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Jetzt Mitglied werden!Chronik: Ein Buckelwal auf Reisen
Die Reiseroute eines seltenen Besuchers an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins nach Sichtungsmeldungen
Bitte schicken Sie uns Ihre Sichtungsmeldungen!
Über Sichtungsmeldungen (Ort, Datum Uhrzeit), Fotos und Berichte würden wir uns sehr freuen! Bitte an Dagmar.Struss@NABU-SH.de.
Bitte beachten, dass es sich um einen Koloss handelt, der gut 30 Tonnen oder mehr wiegen kann. Auch wenn es sich um ein sehr friedliches Tier handelt, kann es zu Unfällen/Kollisionen kommen. Ansonsten gilt dasselbe wie für Schweinswale: schnelle Motorboote verursachen unangenehmen bis das Gehör schädigenden Unterwasserlärm. Wir bitten darum, zehn Knoten nicht zu überschreiten und einen für Mensch und Tier sicheren Abstand einzuhalten.
[Die ältesten Sichtungen stehen am Ende, die jüngsten oben]
Mitte / Ende April 2024
Der "Fördewal" zieht weiter
Nachdem es ein paar Tage still geworden war um den Fördewal, gab es neue Sichtungsmeldungen aus der dänischen Beltregion, wo sich noch viele Menschen an dem besonderen Wal erfreuen konnten.
Michael Larsen Hansen nahm am 13.04.24 ein Foto von hervorragender Qualität im Vejlefjord auf. Dieses konnte mit einem ebenfalls guten Foto aus dem Flensburger hafen verglichen werden, so dass man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen kann, dass es sich um dasselbe Tier handelte.
Die letzten Sichtungen gingen Richtung Kattegat. Es ist daher glücklicherweise davon auszugehen, dass das Tier seinen Weg aus der Ostsee wieder herausgefunden hat. Das ist nicht selbstverständlich, denn einige seiner Artgenossen haben in den vergangenen Jahren diesen Abstecher mit dem Tod bezahlt - der letzte zuvor erst Ende Juli 2023 bei Middelfart.
Wenig später wurde ein Buckelwal auf der Nordseeseite Dänemarks entdeckt. Dank der freundlichen Einsendungen des Bildmaterials an uns konnte festgestellt werden, dass es sich hier nicht um dasselbe Tier handelte. Dieses wurde von Wissenschaftler*innen (ITAW, BfN, Deutsches Meeresmuseum) eindeutig festgestellt.
Ob der im Juni 2024 im dänischen Belt auftauchende Buckelwal der eine oder der andere Wal gewesen ist, das ist nicht geklärt.
Ebenfalls ist ungeklärt, ob der zweite im April in der Ostsee gesichtete Großwal ein Buckelwal war und wir tatsächlich diese beiden abwechselnd sahen.
Obgleich auch vor 100 Jahren bereits solche Besuchswale in die Ostsee kamen, scheinen diese Besuche nun zuzunehmen. Man weiß, dass Wale sich an veränderte Lebens- und Nahrungssituationen dergestalt anpassen, dass gerade jüngere Tiere zuweilen ungewohnte Wege einschlagen, um zum Überleben neue Lebensräume zu entdecken. Leider ist die Ostsee alles andere als geeignet, sterben hier doch mit erhöhter Geschwindigkeit Seegraswiesen, Fische und Wale aus, ohne dass der Mensch hier mit effizienten Schutzmaßnahmen nennenswert eingreift.
Es ist zu hoffen, dass es bald einmal ein echtes Umdenken für konsequenteren Meeresschutz gibt, bevor auch die letzten Arten in den Meeren des blauen Planeten keine Lebensgrundlage mehr finden.
Donnerstag, 11.04.2024
Der "Fördewal" erkundet Kiel
Oft bekommen vorüberziehende Großwale ja schnell einen Namen wie "Bucki", was meines Erachtens nun nicht von allergrößter Kreativität zeugt. Bislang würde ich "unseren" Buckelwal den "Fördewal" nennen, da er auf seinem Weg aus dem Norden jede Förde so besonders ausgiebig erkundet.
Gegen 14.45 Uhr querte Vera Kähler heute auf der Fähre von Kiel nach Laboe die Förde, als sie den Buckelwal von Laboe Richtung Falckenstein / Deichperle / Leuchtturm schwimmen sah - also gar nicht weit entfernt von den gestrigen Sichtungen.
Sie erzählt: "Er hat sich nicht ganz gezeigt, aber schwamm besonnen dahin und tauchte ein paarmal mit seiner Rückenflosse aus dem Wasser auf. Leider habe ich kein Bild/Videomaterial, da ich mit meinem Fernglas beschäftigt war."
Mittwoch, 10.04.2024
Buckelwal besucht Kiel
Nachdem der Buckelwal in der Flensburger Außenförde zuletzt am Vorabend beobachtet wurde, taucht er am Mittwoch in Kiel auf. Im Hafen der Wassersport-Vereinigung Mönkeberg e.V. nimmt Kay Hampel einen spektakulären Film mit dem Handy auf, auf dem diesmal auch der Kopf des Tieres sehr gut zu sehen ist. Neben den Seepocken, die das Wasser filtrieren, sieht man auf dem Kopf auch gut die Tuberkel, die wie große Pickel aussehen. Hieran befinden sich empfindliche Sinnenhaare. Man geht davon aus, dass der Buckelwal damit besonders gut seine Umgebung erkunden kann. Möglicherweise findet sich aus diesem Grund das riesige Tier auch so gut in einem kleinen Hafen zurecht.
Sehr gut sind auch die beim Buckelwal besonders langen Flipper (Brustflossen) zu sehen, die auf der Unterseite auffallend weiß gezeichnet sind.
Zur Website der Wassersport-Vereinigung Mönkeberg e. V.
Gegen 13.15 Uhr wird er von Clemens Guttenberger gesehen, der zum Windfoilen in der Bucht unterwegs ist.
Er berichtet: "Ich habe den Wal 20 m direkt vor der Seebrücke Kitzeberg gesehen. Ruhig atmend zog er Richtung Heikendorf. Hoffentlich findet er wieder seine Herde und zurück in die freie See."
Dienstag, 9.04.2024
Offenbar findet der Buckelwal noch Hering in der Region. Er wurde nun auch schon vielfach im Flensburger Hafen gesichtet. Hierzu fällt mir ein überlieferter Bericht von Augenzeugen ein, die selbiges mit einem Finnwal erlebt hatten. Erst sorgten sie sich, dass er aus dem Flensburger Hafen nicht wieder herausfindet, dann mutmaßten sie, dass es Taktik von ihm war, einen Fischschwarm bis an die Hafenspitze zu treiben, um dann das Maul weit zu öffnen und sich die in die Enge Getriebenen einzuverleiben. Ob es unser Buckelwal genauso macht, das wissen wir nicht. Am Ende kann man nur spekulieren. Aber die Geschichte hat ihren Reiz, da sie sehr schlüssig erscheint.
Gegen 6.30 Uhr am frühen Morgen war Noah Primke mit seiner Freundin erneut vor Ort und hatte tatsächlich zum zweiten Mal Glück - diesmal mit mehr Licht und Handykamera:
"Von der alten Fischperle aus sah meine Freundin, wie der Buckelwal auf der gegenüberliegenden Seite vor der Museumswerft auftauchte und Richtung Hafenspitze schwamm. 500 Meter weiter, kam er wieder zum Luftholen nach oben und schien seinen Kurs zu ändern. Nur wenige Minuten später war der Buckelwal direkt vor ihren Füßen an der Kaikante. Man sah erst seine sehr weißen Seitenflossen und seinen Umriss knapp unter der Wasseroberfläche, und dann tauchte er wieder auf und pustete aus. Diesmal gelang in der Hektik gerade so noch ein Video vom Buckelwal."
Um 8 Uhr sah ihn auch Dennis Euchler erneut im Hafen.
Abends um 20.00 Uhr erfreute der Buckelwal Familie Gergolla, die ihn in der Flensburger Außenförde vor dem Strand Mühlendamm (Quern) mehrfach auftauchen sah. Es wird berichtet:"Auch das Blasen konnten wir sehen und hören. Er schwamm Richtung Neukirchen /Habernis. Welch tolles Erlebnis!"
Montag, 8.04.2024 | Der zweite Wal
Bei Fehmarn wird ein zweiter großer Wal geschtet
Um 14.50 Uhr wird ein zweiter großer Wal in der Ostsee bei Fehmarn gesichtet.
Gerade hat die Hybridfähre "Schleswig-Holstein" in Putgaarden Richtung Dänemark abgelegt, sichten von der Brücke der 1. nautische Offizier Stefan Paul und der 2. nautische Offizier Aljoscha Ubert einen großen Wal. Auch ohne Bildmaterial klingt diese Sichtung sehr zuverlässig, denn die beiden haben auf ihren Überfahrten schon viele Schweinswale gesichtet und können daher einen großen Wal durchaus von diesen unterscheiden.
So hebte sich auch bei dieser Sichtung der Rücken mehrfach deutlich mit Blas aus dem Wasser. Zur Zeit der Sichtung schien das Tier Richtung Osten unterwegs zu sein. Mag sein, dass dieser zweite Wal, der auch z.B. ein Finnwal sein könnte, den Heringen Richtung Mecklenburg-Vorpommern folgt. Mag aber auch sein, dass er dort nur seine Kreise zieht und weiter in Schleswig-Holstein unterwegs ist.
Es dürfte spannend bleiben, wo beide Wale das nächste Mal gesichtet werden.
Montag, 8.04.2024
Der Tag des Flensburger Hafens
Gegen 9.00 Uhr morgens wurde der Buckelwal im Flensburger Hafen gesichtet. Annika Nielsen und Tom Ole Hartelt waren die Glücklichen, die von ihm ein schönes Foto mit der Flensburger Hafenkante inklusiv Salondampfer "Alexandra" im Hintergrund aufnehmen konnten.
Etwa um 11 Uhr wurde er von Dennis Euchler erneut im Hafen mit dem Handy erfasst. Als der Wal zur Mittagszeit vor einem bekannten Fisch-Imbiss auftauchte, ließ das einige Spaßvögel spekulieren, dass dieser sich zur Mittagszeit hier seine Portion Heringe abholen wollte.
Gegen 22.00 Uhr saß Noah Primke mit weiteren Personen zusammen am Flensburger Kanalschuppen kurz vor der Hafenspitze. Er berichtet: "Alles war ruhig, bis da auf einmal direkt vor uns neben den Bootsliegeplätzen dieses unfassbar laute Auspusten kam und man die viele Bewegung auf dem Wasser sah. Es schien dann so als hätte der Wal gedreht und wäre wieder aus dem Hafen rausgeschwommen, da er danach wie vom Erdboden, ohne ein Geräusch, verschluckt war."
Sonntag, 7.04.2024
Stippvisite im Noor
Am späten Nachmittag wurde der Wal von Arne Hansen auf der dänischen Seite der Flensburger Förde gesichtet. Der Buckelwal war unter der Egernsund-Brücke hindurchgeschwommen ins Nybøl Nor. Im Norden/Nordosten des Noors schwamm er hin und her, zeigte sich oft und blies Wasserfontänen, berichtete Hansen begeistert.
Samstag, 6.04.2024
Ausflug nach Eckernförde
Am Morgen wird der Wal an der Eckernförder Mole gesehen. Während man sich in der Flensburger Förde schon fragt, ob der Wal bereits weitergezogen ist, machte dieser offenbar lediglich einen Ausflug gen Süden.
Ab ca. 10.30 Uhr kann Martin Gauger aus seinem Boot heraus den Buckelwal über 30-40 Minuten beobachten, wie dieser in der inneren Eckernförder Bucht ca. 200 Meter vor der Steinküste (Schnellmark) auf der Jagd nach Nahrung hin- und herkreuzt.
Um 11.43 Uhr ist Familie Cvenarski am Strand von Langholz unterwegs, als sie den Wal entdeckt und auch filmen kann. Drei Mal sieht Frau Cvenarski den Rücken auftauchen, der Richtung offene Ostsee nach Osten schwimmt. Ihr Mann bestätigt: "Der Walrücken, den wir gesehen haben, war wirklich beeindruckend groß, ein tolles Erlebnis!". Die ältere der beiden Töchter hat alles mit dem Handy dokumentiert, während die jüngere Vierjährige es spektakulärer fand, Enten zu zählen. "1, 2, 3 sind es," zählt sie begeistert, während die Kamera aufnimmt. Weshalb die Familie später noch zur Sicherheit ergänzt, dass es sich aber nur um einen Wal gehandelt habe.
Etwa 12.45 Uhr wird der Buckelwal noch einmal etwa an derselben Stelle zwischen Langholz und Kleinwaabs gesehen und auch dokumentiert. Thomas Wohlert berichtet: Er tauchte direkt vor mir nicht weit vom Strand auf und atmete deutlich hörbar. Er schwamm dabei in Richtung Norden, also raus aus der Bucht.
Freitag, 5.04.2024
Ein Wal taucht auf
Zwischen 9.30 und 9.45 Uhr am Freitagmorgen fand vermutlich die erste Sichtung des Buckelwals statt. Drei Lehrer aus der Schule Louisenlund beobachten einen größeren Wal in der Nähe des Flensburger Museumshafens zweimal beim Luftholen und beim zügigen Schwimmen in Richtung Innenförde. "In dem Moment habe ich das Tier für einen Zwergwal von etwa 5-7 m Länge gehalten," berichtet Dr. Uwe Bertsch.
Danach hat sich der umtriebige Buckelwal von den begeisterten Kanufahrern Bernhard Nast und Jörg Knorr spektakulär schön ablichten lassen. Die beiden kamen gerade von einer mehrtägigen Kanutour zurück und trafen vor Fahrensodde (vor Flensburg) auf das beeindruckende Tier.
10.20 Uhr: Große Aufregung verursacht der Wal, als er wenig später in einen kleinen Glücksburger Hafen schwimmt. Jan Philip Leon von der Hanseatischen Yachtschule ergreift die Chance und filmt. Der große Tier vermittelte zunächst den Eindruck an mehreren Stellen gleichzeitig zu sein, so dass zunächst irrtümlich von zwei Walen die Rede war. Vielleicht sogar Mutter und Kalb, wurde spekuliert, denn ein weißer Schatten im Wasser ließ ein kleineres Tier vermuten.
Die Identifizierung der Tiere als Buckelwale wurde von dem Walexperten Andreas Pfander zweifelsfrei vorgenommen, denn in dem Film sieht man deutlich die besonders langen, weißen Flipper, die für Buckelwale charakteristisch sind.
Montag, 1.04.2024
Ein Wal, länger als ein Segelboot
Die erste verbriefte Sichtung des Wals liegt uns aus Schweden vor. Vier Tage vor dem Auftauchen des Tieres in Deutschland tauchte ein besonders großer Wal vor Haverdal (Schweden) im Kattegat auf. Zumindest ist zu vermuten, dass es sich um dasselbe Tier handelte, das in Richtung Ostsee unterwegs war. Es wurde hier von der Seglerin Sonja Giesecke gesichtet, die die Begegnung als „beängstigend und zugleich beeindruckend“ beschrieb, als der Wal – länger als ihr zehn Meter langes Boot – bei ihr auftauchte.
Stand: 8. August 2024 / DSt