Austernfischer mit Gelege - Foto: Frank Derer
Naturschutzgebiet und Naturinfo Halbinsel Holnis
Nordöstlichster Naturschatz in Deutschland
Was Schleswig-Holstein an Landschaften und Vegetation zu bieten hat, das findet sich fast vollständig auf den gut 400 Hektar der Halbinsel Holnis bei Flensburg. Als Produkt nacheiszeitlicher Entwicklungen ist das heutige Holnis erdgeschichtlich ein junges Land. Der Kern der Halbinsel ist eiszeitlicher Natur, überprägt vom beständigen Abbruch von Sedimenten insbesondere am Holnis-Kliff und der Anlandung in anderen Bereichen. Die Formgebung der Küste ist auch heute noch nicht abgeschlossen.
Ab 1924 begannen Entwässerungsmaßnahmen am Großen Noor, einer ehemals großen Meeresbucht der Ostsee. Das Kleine Noor hingegen war schon 1870 abgedeicht worden. Holnis wurde früh besiedelt, wie die vielen Fundstücke jungsteinzeitlicher Werkzeuge belegen. Ende der 60‘er Jahre, als die Ferienzentren an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste wie Pilze aus der Erde schossen, sollte eines auch auf dem alten Ziegeleigelände und auf dem Holnis-Kliff entstehen. Als Gegenreaktion forderten Bürgerinnen und Bürger den Erhalt der Flächen als Naturschutzgebiet. Gründe gab es viele: So die charakteristischen Landschaftsformen wie Salzwiesen, Steilküsten, Strandwälle, Nehrungen und Magerrasen und die dort lebenden Tier- und Pflanzenarten, die besondere Lage des Gebietes für den Vogelzug und die großen Seegraswiesen und Muschelbänke in ausgedehnten Flachwasserzonen.
Im Jahr 1983 beantragte die Stadt Glücksburg die Unterschutzstellung. Der DBV Flensburg und Nordschwansen (heute beide NABU) und das Aktionsbündnis Grünes Glücksburg begannen 1982 die Halbinsel Holnis unter ihre Obhut zu nehmen. 1993 beantragt der NABU die offizielle Betreuung für Holnis. 1994 tritt auch die Naturschutzgebietsverordnung endlich in Kraft. Betreuer wird Hans Knöll, der bis heute dort aktiv ist.
Durch die Aufgabe vieler kleiner Bauernhöfe konnte die Stiftung Naturschutz bis heute 130,88 Hektar Ländereien auf der Halbinsel Holnis erwerben. Stück für Stück wird das Gebiet in der Folge naturangepasst für Touristen erschlossen, störende, alte Wanderwege und Pfade dabei verlegt. Der Kernbereich des Naturschutzgebiets ist seit 1986 ganzjährig gesperrt. Für die naturangepasste Beweidung großer Flächen ist heute der Verein 'Bunde Wischen e.V.' zuständig.
Als Unterkunft für den ehrenamtlichen „Vogelwart“ dient bis 1996 ein ausrangierter Wohnwagen, der auf dem Ziegeleigelände zur Sommerzeit aufgestellt wird. Heute gibt es im Schutzgebiet eine ansprechend renovierte Hütte für Freiwillige im Naturschutz. Das Naturschutzgebiet wird fast ganzjährig bewacht: Zweimal wöchentlich findet eine Seevogelzählung im ganzen Gebiet statt. Es werden Führungen angeboten und darauf geachtet, dass die Naturschutzverordnung eingehalten wird. Informationstafeln des NABU weisen an den Eingängen die Besucher auf Besonderheiten hin.
Im Gebiet selbst hat das Land Schleswig-Holstein ein Besucherinformationssystem (BIS) mit weiteren Info- und Objekttafeln eingerichtet. Zudem gibt es einen Aussichtsturm an der Schnittstelle der beiden benachbarten Naturschutzgebiete Pugum und Holnis.
Wiedervernässung des Kleinen Noores
Die Verordnung des Naturschutzgebietes sieht vor, neben anderen Maßnahmen auch das Kleine Noor weiterzuentwickeln. Am 1. September 2001 beschloss der Bauausschuss der Stadt Glücksburg nach langen, kontroversen Auseinandersetzungen mehrheitlich dessen Vernässung. Im Oktober 2002 fand dann schließlich die feierliche Einweihung des neu gestalteten Kleinen Noores an der NABU-Hütte statt. Die modernisierte Info-Hütte ist für Interessierte ein wichtiger Anlaufpunkt.
Heute hat die Vogelwelt die Wasserfläche für sich entdeckt. Die kleinen Inseln wur den von Möwen, Kiebitzen, Kormoranen, Enten aller Art und Schwänen bevölkert. Wintergäste wie Zwergtaucher, Pfeifenten, Stockenten, Schellenten, Tafelenten, Gänse-, Mittel-, Zwergsäger lieben das ruhige Wasser. Die zusätzliche schwimmende Insel wird als Brutplatz für Austernfischer und Sturmmöwe angenommen. Rund um das kleine Noor hat sich nun ein Saum von Strandastern angesiedelt, der im August himmelblau blüht.
Kliff und Salzwiese
Die große Steilküste im Westen hat im Laufe der letzten Jahre ihre Form und Farbe geändert. Sie ist teilweise von Vegetation bedeckt. Doch die schräg verlaufende Bänderung der verschiedenen Sandablagerungen ist noch gut zu erkennen. Sie ist wellig angeordnet und weist damit auf schnell darüber fließendes Wasser hin. Am Ende der letzten Eiszeit gab es immer wieder neue Vorstöße der Gletscher. Sie drückten diese Sandschichten so zusammen, dass sie in Schieflage kamen und heute als Stauchendmoräne betrachtet werden. Die Steilküste bietet heute Wohnraum für eine kleine Ufer schwalbenkolonie. Regen, Wind und Wellen sorgen für die Abtragung des Kliffs; das Material wird entlang des Strandes versetzt. Zuerst wurde die ursprüngliche Bucht hinter der Steilküste abgeriegelt und die Salzwiese mit Höftsee entstand. Buhnen stören aber heute nachhaltig die natürliche Entwicklung.
Hier findet man noch am Rande des Höftsees Queller, Strandwegerich und Strandaster. Auf der Salzwiese oder im Strandbereich brüten Rotschenkel, Austernfischer und Sandregenpfeifer. Auf der schwimmenden Insel im Höftsee, die 2012 ausgelegt wurde, brüten Austernfischer und Sturmmöwe. Der Nehrungshaken Schiedenkind bietet den Besuchern beste Beobachtungsmöglichkeiten der Wasservogelwelt. Sie sind „wie auf der Stange“ beim Rasten zu beobachten. Im Höftsee selbst, dessen Brackwasser oft nur wenige Zentimeter tief ist, kann man Rotschenkel, Säbelschnäbler, Grau- und Silberreiher, Alpenstrandläufer, Kiebitz, Krick- und Schnatterenten gut beobachten. Eine kleine Beobachtungsplattform am Rande der Salzwiese wird ab 2016 dem Beobachter noch mehr Einblicke in das Leben auf der Salzwiese und dem Nehrungshaken geben. So ist auf der Halbinsel Holnis Vogelbeobachtung das ganze Jahr über möglich. Frühjahr bis Frühsommer sind u.a. folgende Brutvögel auf der Halbinsel zu beobachten: Graugans, Kiebitz, Austernfischer, Sandregenpfeifer, Rotschenkel, Grünschenkel, Sturmmöwe, Uferschwalbe, Mittelsäger, Gänsesäger, Krickente, Stockente, Blässralle, Flussuferläufer, Brandgans, Höckerschwan und Teichrohrsänger.
Ab August beginnt der Rückzug der Vögel aus dem skandinavischen Raum, die bei uns auf Holnis für einige Zeit rasten: Alpenstrandläufer, Sichelstrandläufer, Knutt, Goldregenpfeifer, Pfuhlschnepfe, Großer Brachvogel, Dunkler Wasserläufer. Im August sammeln sich auf dem Kleinen Noor bis zu 3.000 Graugänse. Überflogen wird das Gebiet von großen Schwärmen der Nonnengans und der Ringelgans sowie im Frühsommer von großen Schwärmen bestehend aus Eiderentenmännchen und einjährigen Jungtieren. Ab Oktober stellen sich die Wintergäste bei uns ein. Pfeif-, Reiher-, Schell-, Tafel- und Eiderente, Gänse-, Mittel- und Zwergsäger, Hauben-, Rothals- und Zwergtaucher, Mantel-, Silber-, Lach- und Sturmmöwe, Sing- und
Höckerschwan. Außerdem überfliegen und rasten auf Holnis diverse Schwärme von Kleinvögeln.
ILu, Knö, 4. April 2016
Anfahrt
Holnis erreichen Sie über die B 199 Kappeln - Flensburg. In Wees (von Norden) bzw. Ringsburg (von Süden kommend) verlassen Sie die B 199 und fahren Richtung Glücksburg. Die Halbinsel Holnis liegt etwa 8 km nordöstlich am Rande der Flensburger Förde.
Kontakt
Naturschutzhütte Holnis Tel.: 04631-441688
Holnis@NABU-SH.de