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Jetzt Mitglied werden!Industrielle Landwirtschaft setzt dem Wald zu
Stickstoffeinträge schädigen Arten, Trinkwasser und Klima
Bauernverband und private Forstwirtschaft stellen demgegenüber darauf ab, dass nach ihrer Ansicht der Wald auch heute noch nicht gesund ist, dieses aber überwiegend an natürlichen Schädigungen wie Trockenheit, Insektenfraß oder besonders in Schleswig-Holstein am Salzeintrag - bei Sturm von der Nordsee - begründet ist. Der Stickstoffeintrag schade dem Wald nicht. Dabei sind bei der Minderung der Luftschadstoffbelastung für die Wälder durchaus Erfolge zu verzeichnen. So sank die Belastung der Wälder mit SO2 und SO4 ("Saurer Regen") drastisch. Schwefel ist das beste Beispiel dafür, wie Maßnahmen zur Luftreinhaltung positiv wirken können. Von 1991 bis 2008 nahmen die SO2-Emissionen in Deutschland um rd. 90 % ab.
Die Verringerung der eutrophierend ("nährstoffanreichernd") wirkenden Stickstoffeinträge bleibt demgegenüber noch immer weit hinter den gesteckten Zielen zurück. Nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) gingen die im wesentlichen auf landwirtschaftliche Austräge zurückzuführenden Ammoniak- (NH3)-Emissionen im selben Zeitraum bundesweit lediglich um gut drei Prozent zurück. Problematisch sind Stickstoffeinträge auch deshalb, da diese zu erhöhten Emissionen des Treibhausgases N2O (Lachgas) führen. Dieses gehört nach CO2 und Methan NH4 zu den Hauptverursachern des Treibhauseffektes. Eine Konsequenz aus den chronisch erhöhten Einträgen von reaktivem Stickstoff in Wäldern sind auch eine Veränderung der Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren und erhöhte Nitratauswirkungen ins Wasser.
Alle Ursachen im Auge behalten
Richtig ist, dass der Wald durch weitere Faktoren wie Trockenheit, Stürme und das massenhafte Auftreten von Fraßinsekten geschädigt wird. In Schleswig-Holstein mögen diese Faktoren gegenüber der Wirkung von Stickstoffeinträgen in den Wald ggf. zeitweise sogar überwiegen. Sie werden im Zuge des Klimawandels wahrscheinlich noch zunehmen. Sich deswegen allerdings auf den Standpunkt zu stellen, Stickstoffeinträge aus Verkehr und Landwirtschaft schadeten dem Wald generell nicht, greift aber zu kurz. Schließlich offenbart auch ein Blick über die Grenzen Schleswig-Holsteins, dass hohe Stickstoffeinträge sehr wohl ein Problem für den Wald in Deutschland darstellen. Dazu genügt ein Blick in die Berichte der Länder, die sich in den Waldzustandsberichten mit der Problematik auseinandersetzen.
Zitate aus diversen Waldzustandsberichten
- „Mit dem Eintrag von Schwefel- und Stickstoffverbindungen in die Wälder hat eine tief greifende Veränderung der Waldböden stattgefunden.“ Waldzustandsbericht 2010, Niedersachsen, S. 17
- „Stickstoff, ein Hauptnährstoff der Pflanzen, wird sowohl in oxidierter Form als Nitrat (Quellen: Kfz-Verkehr, Verbrennungsprozesse) als auch in reduzierter Form als Ammonium (landwirtschaftliche Quellen) in das Ökosystem eingetragen.
Waldzustandsbericht 2010, Niedersachsen, S. 23 - „Infolge der anthropogenen Säure- und Stickstoffeinträge sind die Filter- und Regulationsfunktionen des Waldbodens gestört und damit die Stabilität der Waldökosysteme beeinträchtigt. […] Der luftbürtige Eintrag von Säure wirksamem Stickstoff ist weiterhin zu hoch.“ Waldzustandsbericht 2010, Sachsen-Anhalt, S. 24
- „Die Stickstoffeinträge liegen weiter über den kritischen Eintragsraten. Damit wird die Bodenversauerung weiter angetrieben und werden die wichtigen Nährelemente Kalzium und Magnesium mit dem Sickerwasser aus den Böden ausgewaschen, […].“ „Schwerpunkte für den Immissionsschutz müssen aus Sicht der Forstwirtschaft die Reduzierung der Stickstoff-Emissionen aus landwirtschaftlichen Quellen […] und die Reduzierung der Emissionen von Vorläufersubstanzen der Ozonbildung vor allem aus verkehrsbedingten Emissionen sein.“ Waldzustandsbericht 2010, Berlin Brandenburg, S. 6
ILu 29. November 2011