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Jetzt Mitglied werden!Stunde der Wintervögel - Ergebnisse 2011
NABU-Wintervogelzählung auch in Schleswig-Holstein außerordentlich erfolgreich
Nach Auszählung aller Einsendungen aus der ersten bundesweiten Wintervogelzählung zieht der NABU eine eindrucksvolle Bilanz. NABU und LBV hatten vom 6. bis 9. Januar zur großen Mitmach-Aktion „Stunde der Wintervögel“ aufgerufen. Mehr als 85.000 Teilnehmer meldeten daraufhin ihre Vogelbeobachtungen, die sie innerhalb einer Stunde in Gärten, Parks oder vom Balkon aus machen konnten. Häufigster Wintervogel ist demnach die Kohlmeise, gefolgt von Haussperling, Amsel und Blaumeise.
Vogel-Konzentration an Futterstellen
Rund 90 Prozent der Daten stammen von Futterstellen, an denen sich Vögel am einfachsten und aus nächster Nähe beobachten lassen. So entsteht ein recht genaues Bild darüber, welche Vogelarten auch im Winter bei uns ausharren und wie sie sich innerhalb von Deutschland verteilen. Zu den häufigsten Überwinterern zählen neben Kohl- und Blaumeisen auch Grün- und Buchfinken, Sperlinge, Kleiber, Eichelhäher und Spechte. Hinzu kommen Wintergäste aus dem hohen Norden wie Bergfinken, Erlenzeisige und Rotdrosseln. Wenn diese in ihrer Heimat zu wenig Winternahrung finden, ziehen sie in großen Scharen nach Mitteleuropa. Jeweils etwa 34.000 Bergfinken und Erlenzeisige zählten die fleißigen Vogelfreunde während der Aktion. Verglichen mit Vorjahreszahlen aus Bayern, wo die Stunde der Wintervögel bereits zum sechsten Mal stattfand, gab es die typischen „Invasionsarten“ allerdings deutlich seltener zu sehen.
Schleswig-Holstein hat besondere Bedeutung für Zaunkönig
In Schleswig-Holstein zählten bei der Stunde der Wintervögel (SdW) genau 5.219 Teilnehmer in 3.550 Gärten 153.106 Vögel. Damit wurde das schon gute Ergebnis der Stunde der Gartenvögel 2010 (SdG) noch einmal deutlich übertroffen. Im Gegensatz zum Ergebnis im Bundesgebiet ist in Schleswig-Holstein der Haussperling auf dem ersten Platz zu finden, gefolgt von der Amsel, die in nahezu jedem Garten vorkommt. Die im Herbst 2010 in größeren Schwärmen vom NABU gemeldeten Eichelhäher und Seidenschwänze scheinen das Land dagegen weitgehend verlassen zu haben. Schleswig-Holstein behält aber seine große Bedeutung für den Zaunkönig. In keinem anderen Bundesland wurde trotz des harten Winters der Vogel des Jahres 2004 so häufig in den Gärten festgestellt wie bei uns. Auch Schwanzmeisen und Ringeltauben sind hier stark vertreten, ebenso wie die aus Skandinavien zu uns einfliegenden Bergfinken und Wacholderdrosseln.
Die Ergebnisse der Aktion geben nicht zuletzt Hinweise auf die Qualität der Vogellebensräume. Auffallend dabei: Viele Vögel, die in einer aufgeräumten und intensiv bewirtschafteten Feldflur immer weniger Nahrung finden, zog es in die Nähe menschlicher Siedlungen. Als Anzeichen dieser „Landflucht“ deuten NABU und LBV zum Beispiel die große Zahl der Feldsperlinge, die an Futterstellen in Gärten registriert wurden: Der urban lebende Haussperling ist etwa sechsmal häufiger als der Feldsperling. Doch sein Verwandter aus dem „ländlichen Raum“ wurde an den Winterfütterungen kaum seltener angetroffen. Auch in Schleswig-Holstein zeigte sich dieser Effekt deutlich: Feldsperlingen, die bei der SdG hier nur den zehnten, nun aber den dritten Platz belegen, bietet die freie Landschaft im Winter durch die drastische Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung, etwa durch die Beseitigung von Krautstreifen an Knicks, kaum noch eine Überlebensmöglichkeit. Auch Meldungen von Goldammern, Stieglitzen, Fasanen und selbst Rebhühnern an den Futterstellen belegen diesen Effekt. „Die bäuerliche Kulturlandschaft verliert mehr und mehr an Vielfalt und Vögel sind dafür recht genaue Indikatoren“, beschreibt Ingo Ludwichowski, Ornithologe beim NABU Schleswig-Holstein, die Situation im Land.
Klimaveränderung
Die Vogelkundler werden bei der Auswertung der Daten auch auf die Anzeiger von Klimaveränderungen achten: Wenn ursprüngliche Zugvögel immer häufiger hier überwintern, sind Veränderungen im Gange. So verlässt zwar noch der größte Teil der Singdrosseln, Hausrotschwänze, Mönchsgrasmücken oder Zilpzalpe die hiesigen Brutgebiete im Herbst, doch wurden allein bei dieser Wintervogelzählung mehrere Hundert dieser Arten gemeldet. „Wenngleich nicht immer jeder Vogel richtig identifiziert wird, liefern die eingesendeten Beobachtungen dennoch wichtige Hinweise und Vergleichsmöglichkeiten“, beurteilte Ludwichowski die Wintervogelzählung. Ihre Stärke liege in der enormen Datenmenge, die auch eine gewisse Anzahl an Fehlern verkrafte. Die Stunde der Wintervögel ist derzeit die größte „Citizen-Science-Aktion“ Deutschlands. Es nehmen überwiegend Laien daran teil, die aus Interesse und Freude an der Natur ihre Beobachtungsdaten sammeln und für eine großräumige Auswertung zur Verfügung stellen.
Außerordentlich erfolgreicher Auftakt
Riesengroßes öffentliches Interesse an public-science-Aktion
Die Aktion 'Stunde der Wintervögel 2011' des NABU verläuft außergewöhnlich erfolgreich. Bis zum 10. Januar, 16.00 Uhr, haben nach einer ersten Zwischenbilanz allein in Schleswig-Holstein in rd. 2.000 Gärten über 3.000 Vogelfreunde rund 88.000 Vögel gezählt. Bundesweit wurden schon über 1,3 Millionen Wintergäste gemeldet. Das Interesse ist riesig: Bereits wenige Stunden nach Beginn der Aktion am Donnerstag brachen die Server des NABU erstmals wegen der Last der bundesweiten Seitenaufrufe zusammen. Erste Ergebnisse zeigen, dass sich im Winter offensichtlich durch Fütterungen bedingt größere Vogelschwärme im Siedlungsbereich aufhalten. Bis zum 17. Januar ist es noch möglich, seine Daten online einzugeben.
Beeindruckendes Interesse
Das Interesse der Öffentlichkeit an der Aktion ist beeindruckend: Am 9. Januar um 16.20 Uhr war die 'erste Millionen' erreicht, so viele Vögel bis zu diesem Zeitpunkt registriert. Mehr als 44.000 Vogelfreunde haben sich bislang aktuell bundesweit beteiligt - und es werden nach Erfahrungen des NABU mit der Vorbild-Aktion 'Stunde der Gartenvögel' im Mai noch einige Tausend mehr werden, da u.a. Meldungen per Telefon, IPhone und Formulare noch nicht in die Datenbank eingegeben sind. Zahlenmäßig ist die Mai-Aktion des NABU bereits deutlich überflügelt worden. Bei der Zahl der Teilnehmer je 1.000 Einwohner liegen bislang Schleswig-Holstein und Bayern, das Ursprungsland der Aktion, an der Spitze der Bundesländer.
Erste Ergebnisse
Es zeigt sich, dass im Winter Gärten punktuell deutlich mehr Vögel beherbergen als im Sommer - sicher ein Effekt der Vogelfütterungen, die die Vögel verstärkt dort konzentrieren. Amsel und Haussperling (Plätze 1 und 2) führen derzeit die Liste der häufigsten Vogelarten im Lande an. Erstere war in fast 98 % aller Gärten präsent. Bundesweit steht allerdings die Kohlmeise an erster Stelle, die Amsel belegt hier nur den 4. Rang. Ein großer Teil der Feldsperlinge (Platz 3) wandert in Schleswig-Holstein im Winter in die Gärten ein - mehr als viermal so viele Tiere wie im Sommer halten sich nach den vorläufigen Daten im Siedlungsbereich auf. Auch Rotkehlchen, Blau- und Kohlmeisen sind im Sommer in deutlich geringerer Zahl in den Gärten zu finden als an den Fütterungen. Im Vergleich zum übrigen Bundesgebiet zeigt sich bislang, dass aus Skandinavien einfliegende typische Wintergäste wie etwa Bergfinken und Wacholderdrosseln im Norden häufiger sind als im übrigen Bundesgebiet. Erstere kamen in Schleswig-Holstein zwar nur in etwa jedem 5. Garten vor, dafür aber dann in größeren Flügen.
ILu, 10. Januar 2011
Dateneingabe online verfolgen
Wie haben Buchfink, Amsel, Wacholderdrossel oder Blaumeise, Elster oder Kleiber bei der NABU-Aktion 'Stunde der Wintervögel 2011' abgeschnitten? Verfolgen Sie online und in Echtzeit, wie Schleswig-Holstein und die Bundesrepublik zählen. Sobald die Aktion abgeschlossen und alle Daten eingegeben sind, wird der NABU die Daten interpretieren.
Hinweis: Da NABU und LBV bereits seit 2009 in Bayern die Aktion durchgeführt und sich Schleswig-Holsteiner ebenfalls in diesen Jahren beteiligt haben, liegen auch für diesen Zeitraum einige (wenige) Daten vor.