Neue Erkenntnisse durch farbmarkierte Kormorane

Großer Bruterfolg liefert viele Ablesungen

Ein erfolg- und ereignisreiches Jahr 2015 liegt hinter dem Webcam-Team! Die Wallnauer Kormorane haben aktuell seit Jahren den besten Brut- und Aufzuchtserfolg seit langem zu verzeichnen. 155 Jungvögel wurden markiert, von denen schon jetzt eine Reihe spannender Ablesungen und Wiederfunde vorliegen: Es zeigt sich, dass selbst zu einem Zeitpunkt, wenn noch größere Gruppen von Jungvögeln am Schlupfort sind, andere bereits entferntere Länder erreicht haben. So hält sich ein diesjähriger Kormoran aus Wallnau schon Anfang August in den Niederlanden auf, ein anderer ist Ende September bereits in Nordspanien. Die Niederlande bilden derzeit mit mehreren Funden einen Schwerpunkt der Nachweise.

Erstmals für deutsche beringte Kormorane überhaupt sind gleich zwei diesjährige Jungtiere im Herbst an unterschiedlichen Abschnitten der Ostküste Englands abgelesen worden. Für die Wallnauer Kormorane neu ist auch ein belgischer Lebend-Nachweis. Dabei harren manche Tiere jedoch auch in der Nähe Ihres Brutortes aus. Bereits sein Ziel erreicht zu haben scheint der männliche Kormoran A015 aus dem Jahr 2013, der 2015 erstmals in Wallnau zu brüten versuchte, schon in den Jahren 2013 / 2014 in der Lübecker Bucht überwintert hat und Ende 2015 ebenfalls dort abgelesen wurde.

Beeindruckend hoch ist die Zahl in diesem Jahr in Wallnau abgelesenen Kormorane: Über 800 mal wurden mit der Webcam verschiedene Kormorane identifiziert. Auf einer speziellen Internetseite werden aktuell alle Funde und Ablesungen Wallnauer Kormorane wie auch Nachweise fremder Tiere in Wallnau dargestellt (s. Infobox unten).

Besondere "andere" Arten gab es in diesem Jahr nur wenige zu sehen. Erstmals rastete ein wohl weiblicher Turmfalke im strömenden Regen auf der Insel. Im letzten Jahr war hier ein altes Männchen zu sehen. Ein Arten-Erstling war ein ansonsten im übrigen Land durchaus häufiger Vogel, ein Grünfink. Der Zug der Watvögel verlief in diesem Jahr wie schon in den Vorjahren, mit Flussuferläufern, die den Reigen begannen, und einigen anderen Arten wie Kiebitzen, Bekassinen und Dunklen Wasserläufern neben Säbelschnäblern. Entenvögel waren auch wieder zahlreich vertreten. Derzeit sind auf Distanz Nonnengänse und Zwergschwäne zu entdecken. Die Wallnauer Insel ist aber überwiegend kaum besucht. Nur vereinzelt sind noch Kormorane zu entdecken.

Technik
Bedingt durch die abnehmende Tageslichtdauer steht an manchen Tagen nicht mehr ausreichend Energie zur Verfügung, um über die Solarpanels alle Kameras dauerhaft laufen zu lassen. Die Südkamera ist - auch durch den Ausfall der zuvor neu installierten Fernsteuerung der Abschaltung einzelner Kameras - nun offline. Nur die Nordkamera liefert auch im Winter immer dann Bilder, wenn genügend Licht für die Solarpanels zur Verfügung steht. Zwar dürfte in den nächsten Wochen vielfach nur die leere Insel zu sehen sein, da viele Vögel bereits abgezogen sind. Doch vor Überraschungen ist man in Wallnau nie sicher - Nachschauen lohnt sich also gelegentlich!

ILu 21. November 2015

Weitere Informationen ...

Erfolgreiches Kormoran-Brutjahr 2015 in Wallnau

... auch Enten und Möwen bringen Gelege und Junge durch

Insgesamt brüteten mindestens 120 Kormoranpaare gleichzeitig auf der Insel, mit allerdings stark wechselndem individuellen Geschick. Auffällig war, dass manche Tiere, erkennbar an ihrer Markierung, im Frühjahr zwar mit der Balz und teils auch mit der Brut begannen, dann aber den Niststandort aufgaben, oder zwischen beiden Teilkolonien wechselten und schließlich ebenfalls erfolglos blieben – insbesondere jüngere Tiere im Alter von nur zwei bis drei Jahren.

Entsprechend wurde die bei einem Bruterfolg aller Paare theoretisch mögliche Zahl von über 300 Jungvögeln nicht erreicht - ein aber gerade in Kolonien nicht ungewöhnliches Ergebnis. Auch Silbermöwen raubten einen Teil der Nester aus. Am 2. Juni 2015 und bei zwei weiteren Kontrollgängen einige Tage später gelang es jedoch, immerhin insgesamt 155 Jungtiere mit gelben Kennringen zu markieren – die höchste Zahl jemals in einem Jahr in Wallnau gekennzeichneter junger Kormorane. Mit rund 40 Jungvögeln, die bei den Beringungsgängen wiederholt „entwischten“, dürfte mit rund 200 flügge gewordenen Jungtieren dies auch der bislang höchste Bruterfolg der Kolonie seit ihrem Bestehen sein. Seit 2010 nach überwiegend „mageren“ Jahren von jahrweise kaum 30 die Flugfähigkeit erreichenden Jungtieren ein durchaus sehr erfreuliches Ergebnis! Der NABU wartet nun gespannt auf die ersten Sichtungen der Ringträger außerhalb der Kolonie.

Weitere Brutvögel
Mit Ringen gekennzeichnet wurden bei den Fangaktionen auch mehrere junge Silber- sowie die beiden Jungvögel des einzigen Mantelmöwen-Paars, die mit grünem Farbring „verziert“ nun flugfähig sind, aber sich zeitweise immer noch auf der Insel aufhalten. Weitere erfolgreiche Brutvögel waren in diesem Jahr mehrere Tafel-, Stock, Reiher- und mindestens ein Weibchen der Kolbenente.

Weitere Beobachtungen
Ein Seeadler – mutmaßlich das aus den Vorjahren bekannte Weibchen „Weiß A7 Rot 51“ – suchte in den letzten Tagen die Insel zur Nahrungssuche auf. Auf der Ostseite ist der Adler teils zu Fuß in der dichten Vegetation unterwegs, sucht die noch nicht flüggen, sich versteckenden Silbermöwen-Jungvögel in der Deckung und zerrt sie dann an den Strand, um sie dort zu fressen. Ob der Adler auch für den Tod einiger später tot gefundener, teils bereits flügger Kormoran-Jungvögel verantwortlich ist, muss mangels direkter Beobachtung offen bleiben.

Sich womöglich dauerhaft angesiedelt auf der Insel hat sich in den letzten Wochen ein Paar der aus Haltungen entwichenen und nun bei uns eingebürgerten Nilgans, gelegentlich von einem weiteren, dann hin- und her gescheuchtem Individuum der selben Art begleitet. Zudem gab es gelegentlich Beobachtungen eines einzelnen Löfflers. Eher ungewöhnlich war ein Seidenreiher, der kurz auf der Insel rastete, dann aber schnell verschwand. Dafür tauchen nun die ersten durchziehenden Watvögel wieder auf: Den Auftakt machen - wie jedes Jahr - die Flussuferläufer, die bereits die Insel besuchten. Man mag es kaum glauben, aber die Vogelwelt marschiert schon mit großen Schritten auf den Herbstzug zu.

Technik
Seit wenigen Tagen ist die Darstellung der Webcam-Bilder auf der Internetseite verändert. Nunmehr sind die Bilder beider Webcams gleichzeitig auf dem Bildschirm zu sehen, und damit ist einen größerer Überblick über alle Vorgänge auf der Insel möglich. Statt beständig, jedoch mit größeren Unterbrechungen sich aktualisierenden Einzelbildern gibt es zudem nun einen Live-Stream, der Bewegungsabläufe wiedergibt und so ein besseres Bild der Vorgänge vor den Kameras bietet. Aus Gründen der Kapazität der Datenleitung ist die Auflösung der Bilder aber herunter geregelt. Bei schnellen Bewegungsabläufen führt dies technikbedingt zu einer größeren Körnigkeit der Bilder. Leider läuft in den letzten Tagen zudem die Leitung der Telekom nicht mit der gebotenen Zuverlässigkeit, so dass es zeitweise zu Ausfällen bei der Datenübermittlung kommt, auf die der NABU keinen Einfluss hat.

ILu 13. Juli 2015

Kormoran-Bestand steigt wieder

Wallnauer Kormoran-Kolonie erfolgreich

Kormoran: Bestandsanstieg
Was man nach den überwiegend schlechten vorherigen Brutjahren nicht erwarten konnte, ist doch eingetreten: der Kormoranbestand hat sich nach Jahren des Rückgangs von rd. 120 Paaren auf etwa 60 Paare nach der erfolgreicher verlaufenden Saison 2014 im aktuellen Jahr 2015 wieder auf rd. 100 Paare erhöht. Waren 2014 noch letztlich überwiegend nur die Brutvögel im Süden der Insel erfolgreich, sind in diesem Jahr nun auch in der Nordkolonie am Boden die ersten Jungvögel geschlüpft. Im letzten Jahr hatten vor allem Silbermöwen im Norden bei den am Boden nistenden Vögeln einen Bruterfolg verhindert. Ausgenommen waren nur die Tiere, die Sträucher und Kamerastativ besiedelten.

Doch es gibt eine weitere Entwicklung: Rund um und vor allem unter den Solarpanels hat sich überraschend eine kleine weitere Kormoran-Kolonie mit rd. 15 Paaren entabliert. Selbst das Dach der Antenne und die "Abweiser" auf den Panels haben es den Kormoranen jetzt als Brutplatz angetan. Zudem brüten mehrere Kormorane auf Einzelnestern abseits der Kolonien. Sollte sich der bisher erfolgreiche Verlauf der Brutsaison fortsetzen, dürften bei den kommenden Fang-Aktionen Anfang Juni, bei denen die Jungvögel mit Metall- und Farbringen markiert werden, 150-200 Jungvögel durchaus im Bereich des Möglichen sein.

Spannende Ergebnisse liefert das Ablesen bereits markierter Tiere: So sind 14 der dieses Jahr in Wallnau teils vielfach abgelesenen Kormorane zuvor in Dänemark beringt worden. Mehrere davon sind nun Brutvögel auf der Insel. Kurzzeitig nachgewiesen wurde auch ein schwedischer und ein spanischer Ringvogel. Auch ein Männchen aus der Kormoran-Kolonie "Heuwiese" an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns ist nun als Brutvogel in Wallnau präsent, daneben ein weiterer nur vorübergehend zur Rast. Bemerkenswert ist, dass mehrere der neuen Brutvögel in den Vorjahren bereits als junge Nichtbrüter auf der Insel waren.

Von den 2013 in Wallnau selbst mit nummerierten, gelben Farbringen markierten Jungvögeln sind nach zwei Jahren bislang sechs Tiere (von 39 gekennzeichneten) zurückgekehrt. Alle waren auch im Vorjahr bereits wieder in der Kolonie abgelesen worden. Davon haben drei - entsprechend ihrer geringen Erfahrung davon zwei erfolglos - versucht, zu brüten. Wieder anwesend sind auch 14 vorjährige Tiere (von 85 markierten), beringt in Wallnau im Jahr 2014. Die ältesten beringten Wallnauer Kormoran-Brutvögel sind jetzt 9 Jahre alt und stammen aus dem Jahr 2006, dem ersten, in dem hier überhaupt junge Kormorane markiert wurden.

Weitere Vogelarten
Als Brutvogel findet sich in diesem Jahr auch ein Paar Austernfischer auf der Insel. Allerdings 'versinkt' derzeit das Nest dieser eigentlich "offen" brütenden Vogelart in der Vegetation und ist nun mit der Webcam nicht mehr zu finden. Spannend ist, dass das Männchen des Paares im Jahr 2007 bereits am Strand von Wallnau als nicht vorjähriger Altvogel beringt worden war und nun nach 8 Jahren auf der Insel abgelesen werden konnte. Austernfischer können aber noch sehr viel älter werden.

Wieder brütend eingefunden hat sich ein Mantelmöwen-Paar auf der Südseite der Insel, in unmittelbarer Nähe der dortigen Kormorane. Neben den üblichen Silbermöwen, die aber gegenüber dem Vorjahr bei der Brutpaarzahl eher leicht abgenommen zu haben scheinen, sind ggf. bis zu zwei Paare der Sturmmöwe anwesend. Immer wieder waren auch zwei alte Lachmöwen präsent. Sie zeigten aber eher Interesse für die Hinterlassenschaften der Kormorane, statt Brutabsicht zu bekunden. Zahlreiche Enten dürften in der nun aufwachsenden Vegetation ihre Nester angelegt haben, neben mehreren Reiher-, Tafel-, Schnatter-, Löffel- und Stockenten auch mindestens ein Kolbenenten-Paar. Nur kurzzeitig war ein Mittelsäger-Paar vertreten. Keinen Bruterfolg hatten erneut die Graugänse. Mindestens drei Paare begannen mit der Eiablage und Brut. Doch in der über lange Zeit schütteren Vegetation hatten die frühen Gelege gegen die aufmerksamen Silbermöwen keine Chance. Die ersten Graugänse sind mittlerweile nun in die Schwingenmauser gegangen und damit flugunfähig. Auch das imer noch anwesende Kanadagans-Paar hat die Brut wohl aufgegeben.

Gäste
Kurzzeitig war ein Löffler-Paar auf der Insel, doch leider konnten sie sich nicht entschließen, auf der Insel zu bleiben und hier den ersten Ostsee-Brutplatz dieser Reiher-Art zu begründen. Nach längerer Zeit tauchten Ende Mai wieder drei Nilgänse auf der Insel auf. Sonst gab es kaum Besonderheiten zu sehen.

ILu 22. Mai 2015

Wallnau-Webcam: Früher Brutbeginn erwartet

Zaghafter Beginn der Brutsaison

Brutsaison 2015 beginnt zaghaft
Die letzte Brutsaison 2014 verlief für die Kormorane durchaus erfolgreich. Größere Störungen in der Zeit der Jungenaufzucht blieben aus, so dass 85 Jungvögel überwiegend farbig markiert werden konnten, von denen der größte Teil auch flügge wurde. Die nur dünn besetzte Nordkolonie allerdings gaben die Kormorane nach und nach auf, wohl wegen des beständigen Eierraubs nach Störungen durch Silbermöwen. Nur auf dem dortigen Kamerastativ und im Niststrauch wurden die Jungen auch flügge. Erstmals seit langem erreichte auch eine größere Zahl an Silbermöwen sowie zwei (von ursprünglich drei) junge Mantelmöwen die Flugfähigkeit. Enten nisteten zahlreich, darunter mindestens eine Kolbenente.

Auch die Saison 2015 hat bereits begonnen. Noch eher zaghaft, scheinen doch schon die ersten Brutvögel ihren wohl späteren Brutort zu inspizieren. Die Beringung der Tiere liefert dabei erste Hinweise: So ist ein alter, in Wallnau beringter Kormoran, der hier schon in den vergangenen Jahren brütete, seit Tagen wieder am Strand der Insel anzutreffen. Derzeit sitzen auch die ersten Männchen schon auf den wenigen Strauchnestern, doch Balzaktivität zeigen sie noch nicht. Sich dem Rastbestand zugesellt hat sich der Wallnau-Jungvogel 'gelb A080' aus dem Vorjahr, der aber wegen seines Alters kaum brüten wird. Andere Jahrgangsvögel bevorzugen als Aufenthaltsort derzeit wohl eher noch den Süden, zu schließen aus Ablesungen und Funden vergangener Jahre. Ein vorjähriger dänischer Vogel, bereits im Oktober in Wallnau abgelesen, interessiert sich allerdings am 24. Februar 2015 für Nester am Kamerastandort.

Zudem hält sich eine jetzt 15-jährige alte Bekannte, die dänische Silbermöwe 'gelb V2M2', Ende Februar 2014 wieder auf der Insel auf - zusammen mit vielen Artgenossen, die ebenfalls wohl auf den Beginn der Brutzeit warten. 'V2M2', beringt am 25. Juni 2002 an der Südküste Lolands, ist seit 2011 ununterbrochen Brutvogel auf der Kormoran-Insel. Auch ein Mantelmöwen-Paar scheint sich wieder auf den Weg zu machen, hier zu brüten. Ob es das erfolgreiche Paar des Vorjahres ist, bleibt mangels Kennzeichnung offen. Auch die ersten Graugänse, die bei uns zu den frühesten Brutvögeln gehören, suchen bereits die dichtere Vegetation auf, um mögliche Niststätten zu prüfen. Artenmäßig bleibt aber noch Luft nach oben.

Lauer, ereignisarmer Winter
Der letzte Winter war nicht durch besondere Härte gekennzeichnet, nur an wenigen Tagen fror das Gewässer rund um die Insel so zu, dass die Wasserfläche komplett vereist war. Schellenten und Zwersäger, aber auch Bleßgänse und Singschäne ließen sich neben den üblichen Stock- und Pfeifenten vor der Kamera ausgiebig beobachten. Entsprechend waren über lange Zeit bis in den Winter auch Kormorane auf der Insel präsent, darunter sehr lange mindesten drei im Jahr 2014 in Wallnau beringte Jungvögel, die in der Nähe ihres Geburtsortes ausharrten. In diesem Winter fehlten allerdings auf der Insel weitgehend die sonst hier Nahrung suchenden Stieglitze. Erstmals überhaupt vor der Kamera in den letzten Monaten ein durchziehendes Schwarzkehlchen und ein junger Sperber.

Ausblick 2015
Das Jahr 2015 wird einige Neuerungen bringen. Zunächst sind wohl ab dem 13. März wieder beide Kameras auch für die Internetnutzer verfügbar. Energiebedingt ist sonst im Winter nur eine Kamera einsetzbar. Im Laufe des Jahres wird es zudem für BesucherInnen noch attraktiver, die Wallnau-Webcam-Seite des NABU zu besuchen. Näheres wird noch nicht verraten, als Hinweis nur: Der Eindruck wird lebendiger!

ILu 24. Februar 2015