören auch binnendeichs Flächen zum NSG. Bis zu Kilometer 10,2 liegen rechts und links vom Deich Grünlandflächen (Hetlinger Schanzsand und Twielenflether Sand), auf denen im Winterhalbjahr Gänse in großer Zahl rasten können. Seit 1896 steht am Elbufer des Twielenflether Sandes, direkt in der Einfahrt zum sogenannten Dwarsloch, der älteste noch betriebene Leuchtturm an der Unterelbe.
Seit 1985 ist man bemüht, durch entsprechende Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen die verbliebene spezialisierte Artenvielfalt zu erhalten bzw. die frühere möglichst wieder herzustellen. Dazu wurde in den vergangenen zehn Jahren der Wasserstand Binnendeichs wieder erhöht und das Feuchtgrünland soweit wie möglich wieder hergestellt, so dass Wiesenvogelarten wieder zugenommen haben.
In diesem Bereich liegen auch außen bei Kilometer 8,9 und innen bei Kilometer 9,5 künstliche Gewässer, die durch Kleientnahme für den Deichbau entstanden sind. Der Hetlinger Schanzenteich ist ein interessanter Beobachtungsplatz für Wasservögel. Viele erste Ansiedlungen im NSG sind im weiteren Bereich dieser Kleientnahmestelle erfolgt: Graugänse, Kormoran, Wachtelkönig, Rohrdommel, Seeadler. Mehrfach sind auch Besonderheiten, die wahrscheinlich Zooflüchtlinge sind, zu beobachten gewesen, so wie Kappentaucher, Schwarzschwan, Nilgans und Würgfalke. Aber auch den Seeadler bekommt man dort, vor allem in den Wintermonaten, zu sehen. Durch den im Oktober 2004 errichteten Aussichtsturm (Schanzenturm), ist es dem NABU gelungen, den Besuchern einen idealen Beobachtungspunkt nahe am Wasser zu schaffen.
Bei Kilometer 10,2 ist ein ehemaliger Priel, das Bauerloch, beim Deichbau zugeschüttet worden. Die frühere Insel Pastorenberg ist dadurch hier und gegenüber an der zugeschütteten Binnenelbe mit dem Ufer verbunden worden. Im Bereich des Pastorenbergs ist auf beiden Seiten des Deiches jede weitere Nutzung eingestellt worden. Ehemalige Obstplantagen und Baumreihen als Schutzpflanzungen sind noch zu erkennen. Sie werden langsam von der für ein Ästuar typischen Vegetation ersetzt. Es entsteht ein Mosaik von Schilfbeständen, Hochstaudenfluren, Weidengebüschen und lockeren Baumbeständen, die eine Vorstellung von der ursprünglichen Wildnis vermitteln und in denen zahlreiche Vogelarten ihnen zusagende Habitate gefunden haben. In der Brutzeit lassen sich Singvögel mit Hilfe ihrer Gesänge leicht feststellen, darunter Rohrsänger, Schwirle, Blaukehlchen und Beutelmeise.
Bei Kilometer 11,0 ist die andere Seite der ehemaligen Insel Pastorenberg erreicht, hier ist die Haseldorfer Binnenelbe durch den Deich unterbrochen worden. Auf der Innenseite des Deiches ist ein Stillgewässer entstanden mit Schilf und Weiden am Ufer.
Auf Weidenbäumen am Ufer haben Kormorane eine Kolonie angelegt. Die Wasserfläche ist Ruheplatz für zahlreiche Wasservögel, die vom Deich aus gut zu beobachten sind. Auf der Außenseite des Deiches sind die Tiden in dem Prielsystem der Binnenelbe noch wirksam. Es ist ein Stück der Landschaft erhalten geblieben, wie sie vor der Kanalisierung der Elbe für das Ästuar typisch war. Bei Kilometer 11,5 liegt der Haseldorfer Hafen. Hier ist ein weiterer Zugang zum NSG von Haseldorf-Scholenfleth aus mit einem großen Parkplatz. An der Zufahrt zum Hafen befindet sich das Naturzentrum Scholenfleth. Von hier aus wird die Betreuung des Gebietes durch den NABU Schleswig-Holstein organisiert. Im Naturzentrum befindet sich ein Ausstellungsraum mit Informationen über das NSG, und die Mitarbeiter des NABU (inkl. BFD und FÖJler/in) stehen für weitere Auskünfte zur Verfügung.
Der elbabwärts vom Haseldorfer Hafen liegende Teil des NSG besteht aus einem schmalen Uferstreifen am Deich und den Inseln Drommel, Auberg und Bishorster Sand, die in einer Kette vom Pastorenberg bis zum Pagensand dem Ufer vorgelagert sind (Der Pagensand ist seit 1998 ein eigenständiges Schutzgebiet). Auf den Inseln und auf großen Teilen am Ufer vor dem Deich wird nach einer Sukzessionsphase eine weitgehend natürliche Vegetation entstanden sein, mit den für Ästuare typischen Vogelarten. Einige Flächen sind bei verschiedenen Vertiefungen der Elbe mit Baggergut aufgeschüttet worden und dadurch so hoch, dass sie trockenere Lebensräume mit entsprechenden Artengemeinschaften bilden werden.
Etwa in der Mitte des Uferstreifens zwischen Haseldorfer Hafen und Pinnau-Mündung befindet sich bei Kilometer 14,4 am Ufer eine Anpflanzung von Eichen, Pappeln und Eschen am Ort, der bei einer Sturmflut 1745 zerstörten Siedlung Bishorst. Von hier bis zur Pinnau-Mündung wird durch extensive Nutzung Grünland erhalten, auf dem Wiesenvögel brüten oder Wintergäste rasten. Gut beobachten kann man in dem Gebiet etwa bei Kilometer 15,0, wo unter anderem öfters auch Seeadler zu sehen sind und ein weiterer Zugang zum NSG besteht (Kreuzdeich).
Der Deich am Rand oder im NSG ist selbst wegen seiner intensiven Beweidung und wegen der vielen Besucher kein interessanter Lebensraum. Nur im Winter können hier gelegentlich durchziehende Singvögel (Strandpieper, Schneeammern, Ohrenlerchen) beobachtet werden. Bei Kilometer 16,0 ist am Pinnausperrwerk die nördliche Grenze des NSG erreicht. Ein Zugang über das Sperrwerk ist nur zeitweise möglich.
Öffnungszeiten des Übergangs an der Pinnau für Fußgänger und Radfahrer
Vom 1. Mai bis 30. September:
- Sa., So. und Feiertags 9 bis 13 und 14 bis 18 Uhr
- Mo. bis Mi. stündlich 8:45 bis 15:45 Uhr
- Do. stündlich 8:45 bis 13:45 Uhr
- Fr. stündlich 8:45 bis 12:45 Uhr.
UH, ILu, akt. 22. Juni 2021