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Jetzt Mitglied werden!NABU trauert um Hermann Hötker
Großer Verlust für angewandte Naturschutzforschung
27. Juli 2019: Schleswig-Holstein verliert einen überaus engagierten und anerkannten Naturschützer, der sich um angewandte Forschung zum Schutz von Agrar- und Küstenvögeln sowie zur naturverträglichen Nutzung von regenerativen Energien verdient gemacht hat. Als Leiter des NABU-Instituts im schleswig-holsteinischen Bergenhusen, dem er seit 2001 vorstand, hat er den hervorragenden Ruf des MOIN begründet und dieses mit großer Umsicht, hoher Professionalität und Integrität geführt. Seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass das Institut heute als eine der herausragenden Forschungseinrichtungen im angewandten Naturschutz gilt.
In enger Kooperation mit Landwirten entwickelten er und seine MitarbeiterInnen Maßnahmen, um bedrohten Vögeln in der Agrarlandschaft langfristig das Überleben zu sichern. Er war eine wesentliche Beratungsinstanz der verschiedenen schleswig-holsteinischen Landesregierungen bei der Konzeption und Umsetzung relevanter Naturschutzprogramme für die Landwirtschaft. Mit der Stiftung Naturschutz kooperierte er im Bereich Wiesenvogelschutz u.a. im Life-Limosa-Projekt zur Bestandsstützung der Uferschnepfe, und beriet diese auch beim Gänsemanagement. In der Umweltstiftung Michael Otto (UMO) engagierte sich Dr. Hermann Hötker seit Ende der neunziger Jahre. Sein Wirken zielte darauf ab, fachlich fundiert zwischen den Ansprüchen des Naturschutzes und den wirtschaftlichen Zwängen der Landwirtschaft zu vermitteln. Viele Dialogprojekte und -initiativen wie das F.R.A.N.Z.-Projekt, die dort entstanden sind, gehen auch auf seine Ideen zurück und tragen seine Handschrift. Auch deren Hamburger Gespräche für Naturschutz hat er entscheidend mitgeprägt.
An maßgeblicher Stelle unterstützte er den NABU in Schleswig-Holstein bei dessen Forderung nach einer fachlich gebotenen, großflächigen Ausweisung eines EU-Vogelschutzgebietes auf Eiderstedt. Er setzte sich mit seiner Expertise darüber hinaus für den langfristigen Erhalt dieses Gebietes und seiner Trauerseeschwalben ein. Besonders hilfreich waren seine Fachkenntnisse in der rechtlichen Auseinandersetzung um ausreichende Wasserstände gegen den Kreis Nordfriesland und den zuständigen Deich- und Hauptsielverband. Zudem trug er mit der Erforschung von Küstenvögeln wie dem Säbelschnäbler sowie See- und Sandregenpfeifer maßgeblich dazu bei, dass diese Arten an Nord- und Ostsee besser geschützt werden können.
Hermann Hötker begann seine Laufbahn nach dem Studium an der Universität Bielefeld. Er promovierte über das Verhalten junger Wiesenpieper nach der Nestlingszeit, wofür er den „Preis zur Förderung der Feldornithologie“ des Dachverbands Deutscher Avifaunisten DDA bekam. Zuvor war er ab 1975 bei der Rettung der als Rastgebiet für Wat- und Wasservögel international bedeutsamen Rieselfelder Münster und dem Ausbau der dortigen, seit 1968 bestehenden Biologischen Station auch als Zivildienstleistender aktiv. Dort lernte er seine spätere Frau Brigitte Klinner kennen.
Seit Ende der 1980er Jahre arbeitete Hermann Hötker in Schleswig-Holstein. Er startete mit der Erforschung des Säbelschnäblers im Beltringharder Koog. Über 30 Jahre widmete er sich im Rahmen verschiedener Projekte, wie auch in seiner Freizeit, der individuellen Kennzeichnung dieser Vögel mit Farbringen, folgte ihnen auf dem Zug bis in die südwesteuropäischen Überwinterungsgebiete und führte das Bruterfolgs-Monitoring durch. Als einer der renommiertesten Ornithologen Schleswig-Holsteins und der Bundesrepublik war er Vorsitzender der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft für Schleswig-Holstein und Hamburg (OAG), des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten (DDA), des Deutschen Rates für Vogelschutz (DRV) und der International Wader Study Group (IWSG).
Der NABU Schleswig-Holstein verliert mit Hermann Hötker einen anerkannten Wissenschaftler und Naturschützer, vor allem aber einen geschätzten Kollegen und äußerst liebenswerten Menschen, der uns mit seiner fachlichen Expertise, aber auch seinem besonderen Humor und offenen Art, sehr fehlen wird. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Brigitte Klinner-Hötker und seinen vier Kindern.
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