Fischvielfalt der Elbe und Binnenelbe
Artenreichster Fluss Europas
Der NABU Schleswig-Holstein informiert über Geschichte des Fischfangs und Artenvielfalt in der Elbe. Lernen Sie mehr über Aal, Zander und Co. Mehr →
Zwischen Hamburg und der Nordsee bildet die Elbe mit ihren Nebenarmen und Zuläufen eine ausgedehnte Flussmarschenlandschaft.
Obwohl auch diese Flusslandschaft eine vom Menschen geprägte Kulturlandschaft ist, hat sie sich doch etwas Ursprüngliches bewahrt. Das liegt wohl daran, dass hier, wo sich die Elbe aufteilt und Nebenarme bildet, das Regiment des Wassers noch prägend ist. Durch Tideneinfluss und ständige Sedimentation haben sich Watten und Sände gebildet, die sich der menschlichen Nutzung weitgehend entziehen.
Das Fährmannssander Watt mit seinen Binsenbeständen gehört zu den größten Süßwasserwattgebieten Europas.
Watten sind Flächen, die im Rhythmus von Ebbe und Flut trockenfallen. Da das Wasser im Bereich der Wedeler und Haseldorfer Marsch noch nicht salzig ist, werden die Flächen täglich zweimal mit Süßwasser überflutet.
Nach der Art des abgelagerten Sediments sind zu unterscheiden:
1) Sandwatten: in der Nähe der Strömung, z.B. stromnaher Teil des Fährmannssander Watts, große Teile des Bishorster Sandes.
2) Schlickwatten: im Bereich mit geringer Strömung, z.B. der Haseldorfer und Hetlinger Binnenelbe und ihrer Priel- und Grabensysteme, ufernahe Teile des Fährmannssander Watts, Teile des Bishorster Sandes.
Während Sandwatten relativ nährstoffarm sind und fast gar keinen Pflanzenbewuchs aufweisen, sind die Schlickwatten nährstoffreicher und stark bewachsen. Ein großer Teil des Fährmannssander Watts ist mit Binsen bedeckt. Neben diesen bewachsenen Bereichen finden sich auch freie Schlickflächen und eine Vielzahl kleiner Tümpel und Pfützen.
Die freien Schlickflächen sind mit einem üppigen Algenrasen bedeckt, der im Frühjahr und Herbst größtenteils aus Kieselalgen, im Sommer außerdem aus Blaugrünalgen und Geiselalgen gebildet wird. Diese überaus reiche Algenflora bildet die Nahrungsgrundlage für eine Vielzahl von Organismen.
Dort, wo Binsen wachsen, kommen zahlreiche Tierarten vor. Die höchste Individuenzahl erreichen auch hier die Würmer (Wenigborster). Untersuchungen im Fährmannssander Watt ergaben folgende Zahlen der am häufigsten vorkommenden Organismen auf Schlickwatten:
Arten Individuen/Quadratmeter
Schlammröhrenwürmer 129.600/m2
Rädertierchen 61.200/m2
Fadenwürmer 48.200/m2
Borstenwürmer 35.000/m2
Diese Organismen leben nur in den oberen 5 Millimeter des sauerstoffreichen Schlickwattes zusammen. Darunter beginnt ein sauerstoffarmes, lebensfeindliches Sediment, in dem sich nur noch Organismen aufhalten können, die ihre Nahrung über ein Saugrohr aus dem Wasser entnehmen, wie Muscheln oder Strudler, die allerdings in letzter Zeit immer seltener geworden sind.
Natürliche Kläranlage und Kinderstube der Fische der Elbe
Die biologische Aktivität dieser Kleinlebewelt ist für die Lebenskraft der Elbe von größter Bedeutung. Ohne diese natürliche Selbstreinigungskraft wäre die Elbe schon öfter, als dies bisher der Fall war, in Teilbereichen umgekippt. Diese Kleinlebewesen bilden die Grundlage für einen intakten Lebensbereich dieser Flusslandschaft und aller anderen Tiere und Pflanzen.
Die Fische finden hier ideale Rückzugs- und Fortpflanzungsbedingungen. So laichen im Wedeler Elbwatt und in den sich anschließenden Nebenarmen und Prielen Brassen, Plötze und Rotfedern. Andere Arten wie Aal, Barsch, Kaulbarsch und Flunder finden hier einen reich gedeckten Tisch.
Ein gedeckter Tisch für die Vogelwelt
Bei Niedrigwasser verteilen sich die großen Schwärme der Vögel auf die weiten Wattflächen zur Nahrungssuche. Zur Zugzeit, besonders in den Herbstmonaten, rasten hier große Mengen an Enten, Gänsen, Schwänen, Sägern, Möwen, Regenpfeifern und Schnepfenvögeln. Allein die Krickente wurde hier schon in Stückzahlen von über 10.000 Exemplaren nachgewiesen.
Watvögel suchen ihre meist im Boden verborgenen Nahrungstiere entweder visuell, also über die Oberflächenspuren, oder taktil, also durch Tasten mit der Schnabelspitze. Letzteres geht entweder nach dem Zufallsprinzip oder gezielt durch Fühlen im Boden mit den Tastkörperchen der Schnabelspitze. Alpenstrandläufer z.B. müssen etwa 5 bis 15 Mal für einen kleinen Seeringelwurm stochern.
Jede Vogelart hat aufgrund der arteigenen Nahrungsansprüche und der Bodenbeschaffenheit bevorzugte Nahrungsgebiete. Der Körperbau des Vogels und vor allem die Schnabelform hängen mit den Nahrungsansprüchen eng zusammen. Der Säbelschnäbler beispielsweise "seiht" seine Nahrung aus weichem Schlick.
Eine wichtige Drehscheibe des Vogelzuges
Nicht nur das Fährmannssander Süßwasserwatt, besonders auch das Mühlenberger Loch ist ein großflächiges Süßwasserwatt und damit auch eine wichtige Drehscheibe des internationalen Vogelzuges und als Rastgebiet für viele Arten unverzichtbar.
Aufgrund der einzigartigen ökologischen Gegebenheiten im Mühlenberger Loch (Topographie, Strömungsverhältnisse, Großflächigkeit, weitgehende Störungsfreiheit) wurde durch die Erweiterung des EADS-Geländes zum Bau des A 380 mit der Teilzuschüttung von 150 Hektar das Herzstück zerstört.
Quantitativ gesehen ist es nur eine Teilverfüllung, aber ökologisch bedeutet diese Teilverfüllung eine Komplettzerstörung dieses wichtigen Rastzentrums.
Binsen und Simsen
Bei den Flechtbinsen handelt es sich hauptsächlich um die Salz-Teichsimse (Schoenopléctus tabernaemontáni), die Gemeine Teichsimse (Schoenopléctus lacústris) und ihre Bastarde, sowie einige seltene Arten, wie die Dreikant-Teichsimse (Schoenopléctus tríquiter).
In der Möbelindustrie werden Binsen als Sitzfläche für Stühle verarbeitet und zu diesem Zweck werden sie hier in der Haseldorfer Marsch, einzigartig in der gesamten Bundesrepublik Deutschland, regelmäßig im Sommer (Juli/August) von den Binsenschneidern "geerntet", d.h. geschnitten.
Die Binsenernte erfolgt in der Zeit der Sommermauser der Enten und ist daher ein Störfaktor. Durch einen Kompromiss zwischen Naturschützern und Binsenschneidern wird nur noch etwa die Hälfte der Binsen geerntet, während die andere Hälfte als Rückzugsraum für die mausernden Enten zur Verfügung steht.
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