Vogelinsel Trischen ist wieder besetzt
Der Ornithologe Jakob Wildraut ist 2024 Naturschutzwart auf der Nordseeinsel
Seit gut einem Monat ist Jakob Wildraut als „Vogelwart“ des NABU auf der Nordseeinsel Trischen für die Schutzgebietsbetreuung zuständig. Um die etwa 27 Brutvogelarten, die mit etwa 5.700 Brutpaaren die Insel besiedeln, sowie die um Trischen mausernden, störungsempfindlichen Brandgänse nicht zu stören, gilt auf Trischen ein strenges Betretungsverbot. Einzig für den Vogelwart ist dieses Verbot durch eine Ausnahmegenehmigung aufgehoben, er darf sich im Schutzgebiet, das vollständig in der Nationalparkzone 1 liegt, mit Rücksicht auf die Vögel bewegen.
Das Aufgabenfeld für den Naturschutzwart liegt vor allem in der Beobachtung und Dokumentation der Prozesse auf der Insel. Hierfür werden täglich die Zugvögel erfasst, regelmäßig die Rastvögel gezählt und im Frühling und Sommer die Brutvögel kartiert. Trischen ist eine wandernde Insel, Jakob Wildraut wird neben seinen ornithologischen Tätigkeiten die Dynamik der Wanderung dokumentieren. Daneben stehen Untersuchungen zu Pflanzen, Säugetieren und weiteren Lebewesen des Wattenmeers an. Die ersten Daten sind schon gesammelt, viele weitere Untersuchungen stehen an. Von seiner Arbeit, dem einfachen Leben auf Trischen und seinen Erlebnissen berichtet Wildraut regelmäßig auf dem Trischen-Blog.
Die Unterkunft ist eine etwa 16m² große Holzhütte, die sturmflutsicher auf Stelzen steht. Der Vogelwart findet hier alles, was er braucht, einen Gasherd, einen Holzofen, Strom über Solarzellen und einen Kühlschrank. Die Insel wird seit Jahren wöchentlich von Axel Rohwedder versorgt, jeden Samstag kommt er mit frischen Lebensmitteln, Post und Trinkwasser auf die Insel. Einsamkeit und Langeweile kommen kaum auf, viel Arbeit steht, ob im wissenschaftlichen Bereich, der Versorgung, der Instandhaltung der Hütte oder im Haushalt. Dazwischen ist Zeit für Strandspaziergänge, Bernsteinsuche und Telefonate ans Festland. „Ich freue mich auf eine unvergessliche Zeit auf dieser schönen Insel. Vor allem jetzt stehen mit dem Frühling und dem Brutgeschäft richtig spannende Wochen vor der Tür“, so Wildraut.
Das Wattenmeer kennt der gebürtige Westfale aus seinem Freiwilligendienst bei der Schutzstation Wattenmeer in Friedrichskoog, direkt gegenüber. Schon damals durfte er die Insel für Arbeitseinsätze besuchen und der Traum entstand, einmal selbst als Vogelwart dorthin zurückzukehren. Die letzten 10 Jahre verbrachte Jakob Wildraut zum Studium und zur Arbeit als Ornithologe hauptsächlich in Freiburg im Breisgau. Nun hat er Weinberge und Schwarzwald gegen Watt und Salzwiese getauscht und ist wieder zurück im Norden.
ek / 29. April 2024