Kormoran-Beringung - Foto: Nikola Vagt
Erfolgreiche Kormoran-Brutsaison 2016
Über 200 Jungvögel farbig markiert
Entgegen der Befürchtungen zu Beginn der Brutzeit hat sich der Kormoran-Brutbestand im Jahr 2016 erhöht, auf rd. 150 Paare. Mit über 250 Jungvögeln, die die Flugfähigkeit erreicht haben, war dieses Jahr auch die erfolgreichste Brutsaison seit Beginn der Besiedlung der Insel im NABU-Wasservogelreservat Wallnau. Dies spiegelt sich auch in der Zahl der markierten Jungvögel wieder: 203 Jungtiere konnten an zwei Aktionstagen gefangen und mit einem Metallring und farbig mit gelbem, codierten Fußring markiert werden. Mitte August haben nun viele der Jungvögel die Insel verlassen, wie die Beobachtungen mit der Webcam zeigen. Besonders schnell war ein Kormoran unterwegs, der noch bis mindestens 13. August in der Kolonie auf Fehmarn war, und schon am 21. August 2016 an der Westküste Großbritaniens abgelesen wurde. Erste Jungtiere sind zudem schon in den Niederlanden gesehen worden.
Farbberingte Brutvögel
Mittlerweile tauchten in der Brutsaison 2016 die ersten seit 2013 farbberingten eigenen Jungvögel aus Wallnau als Brutvögel auf. Insgesamt konnten vier farbberingte Vögel sicher als Brutvögel nachgewiesen werden, doch nur bei einem Paar ist auch ein Bruterfolg belegt. Die geringe Erfolgsquote dürfte zur Zeit auf das noch geringe Lebensalter der Tiere zurückzuführen sein. Kormorane brüten frühestens mit zwei Jahren. Daneben waren einige ältere, seit 2006 gekennzeichnete Ringträger erfolgreich am Brutgeschäft beteiligt. Eine ganze Reihe in Dänemark als Jungvögel markierter Tiere brütete ebenfalls in der Wallnauer Kolonie und belegt, dass ein Austausch von Brutvögeln zwischen den Kolonien stattfindet.
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Der männliche Kormoran A015 aus dem Jahr 2013 balzend auf einem Nest - Foto: NABU Wallnau-Webcam / Ingo Ludwichowski
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Wallnauer Kormoran A015 auf einer Mole am Strand von Kellenhusen in seinem Winterquartier, der Lübecker Bucht. - Foto: Holger Pohl
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Wallnauer Kormoran A286 im dänischen Gedser auf Falster. Manche Tiere ziehen nach dem Flügge-werden zunächst nach Norden oder Osten. - Foto: Simon Davies
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Kormoran A041, geboren 2014, zog in diesem Jahr erfolgreich einen Jungvogel auf. - Foto: NABU Wallnau-Webcam / Ingo Ludwichowski
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Kormoran A076 am Nest. Die Brut verlief erfolglos. - Foto: NABU Wallnau-Webcam / Ingo Ludwichowski
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Kormoran A099. Die Brut verlief erfolglos. - Foto: NABU Wallnau-Webcam / Ingo Ludwichowski
Von Ungarn nach Fehmarn
Besondere Aufmerksamkeit erregte die Ablesung eines beringten alten, weiblichen Höckerschwanes am 5. Juni 2016 mit der Wallnau-Webcam auf der Kormoran-Insel, der zuvor in Ungarn markiert worden war. Dies ist bislang der nordwestlichste Fund dieser Art mit Ursprung Ungarn. Der Schwan wurde als vorjähriger Jungvogel am 27. Januar 2013 in Nagymaros (rév), Pest, als Überwinterer beringt. Höckerschwäne tauchen regelmäßig auch als Gäste im NABU Wasservogelreservat Wallnau auf, doch dieser Fund ist bezüglich der Herkunft bemerkenswert (s. Karten).
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Höckerschwan-Weibchen 'Gelb 31TY' aus Ungarn, abgelesen mit der Webcam während seiner Rast am 5. Juni 2016 auf der Kormoran-Insel. - Foto: NABU Wallnau-Webcam / Martin Altemüller
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Wiederfunde ungarischer Höckerschwäne in Deutschland. Der Wallnau-Fund ragt deutlich als nordöstlichster Nachweis heraus. - Grafik: Ringing Centre Budapest
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Wiederfunde ungarischer Höckerschwäne im Ostseebereich. Manche Vögel erreichen Dänemark und verteilen sich im südlichen Ostseeraum bis ins Baltikum. - Grafik: Ringing Centre Budapest
Nisthilfen erfolgreich angenommen
Da die alte "Hütte", in der die umfangreiche Technik untergebracht war, in die Jahre gekommen war, wurde sie am Standort der Solaranlagen durch einen hölzernen Neubau ersetzt, der nun auch bei schlechtem Wetter Arbeiten an der Technik erlaubt. Den Kormoranen hat es gefallen: Das Dach wurde sofort von drei Paaren als Brutplatz genutzt. Auch die anderen Nisthilfen, die sicherstellen sollen, dass einige Kormoran-Nester auch dann erfolgreich sind, wenn wie in den vergangenen Jahren der Fuchs in der Brutzeit die Insel erreicht, wurden gut genutzt.
Online-Führungen
Erstmals getestet wurde am 29. Juni 2016 die Möglichkeit, online BesucherInnen auf das Leben in der Kolonie aufmerksam zu machen. Dazu wurde zu Beginn des Jahres auf der Internetseite der Kormoran-Webcam der live-Ton der Kolonie übertragen. Jetzt sind alle Laute in der Kolonie zu hören, wenn man die Option nutzt. Der NABU kommentierte zudem in dem von BINGO geförderten Projekt live auch das Geschehen vor der Kamera. Im kommenden Jahr sollen nach den erfolgreichen, teils internen Tests nun regelmäßig Führungen in der Brutzeit über das Internet angeboten werden. Diese werden auf der Internetseite bekannt gegeben.
ILu 6. September 2016
Sinkt der Kormoran-Brutbestand in Wallnau?
Weniger Brutvögel als erwartet kehren zurück
In die Wallnauer Kolonie sind bis heute (Stand: 3. Mai 2016) deutlich weniger Kormorane als Brutvögel zurückgekehrt, als dies der steigende und erfolgreich brütende Bestand aus dem Vorjahr hätte erwarten lassen. Etwa 80 Brutpaare sind derzeit auf der Insel dabei, ihre Gelege zu bebrüten. Im letzten Jahr waren es insgesamt rd. 120 Paare gewesen, die zur Brut schritten. Das erste Kormoran-Ei konnte Anfang April im Nest in der Südkolonie erkannt werden, danach müssten in der Kolonie auch schon die ersten Jungvögel geschlüpft sein.
Auswirkungen früherer Prädation
Machen sich jetzt die an Jungvögeln schwachen Jahrgänge 2012 und 2013 bemerkbar, bei denen viele Eier und nicht flügge Jungvögel etwa Seeadlern und Füchsen zum Opfer fielen? Da ein größerer Teil der neuen Brutvögel sich jeweils aus dem Bestand an Jungvögeln der Vorjahre generiert, ist dies wahrscheinlich. Oder kommen doch noch weitere, fremde Brutvögel verspätet aus den Winterquartieren an, die sich bislang vielleicht vom eher kälteren Wetter vom Brüten haben abhalten lassen? Klar ist jedenfalls, dass sich erneut die Brutzeit des Kormorans über einen langen Zeitraum erstrecken wird, da manche Vögel durchaus früh, andere aber erst sehr spät mit der Brut beginnen können.
Ringträger fehlen
Angesichts der großen Zahl in den letzten Jahren mit gelben, beschrifteten Fußringen markierten Kormoranen sind bislang erst wenige in Wallnau zuvor gekennzeichnete Tiere in die Kolonie zurückgekehrt. Gerade einmal 10 farbberingte Kormorane ließen sich bislang vor der Kamera beobachten, davon 5 Tiere aus dem Jahr 2013 (von 39 markierten) und 5 aus dem Jahr 2014 (von 85), aber bislang kein einziger Kormoran des an jungen Kormoranen starken Jahres 2015 (von 159 farbmarkierten Jungvögeln). Ob sich hier der erhebliche Aderlass, den die Kormorane im vergangenen Winter gehabt haben könnten, bemerkbar macht? Vergleichsweise viele junge Tiere wurden nämlich insbesondere aus den Niederlanden und Belgien zurückgemeldet, und diese hatten überwiegend einen wohl durch Parasitenbefall verursachten schlechten Ernährungszustand und wurden "tot gefunden". Ein vorjähriger Kormoran aus Wallnau war so zunächst im September 2015 in Belgien abgelesen, dann im März 2016 am selben Ort auf Grund seiner schlechten Kondition eingefangen und in eine Pflegestation verbracht worden. Hier erlag er trotz intensiver medizinischer Behandlung seiner enormen Belastung mit Endoparasiten.
Zwar tendieren junge, nicht geschlechtsreife Tiere zumeist dazu, erst später als die Brutvögel aus ihrem Überwinterungsgebiet in die Brutgebiete zurückzukommen und dann auch andere Kolonien im näheren und weiteren Umfeld zu erkunden, doch lässt sich eben normalerweise trotzdem ein gewisser Anteil vorjähriger Tiere auch in der Kolonie nachweisen, in denen sie geschlüpft sind. Diese fehlen bislang aber fast vollständig. Nur ein einziger vorjähriger Wallnauer Ringträger ohne Farbring konnte hier in diesem Jahr nachgewiesen werden. Es bleibt spannend, ob sich daran noch im Laufe der späteren Brutzeit etwas ändern wird. Anwesend sind allerdings zum jetzigen Zeitpunkt mindestens 8 dänische Kormorane, die in Wallnau teils zur Brut geschritten sind. Zudem ist - wie im letzten Jahr - ein Kormoran am Brutgeschäft beteiligt, der zuvor auf der "Heuwiese" in Mecklenburg-Vorpommern farbig markiert wurde, auch im letzten Jahr brütete, aber mittlerweile wohl sein Gelege wieder verloren hat.
Auch der Bestand an Silbermöwen hat gegenüber dem Vorjahr deutlich abgenommen. Ein Paar der Mantelmöwe brütet wie jedes Jahr in der Nähe der Südkolonie der Kormorane. Mehrere Paare der Graugans und auch ein Paar Kanadagänse haben teils erfolglos versucht, auf der Insel zu brüten. Zudem brüten wohl Stockenten bereits auf der Insel.
Erstaunlich und für die Insel bislang ungewöhnlich ist die neue Verteilung der Kormoran-Nester: Offensichtlich wegen der geringeren Prädation durch die wenigen Möwen scheinen die Kormorane bei der Nestanlage weiter auseinander zu rücken, als dies nach niederländischen Untersuchungen der Fall ist, wenn Beutegreifer die Insel regelmäßig besuchen. In der Nordkolonie nisten viele Vögel verstreut am Strand, was in den Jahren davor nur bei wenigen Paaren der Fall war.
Neue Technik
Seit ein paar Wochen überträgt der NABU die Original-Geräuschkulisse aus der Kolonie ins Internet. Dazu wurde am Kamerastativ im Norden ein Mikrofon angebracht, das es erlaubt, die Aktivitäten der Inselbewohner live über das Internet zu belauschen.
Unbefriedigend ist gelegentlich immer noch die Qualität der Bildübertragung. Die Schwankungen der Bildqualität sind dabei nicht durch die vom NABU eingesetzte Technik bedingt, sondern beruhen auf Schwierigkeiten des Dienstleisters, die entsprechenden Datenströme in einer ländlichen Region ins Netz zu bringen. Zugunsten von Bewegtbildern hatte der NABU im Jahr 2015 auf einen Videostream umgestellt. Vorher gab es nur alle 2-3 Sekunden ein neues Bild, nun gibt es eine "laufende" Darstellung des Geschehens vor der Kamera. Die Internetverbindung ist seit einiger Zeit dank LTE-Hybrid-Lösung zwar besser geworden, allerdings ist dies nicht durchgehend der Fall, da LTE nutzerabhängig in der Leistung stark schwankt.
Der Film wird überwiegend per H.264-Protokoll bereitgestellt. Dies bedeutet, dass nicht immer das ganze Bild, sondern nur die sich verändernden Pixel übertragen werden - nur so ist die Übertragung eines echten Bewegtbildes mit 15 Bildern pro Sekunde möglich. Wenn allerdings viel Bewegung im Bild ist, kommen die Leitungen leider sehr schnell an Kapazitätsgrenzen: mehr als 800 kbit pro Sekunde - das sind 100 KB pro Sekunde - sind in aller Regel nicht möglich.
ILu, akt. 4. Mai 2016