Teichpflaumen am Kleinen Plöner See
NABU weist seltene Blaualgenart nach
Am Südufer des Kleinen Plöner See in Schleswig-Holstein finden sich in manchen Jahren vereinzelte, stellenweise auch in größerer Anzahl zusammengespülte oder am Gewässergrund rollende, bis zu mehreren Zentimeter große gallertige Kugeln. In Aussehen, selbst in der Konsistenz, erinnern sie dabei an Weintrauben oder kleine grüne Pflaumen. Bei Wasserverlust am Ufer wirken diese Gebilde auch schrumpelig wie kleine Früchte. „Bei diesen Kugeln handelt es sich um eine Süßwasser bewohnende Art der Cyanobacterien, d.h. Blaualgen, die auffällige Kolonien in Form von gallertigen Kugeln bildet: die Teichpflaume (Nostoc pruniforme), auch Wasser- oder Seepflaume genannt“, berichtet der Leiter der NABU-Landesstelle Wasser in Plön, Carsten Pusch.
Nostoc-Arten bestehen aus langen, unverzweigten, flexiblen Fäden oder Zellschnüren. Diese sind vielfach umeinander gewunden und bilden ein gemeinsames Lager in einer kugeligen Gallerte. Bei der Teichpflaume können diese Kugeln einen Durchmesser von etwa ein bis fünf Zentimeter erreichen. Äußerlich weisen sie eine dünne, raue, braun-grüne Haut auf, im Innern bestehen sie aus einer weich-festgallertigen, halbtransparenten bis trüben Masse. Nostoc entwickelt sich zunächst am Gewässergrund. Es ist dort mit der Gallerte festgeheftet. Zum Herbst hin aber degeneriert vermutlich langsam die Gallerte auf Grund der zur Neige gehenden Nährstoffversorgung. Zum anderen sorgt wahrscheinlich auch der Wellenschlag bzw. die Wasserbewegung durch die stärkere Zirkulation dafür, dass die Kugeln sich bei entsprechender Größe vom Untergrund lösen und dann an das Ufer gespült werden.
Teichpflaumen sind kosmopolitisch verbreitet und kommen in Seen und Teichen am Grunde der Gewässer vor. Nostoc pruniforme zeigt recht saubere, mesotrophe bis leicht eutrophe Binnengewässer an und war in Norddeutschland früher häufig. Heute findet man sie nur noch zerstreut bis selten, in Europa gilt sie mittlerweile als eine gefährdete Art, regional in Europa sogar als vom Aussterben bedroht. Auch in Norddeutschland galten die Teichpflaumen als ausgestorben. Dr. Thomas Görlich, Algenspezialist aus Kiel, konnte die Teichpflaumen vor kurzem auch im Ihlsee in Bad Segeberg nachweisen. Bei Algenspezialisten in Deutschland hat der Nachweis im Kleinen Plöner See Begeisterung ausgelöst, eine Probe ist nun auf dem Weg nach Köln ins Botanische Institut, um dort genetisch untersucht zu werden, da nur auf diesem Wege eine abschließende, zweifelsfreie Bestimmung möglich ist.
Der Nachweis dieser Art ist angesichts der offensichtlichen Nährstoffbelastungen der Schwentineseen grundsätzlich überraschend, bestätigt aber auch die unterschiedlichen Belastungen der Seen bedingt durch ihre Gewässermorphologie, die Wasseraufenthaltsdauer im See oder diffuse und punktuelle Eintragsquellen von Nährstoffen am jeweiligen Gewässer. „Sonst begegnen einem Algen ja meist im Zusammenhang mit eher kritischen Gewässerbelastungen, insofern freut es mich, auch mal eine positive Nachricht aus dem Reich der Blaualgen vermitteln zu können“, kommentiert der Biologe Carsten Pusch vom NABU das besondere Ereignis.
Die NABU Landesstelle bittet darum, weitere Hinweise auf Vorkommen von Teichpflaumen (am Besten mit Fotos) in Schleswig-Holstein an die NABU Landesstelle zu melden.
CPu, akt. 5. November 2015
Kontakt
Carsten Pusch, NABU-Landesstelle Wasser
Carsten.Pusch@NABU-SH.de
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