Sturmflut auf Trischen - dramatische Verluste bei den Brutvögeln
Insel mehrfach zu großen Teilen überschwemmt - mitten in der Vogelbrutzeit
Im Zuge des Klimawandels mehren sich Sturmfluten im Juni, eine große Bedrohung für viele Küstenvögel. NABU-Naturschutzwart Jakob Wildraut schildert dramatische Szenen von der Insel Trischen im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.
Durch eine anhaltende Starkwindwetterlage kam es in den letzten Tagen zu hohen Wasserständen an der Nordseeküste. Der Wind drückt hierbei Wassermassen in die Deutsche Bucht hinein, zusätzlich fiel dieses Ereignis auf die Springtide, dem Zeitraum, in dem die Wasserstände ohnehin schon erhöht sind. Auf der Vogelinsel Trischen führte dies am Sonntag zu Wasserständen von etwa einem Meter über dem mittleren Hochwasser und am Dienstag erneut von etwa 0,7 Meter. Eine Katastrophe für die Brutvögel der Insel.
Die Insel wurde hierbei zu großen Teilen überflutet, der breite Sandstrand verschwand für einige Stunden, ebenso verschwanden die Salzwiesen nahezu flächig. In diesen Bereichen sahen sich die Brutpaare vieler Vogelarten wehrlos dem Meer ausgeliefert, Eier und Küken schwammen davon oder kühlten aus. Am härtesten hat es wohl die Flussseeschwalben und Lachmöwen getroffen, hunderte Brutpaare haben ihre Gelege verloren. Auch Austernfischer, Zwergseeschwalbe und weitere Möwenarten waren betroffen. Arten, bei denen der Nachwuchs bereits geschlüpft und etwas gewachsen war, hatten Chancen der Flut zu entkommen.
Trischen ist damit nicht allein – viele Inseln, Halligen und Vorländer an der Küste wurden hart getroffen. „Am Tag nach der ersten Flut stellte ich über 120 Zwergseeschwalben fest, eine ungewöhnlich hohe Zahl. Die Vögel werden aus anderen Kolonien an der Küste stammen, wo sie ihre Brut durch die Sturmflut verloren haben. Ich hoffe nun, dass die Vögel einen zweiten Versuch in dieses Saison wagen“, so Naturschutzwart Jakob Wildraut.
Die sognannten „Kükenfluten“ nehmen in den letzten Jahren zu, der Klimawandel bringt das Gleichgewicht der Wetterlagen durcheinander und sorgt für mehr extreme Wetterereignisse. Für die ohnehin bedrohten und im Rückgang begriffenen Küstenvögel, die im Wattenmeer brüten, stellt dies eine ernste Bedrohung dar. Gerade Arten, die nahe am Wasser brüten, können durch eine Sturmflut große Teile ihres Bruterfolgs für eine Saison an der gesamten Küste einbüßen.
JW/EK 12.06.2024