Frühlingsboten

Haben Sie auch schon die ersten Frühlingsboten entdeckt?

Mit Frühlingsboten sind in diesem Fall nicht Schneeglöckchen, Märzbecher, Zaubernuss und was sonst noch Hübsches in den Gärten zu bewundern ist gemeint, sondern Blumen, die Sie in freier Natur auf Ihren Spaziergängen entdecken können.

Die Haselnuss (Corylus avellana)

Schon früh im Jahr, ca. ab Februar oder früher, erfreut uns die Haselnuss (Corylus avellana), die einhäusig ist, d.h. männliche und weibliche Blüten befinden sich auf demselben Strauch.

Die auffälligen "Trotteln" sind die männlichen Blüten; die weiblichen dagegen sind sehr unscheinbar: rote Fädchen, die aus der Blütenknospe herausragen. Die roten Fäden tragen die sog. Narben der Blüten, die auf Bestäubung warten.

Man muss schon sehr genau hinschauen, um sie zu entdecken. Die langen Ruten des Strauches finden zur Herstellung von Körben Verwendung.

Das Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)

Überall blüht jetzt das Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) eine kleine, meist niederliegende Staude mit glänzenden goldgelben Blüten und herzförmigen oder rundlichen glänzenden Blättern, die unregelmäßig gekerbt sind.

Die Pflanze kann Polster bilden, die teilweise größere Flächen bis zu ungefähr einem Quadratmeter bedecken. Das Scharbockskraut gehört zu den Hahnenfußgewächsen, die im Volksmund als "Butterblumen" bekannt sind.

In der Marsch mit ihren frisch-feuchten Böden hat diese Pflanze ideale Lebensbedingungen und kommt hier zahlreich vor auf Wiesen und Weiden, an Grabenrändern und am Deich.

Diese Blume gedeiht jedoch auch unter Bäumen und Büschen und ist von der Ebene bis in die Voralpen zu finden. Trockene Standorte meidet sie. Je stärker ihr Wuchsort der Sonne ausgesetzt ist, desto früher erfreut sie uns mit ihren leuchtenden gelben Blüten.

An den Wurzeln bilden sich Vorratsspeicher in Form von kleinen länglichen Knollen, die für Hühnervögel, z.B. Fasane oder Rebhühner im Winter ein Leckerbissen sind.

Die Vermehrung geschieht meist ungeschlechtlich durch die in den Blattachsen sich bildenden Brutknöllchen oder Brutknospen (sehen aus wie Weizenkörner). Wenn sie reif sind, fallen sie ab und entwickeln sich zu neuen Jungpflanzen. Manchmal werden sie in so großer Menge ausgebildet und durch heftige Regenschauer weggeschwemmt, daß man das Gefühl hat, hier habe es "Weizen" geregnet.

Ganz junge Blätter, vor der Blüte gepflückt, sind eine Bereicherung für jeden frischen Salat, auch für Kartoffelsalat. Die Blütenknospen können in Essig eingelegt und dann wie Kapern verwendet werden. Die Pflanze wurde früher gegen Skorbut (Scharbock) eingesetzt; daher der Name Scharbockskraut. Es ist also u.a. vitamin-c-haltig.

Im Mai/Juni verwelken die Blätter wieder, und die Pflanze ist nicht mehr zu sehen, sie hat sich "eingezogen". Die Wurzeln verbleiben in der Erde, um dann im nächsten Frühjahr erneut Blätter und Blüten auszutreiben. Das Scharbockskraut ist eine Zierde für jeden Garten. Sie sollten es nicht als lästiges Unkraut daraus verbannen, sondern sich freuen, wenn diese hübsche Pflanze den Weg zu Ihnen gefunden hat.

Der Huflattich (Tussilago farfara)

Verwechseln Sie das Scharbockskraut aber bitte nicht mit dem Huflattich, (Tussilago farfara), einem weiteren Frühblüher, dessen gelbe Blüte auf einem dicken, geschuppten Stengel sitzt und Ähnlichkeit mit dem Löwenzahn hat, also ein sogenannter "Korbblütler" ist.

Der Blütendurchmesser ist jedoch wesentlich kleiner. Ein besonderes Merkmal des Huflattichs ist, daß die Blätter erst dann aus dem Erdreich hervorkommen, nachdem die Blüte schon verblüht ist.

Diese Pflanze bildet tiefe Wurzeln bis zu 1 Meter Länge, und daran wiederum wachsen bis zu zwei Meter lange unterirdische Ausläufer. In der Naturheilkunde wird Huflattich auch heute noch als Hustenmittel eingesetzt.

Der Gelbstern (Gagea)

Erwähnen wollen wir noch den selteneren Gelbstern oder Goldstern, der nicht so auffällig ist wie die beiden vorherigen Arten.

Bei aufmerksamer Beobachtung ist er jedoch nicht zu übersehen. Es handelt sich um ein Zwiebelgewächs, dessen sternförmige Blüte aus 6 gelben Blütenblättern besteht, die auf der Unterseite grüne Streifen haben. Zu finden ist diese zarte, etwa 10 - 20 cm hohe Pflanze in Auwäldern, an Laubwaldrändern und in Knicks unserer Geest.

Die Pestwurz (Petasitis hybridus)

Nicht nur gelbe Frühblüher locken Bienen, Schwebfliegen und Käfer als Nahrungsquelle an, sondern auch andersfarbige Blumen, wie z.B. die schmutzig-rosafarbene Pestwurz (Petasitis hybridus), die an Flußufern, Grabenrändern und anderen feuchten, nährstoffreichen Standorten zu finden ist.

Wie beim Huflattich erscheinen die Blätter erst nach der Blüte. Es sind die größten Blätter unserer heimischen Flora. Sie können bis zu 60 cm breit und bis zu 100 cm hoch werden. Der Volksmund bezeichnet sie auch als "unechten" oder "wilden Rhabarber". Vielleicht haben Sie in Ihrer Kindheit diese großen Blätter als Hut oder Regenschirm genutzt?

Der Name dieser Pflanze weist in das Mittelalter zurück, wo man glaubte, mit dem durch die ätherischen Öle verursachten starken unangenehmen Geruch die Pest austreiben zu können. In der heutigen Medizin werden Bestandteile der Pflanze als krampflösendes und beruhigendes Mittel eingesetzt.

Vielleicht entdecken Sie noch andere "Frühblüher" auf Ihren Spaziergängen. Sollten Ihnen deren Namen nicht bekannt sein, dürfen Sie gern bei uns nachfragen. Wir sind bemüht, Ihnen bei der Identifikation Ihrer Pflanze behilflich zu sein.