Der Begriff des Knickens geht auf die ursprüngliche Pflege zurück. - Foto: Jürgen Golz
Entstehungsgeschichte unserer Knicks
Als unsere Landschaft aufgeteilt wurde ...
Allmende
Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts bestand die hiesige Kulturlandschaft in weiten Teilen aus einer von den Bauern meist gemeinschaftlich genutzten Flur aus Äckern, Wiesen und Weiden, auf armen Böden auch aus Heideflächen, durchsetzt mit Gebüschen und Waldinseln, Sümpfen und flachen Weihern. Die bewirtschafteten Flächen waren oft nicht festliegend gegeneinander abgegrenzt. Diese Gliederung der Agrarflur bot zwar ein interessantes Landschaftsbild, war aber nicht besonders wirtschaftlich, zumal oft das Vieh in Ermangelung von Drahtzäunen den Acker des Nachbarn aufsuchte.
Um zu einer produktiveren Feldbewirtschaftung zu gelangen, wurde im 18. Jahrhundert die gemeinsame Feldmark ('Allmende') unter den Bauern aufgeteilt. Fortan war jeder Grundbesitzer nicht nur für die ihm zugeteilten Flurstücke verantwortlich, sondern musste auch sicherstellen, dass sein Vieh nicht anderswo Schaden anrichtete. Dazu eigneten sich steil aufgebaute Erdwälle, die oben großteils dicht mit Dornensträuchern bepflanzt wurden.
Verkoppelung
Wie eine historische Grafik aus dem 18. Jahrhundert zeigt, wurde das zum Wallaufbau benötigte Erdreich durch beidseitige Anlage von Gräben gewonnen, die das Vieh zusätzlich auf Abstand hielten und zudem der Flächenentwässerung dienten. Der Kern des Walls bestand häufig aus vom benachbarten Acker gesammelten Feldsteinen. Große Brocken, die beim Pflügen störten, wurden gesprengt. Zur Befestigung wurden die Wallhänge mit Grassoden gepflastert. Die Wallkrone wurde meist zweireihig mit Sträuchern bepflanzt. Sie war leicht vertieft, um Regenwasser zur Bewässerung der Pflanzung zu halten. Um die Hecke möglichst undurchdringlich zu machen, kerbte man die Sträucher unten mit einem Beil ein, knickte sie um (Name!) und verflocht sie miteinander: Ein lebender Zaun entstand (s.u.).
Der Knick als Rohstofflieferant
Die Knicks wurden jedoch auch als wertvolle Rohstofflieferanten für Brenn-, Werk- und Bauholz genutzt. Regelmäßig, heute sind es Zeitabstände von 10 - 15 Jahren, wurden die Knickgehölze auf den Stock gesetzt, d.h. ungefähr eine Handbreit über dem Boden gekappt. Holz war damals neben Torf das einzige Heizmaterial - und zwar knapp und begehrt. Die Obrigkeit verbot die Brennholzentnahme aus den wenigen verbliebenen Waldstücken, um weiteren Raubbau an den ohnehin schon arg beeinträchtigten Wäldern zu verhindern. Daneben wurde dem Knick Holz für Werkzeuge und Geräte entnommen. Die Stümpfe der Gehölze trieben mit vielen Schösslingen wieder aus; durch diese Bearbeitung wurde der Knick sogar noch dichter.
Um die Funktion der Knicks als viehsichere Abzäunung zu erhalten, mussten auch die steilen Wälle gepflegt werden. Vom Vieh abgetretenene Stellen wurden sogleich mit Erdreich und Grassoden ausgebessert, abgerutschter Boden wieder auf die Wallkrone geschaufelt.
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Das Holz darf dabei nicht brechen. Die überstehenden Reste werden entfernt. - Foto: Jürgen Golz
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Die 'geknickten' Hölzer werden längs des Walls ausgerichtet. - Foto: Jürgen Golz
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Die Stöcker schlagen im Folgejahr wieder aus und bilden ein dichtes Geflecht. - Foto: Jürgen Golz
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Im Herbst sind die neuen 'Knickharfen' gut zu erkennen. - Foto: Jürgen Golz
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Alte Knickharfen bedürfen weiterhin der Pflege - Foto: Reimer Stecher
"Knicken" - wie früher unsere Wallhecken gepflegt wurden (Jürgen Golz, NABU Schenefeld)
Überhälter
In regelmäßigen Abständen pflanzte man Bäume, meist Eichen, auf die Wälle. Sie wurden beim Auf-den-Stock-setzen des Knicks als sogenannte "Überhälter" stehen gelassen, um später Bauholz z.B. für die Fachwerkhäuser zu liefern.
Die Anlage der Knicks erfolgte auf Druck der Regenten. Bereits 1681 schrieb die "Hochfürstliche Holzverordnung für Glücksburg" jedem Untertanen die Anlage lebender Wallhecken vor, um die Waldreste vor der weiteren Brennholzentnahme zu bewahren. Die erste Verkoppelungsverordnung wurde 1718 für Lauenburg erlassen. Entscheidend für den landesweiten Aufbau des Knicknetzes war jedoch der 1766 erteilte Befehl des über Schleswig-Holstein herrschenden Dänenkönigs Christian VII., die Koppeln mit "lebendem Pathwerk" einzugrenzen. Weitere Anordnungen folgten. Dennoch zog sich in einigen Landesteilen die Anlage der Knicks bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hin.
Hinweis auf historische Siedlungsstrukturen
Am Knicknetz lässt sich vielerorts noch die historische Siedlungsstruktur erkennen: Während auf den großen Gütern keine Veranlassung bestand, die großen Schläge von Knicks durchtrennen zu lassen, zeigen sich die bäuerlichen Regionen mit ihren kleinen, oft schmalen Parzellen erheblich vielgestaltiger.
Hey, ILu akt. 14. November 2013