Naturkundliche Aktionen und Projekte
Was ist los in Schleswig-Holstein?
Naturkundliche Aktionen und Projekte des NABU Schleswig-Holstein im Land zwischen den Meeren Mehr →
Lautlos und ohne jede Bewegung, das Gefieder leicht aufgeplustert und mit halbaufgerichteten Federohren sitzt die Gruppe gut geschützt im Wacholder und genießt die letzten Sommerstrahlen des Herbstes. Längst haben die sieben Krummschnäbel den suchenden Naturbeobachter am Boden entdeckt. Den leicht schräg angelegten Kopf nachführend wird mit den orangefarbenen Augen das Geschehen unter dem Baum genau verfolgt.
Nur die vielen dort liegenden grauen Gewöllen (Speiballen) mit den unverdaulichen Fell- und Knochenresten der Beutetiere sowie schmutzig-weißliche Kotspritzer haben ihre Anwesenheit hier am Passader See im Kreis Plön bereits verraten – sieben Waldohreulen an ihrem Wintereinstand!
Waldohreulen gehören eher zu den heimlichen Vertretern der Vogelwelt. Ihre dämmerungs- bzw. nachtaktive Lebensweise und das im Vergleich zu ihrem nur wenig größerem Verwandten, dem Waldkauz, unauffälligere Balzverhalten führen dazu, dass die rund 36 cm große Eule mit den auffälligen Feder-„Ohren“ vielfach übersehen wird.
Charakteristische Schlafgemeinschaften
Charakteristisch für Waldohreulen ist die Bildung von "Schlafgemeinschaften“ während des Winterhalbjahres. Ab dem Spätherbst finden sich die Vögel in mehr oder weniger großen Gruppen zusammen und verbringen gemeinsam den Tagschlaf. Die heimischen Eulen bekommen während des Winters übrigens Zuzug von Artgenossen aus Skandinavien und Russland. In früher Dämmerung, aber meist bei noch guten Lichtverhältnissen fliegen die Eulen zur Jagd, um sich anschließend in der Dunkelheit nach und nach wieder an ihrem traditionellen, vielfach über Jahre im Winter genutzten Tagesruheplätzen einzufinden. Diese befinden sich überwiegend in Deckung bietenden Nadelbäumen, aber auch in winterkahlen Laubbäumen. Sehr gerne werden dafür Bereiche menschlicher Siedlungen in Hausgärten oder Parkanlagen aufgesucht, in strengeren Wintern sogar inmitten von Städten.
Verräterische Spuren
Unterhalb dieser Schlafplätze findet man häufig die unverdaulichen Nahrungsreste, die so genannten Gewölle, die Knochen, Haare, Federn oder andere Reste der Beutetiere enthalten. Diese grauen Gebilde sind mehr oder weniger walzenförmig und rund 3-5 cm lang. Wenn ein Schlafplatz von vielen Vögeln oder über lange Zeit von den Eulen besetzt wurde, ist der Boden unterhalb des Schlafbaumes von den Gewöllen regelrecht übersät. „Garniert“ sind die Gewölle oft mit reichlich schmutzig-weißlichen Kotspritzern.
Wer einen Waldohreulen-Schlafplatz im Garten hat, wird also über kurz oder lang auf diese Hinterlassenschaften stoßen. Aber selbst dann sind die gerne eng an Stämmen angelehnten Vögel, die sich tagsüber so gut wie nicht bewegen und nur gelegentlich ihren Kopf drehen, den Flügel strecken oder die Augen öffnen, nur schwer zu entdecken. Selbst frei sitzend sind die Eulen im winterlichen Tageseinstand im Wechselspiel von Schattenmuster und Gefiederzeichnung kaum zu sehen.
Hauptnahrung Wühlmäuse
Auch wenn die Waldohreule mit aktuell rund 1.850 Brutpaaren in Schleswig-Holstein nicht gefährdet und ihr Bestand langfristig stabil ist, wurden in den letzten Jahren immer weniger Schlafplätze bekannt bzw. traditionelle Wintereinstände verlassen. Ihre starke Abhängigkeit von der vorhandenen Kleinsäugerdichte, vor allem den Feldmaus-Zyklen, könnte erhebliche Bestandsschwankungen begründen. Zudem überwintern möglicherweise derzeit weniger Tiere hierzulande als in den vergangen Jahrzehnten.
Winterschlafplätze gesucht!
Der NABU Kreis Plön hatte bereits im Winter 2012/13 einen ersten Aufruf zur Meldung von Waldohreulen - Winterschlafplätzen gestartet hat, der eine ganze Reihe neuer Hinweise erbracht hat, mit denen die Fachleute in der Region gar nicht gerechnet hatten. Die erfreulichen Ergebnisse haben den NABU Schleswig-Holstein ermutigt, diesen Aufruf nun auf ganz Schleswig-Holstein auszuweiten. Damit möchte der NABU Schleswig-Holstein sich auch gezielt mit Hilfe der Öffentlichkeit einen Überblick über den Winterbestand verschaffen, um daraus mögliche naturschutz- und artenschutzfachliche Argumentationshilfen und Maßnahmen ableiten und entwickeln zu können.
Die Meldungen an den NABU sollten folgende Angaben enthalten:
Schlafplätze melden!
Sollten Sie also in Ihrem Umfeld Waldohreulen-Schlafplätze entdeckt haben, bittet der NABU um Mitteilung an einen der beiden unten aufgeführten Ansprechpartner. Ausdrücklich soll daraufhin kein „Eulen-Tourismus“ zu einzelnen Schlafplätzen entstehen, es geht dem NABU um die Erfassung des Waldohreulenbestandes in Schleswig-Holstein – mit Ihrer Unterstützung!
Oscar Klose
NABU Schleswig-Holstein / NABU Eutin
Perla 6
23701 Eutin
Oscar.Klose@NABU-Eutin.de
Tel. 0176 612 496 25
Carsten Pusch
NABU Schleswig-Holstein / NABU Lütjenburg
Lange Str. 43
24306 Plön
Carsten.Pusch@NABU-SH.de
Tel. 045 22 21 73
Senden Sie diese Informationen bitte postalisch oder per eMail an die angegebenen Kontaktadressen.
Wir würden uns auch über Belegfotos, egal welcher Qualität, freuen. Für eine Meldung sind diese aber nicht notwendig. Wir würden uns über eine rege Teilnahme an diesem Aufruf freuen und stehen auch für weitere Informationen zur Verfügung.
Über die Ergebnisse wird dann zusammenfassend in einer der kommenden Ausgaben von „Betrifft: Natur“ des NABU Schleswig-Holstein berichtet werden.
15. Dezember 2013
Naturkundliche Aktionen und Projekte des NABU Schleswig-Holstein im Land zwischen den Meeren Mehr →
NABU-Aktionen und Projekte des Naturschutzes in Schleswig-Holstein. Der NABU engagiert sich für die Hebung alter, korrodierender Weltkriegsmunition und gegen Plastikmüll und die Schweinswale und Meeresenten bedrohende Stellnetzfischerei in der Ostsee. Mehr →
Der NABU ist aktiv, um unser Naturerbe zu erhalten. Damit Sie auch weiterhin heimische Tiere und Pflanzen erleben können, braucht der NABU Ihre Unterstützung - am Besten noch heute!
Jetzt Mitglied werden!