Männchen der Goldaugen-Springspinne - Foto: Jari Segreto / Wikipedia
Erster Nachweis der Goldaugen-Springspinne
Verschlepptes Männchen in Preetzer Garten
Einen seltenen und ungewöhnlichen Fund machte Familie Möller vor ein paar Tagen in ihrem Vorgarten in Preetz. An ihrer erst im April diesen Jahres in einem Gartenfachbetrieb erworbenen und umgehend im Vorgarten eingepflanzten Hochstamm-Magnolie befand sich jetzt ein weißer Kokon mit einem roten, spinnenartigen Tier. Nach einer kurzer Internetrecherche war die Bestimmung sicher: Es handelt sich um ein Männchen der Goldaugen-Springspinne Philaeus chrysops.
Der Hinweis im Netz auf den hohen Schutzstaus dieser Art in Deutschland brachte Frau Möller auf die Idee, dass sich der NABU dafür interessieren könnte. So rief sie umgehend in der Natur-, Umwelt- und Abfallberatungsstelle des NABU in Plön an, um über ihre Beobachtung zu informieren.
Etwas skeptisch ging dann Carsten Pusch, NABU-Umweltberater, am Dienstag in der Mittagspause mit seiner Kollegin Sabine Untiedt von der Preetzer Umweltberatung an den Beobachtungsort, um die Spinne einmal anzusehen. Bei dem Versuch, das Tier zu fotografieren, sprang es aus dem Kokon. Es gelangen nur zwei unscharfe, aber für eine Bestätigung der Bestimmung ausreichende Fotos. Es handelte sich tatsächlich unverwechselbar um ein ca. 1,5 cm großes, wunderschön gefärbtes Männchen der Goldaugen-Springspinne. Nachträglich Recherchen ergaben weitere interessante Informationen:
Vorkommen
Bei der Art Philaeus chrysops handelt es sich um eine im Mittelmeergebiet sehr weit verbreitete und in vielen Gegenden auch häufige Springspinnenart. Sie besiedelt dort z.B. Felsen unmittelbar an der Meeresküste ebenso wie fast kahle Geröllflächen im Bergland und in den Flusstälern. Aber auch im Kulturgelände z.B. in Olivenhainen und an Mauern inmitten von Ortschaften ist die Art regelmäßig zu finden. Ihr Verbreitungsgebiet reicht bis in die Südalpen. Nördlich der Alpen ist die Art recht selten und auf typische Wärmegebiete, wie etwa der Oberrheinischen Tiefebene beschränkt. Sie lebt hier auf sehr warmen Trockenrasen und in lockeren Gebüschen. Bei ungünstigem Wetter hält sie sich unter Steinen in Gespinstsäcken verborgen.
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Kokon der Goldaugen-Springspinne - Foto: Carsten Pusch
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Kokon der Goldaugen-Springspinne - Foto: Carsten Pusch
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Versteckt: Goldaugen-Springspinne - Foto: Carsten Pusch
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Goldaugen-Springspinne hervorgelockt mit einem Stift - Foto: Carsten Pusch
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Männchen der Goldaugen-Springspinne - Foto: Gilles San Martin / Wikipedia
Verbreitung
In Schleswig-Holstein ist die Art offenbar noch nicht nachgewiesen, es handelt sich damit wohl um den Erstnachweis. In der Datenbank der Arachnologischen Gesellschaft liegt der bislang nördlichste bekannteste Fundort im Weserbergland. Da die Art die größte mitteleuropäische Vertreterin der Springspinnen darstellt und vor allem die Männchen sehr auffällig gefärbt sind, übersieht man diese Tier eigentlich nicht so leicht. Der Fund wurde schon den interessierten Spezialisten und Fachbehörden gemeldet.
Schutzstaus
Die Art ist auf der Roten Liste der Spinnen Deutschlands in der höchsten Gefährdungskategorie 1 als „vom Aussterben bedroht“ geführt und als eine von nur drei Spinnenarten in der Bundesartenschutzverordnung gelistet.
Nach Einschätzung des NABU ist die Spinnen als Tier oder als Ei mit der Pflanze passiv verbreitet worden. Es ist daher nicht mit einer Ansiedlung zu rechnen. Ausdrücklich erfreulich fanden die NABU-Vertreter den entspannten Umgang der Familie mit diesem interessanten Fund vor der Haustür. Nicht alle Menschen reagieren auf Spinnen bei weitem so gelassen.
CPu 30. Mai 2011