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Grünlandumbruch auf Niedermoorböden aus Klimaschutzgründen verbieten
Vor diesem Hintergrund fordert der NABU ein sofortiges Umbruchverbot. Den anhaltenden Grünlandverlusten wirkungsvoll entgegen zu treten, gehört nach Auffassung des NABU zu den vordringlichsten ökologischen Notwendigkeiten in unserer Kulturlandschaft. Denn Grünlandschutz ist Umweltschutz – und das unter fast allen wichtigen ökologischen Gesichtspunkten.
- Stichwort Klimaschutz: Im Gegensatz zum Acker wirkt Dauergrünland als Senke für das Treibhausgas Kohlendioxid, in dem es je nach Bodenverhältnissen der Atmosphäre 3,7 t bis 22 t C02 pro Hektar und Jahr entzieht. Wird aber Grünland zu Acker umgebrochen, werden jährlich mindestens 10 t C02 pro Hektar emittiert. Ganz besonders klimaschädlich ist die weit verbreitete Umwandlung von Grünland zu Maisäckern auf moorigen Niederungsböden, bei dem jedes Jahr nach dem Umbruch 30 t bis über 50 t C02 pro Hektar durch Abbau der organischen Moorbodensubstanz freigesetzt werden.
- Stichwort biologische Vielfalt: Während auf Äckern mittlerweile kaum noch Insekten, Amphibien oder Vögel zu finden sind, bilden selbst gedüngte und intensiv beweidete Koppeln Lebensraum für zahlreiche Arten. Deshalb führt der Grünlandrückgang zum Artenschwund. So nehmen beispielsweise nicht nur die Bestände von Kiebitz und Feldlerche rapide ab – sogar die Zahl der Stare (die sich ihre Nahrung hauptsächlich auf Viehweiden suchen) geht deutlich zurück.
- Stichwort Grundwasserschutz: Mit seiner dichten Grasnarbe bindet Dauergrünland viel Stickstoff, so dass selbst bei intensiver Düngung verhältnismäßig wenig Nitrat in Richtung Grundwasser ausgewaschen wird. Doch beim Umbruch werden schlagartig große Mengen Stickstoff frei und gefährden als Nitrat die Trinkwasserreserven.
- Stichwort Gewässerschutz: Eine dichte, dauerhafte Grasdecke hält den Boden optimal fest. In der Agrarlandschaft ist Grünland der beste Schutz gegen Erosion und damit gegen Nährstoffabschwemmung in Richtung Seen und Bäche. Die von den Feldern ausgehenden Düngemitteleinträge in die Gewässer ist maßgebliche Ursache für die Überdüngung der Meere und stellt damit eines der größten Umweltprobleme unseres Landes dar.
Die negativen Auswirkungen des Grünlandumbruchs zeigen sich auf Niedermoorböden besonders extrem. Die dadurch ausgelöste immense C02-Freisetzung darf aus Klimaschutzerfordernissen nicht länger toleriert werden. Deshalb fordert der NABU für Niedermoorstandorte ein sofortiges und ausnahmsloses Umbruchsverbot.
NABU fordert Grünlanderhaltungsprogramm
Darüber hinaus sollte die Landesregierung mit dem Ziel, die Verluste an Dauergrünland aufzuhalten und vor allem in Gewässernähe und Hanglagen wieder Grünland zur Abpufferung der Nährstoffeinträge zu etablieren, ein Grünlanderhaltungsprogramm mit effektiven Fördermaßnahmen auflegen. Denn die Dauergrünland-Erhaltungsverordnung hat nichtausreichend Wirkung gezeigt, zumal bei Verstoß die Sanktion nur im Verlust von EU-Prämiengeldern besteht. Weil der für eine Biogasanlage vorgesehene Maisacker in der Regel lukrativer als der Bezug der Grünlandflächenprämie ist, gliedern Landwirte Grünland nicht selten aus ihrem Betrieb wirtschaftlich aus und verpachten sie an Agrogasgesellschaften, die diese Koppeln nicht als Landwirtschaftsfläche anmelden und damit auf die Prämie verzichten, sie dafür aber unbeschadet zum Energiemaisacker umbrechen dürfen.
Hey, 5. September 2011