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Wertvoller Lebensraum im Umbruch
Lebensraum für einst häufige Tier- und Pflanzenarten – das waren noch vor einigen Jahren die Feuchtwiesen in Schleswig-Holstein. Kiebitz und Feldlerche, Sumpfdotterblume und Wiesenschaumkraut – von der einstigen Pracht ist heute kaum noch etwas geblieben. Die Trauerseeschwalbe steht kurz vor der Ausrottung – auch durch die massive Entwässerung wertvollen Grünlandes. Auch das Insektenleben ist wegen des schwindenden Blütenspektrums massiv eingebrochen.
Im Jahr 2003 machte Dauergrünland noch 43 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche aus (rund 416.000 Hektar). Heute gehört Schleswig-Holstein zu den Spitzenreitern beim Verlust des wertvollen Lebensraums. Fast 50.000 ha Günland-Fläche ging im Zeitraum 2003 bis 2017 verloren. Umbruch für den Maisanbau oder Intensivierung der Nutzung zur Gewinnung von Silage: rund 7,7 Prozent gingen im Zeitraum 2003 bis 2008 als Teil unseres wertvollen Kulturlandes verloren: Zwar konnte die Tendenz wegen des im Juni 2008 erlassenen Umbruchverbots (Dauergrünland darf nur nach vorheriger Genehmigung umgebrochen werden) leicht gedreht werden: Doch da Flächen, für die keine EU-Prämien in Anspruch genommen werden und die nicht als wertvolles, artenreiches, mesotrophes Grünland gesichert sind, weiter umgebrochen und ggf. an anderen Orten nur wieder neu eingesät werden, sinkt deren Artenvielfalt. Grünland erreicht daher nicht mehr den Artenreichtum, wie zuvor. In Schleswig-Holstein mit verantwortlich: Neben dem massiven Ausbau des Maisanbaus für die Nutzung in Biogas-Anlagen auch die Streichung der Grünlandprämie durch den damaligen Landwirtschaftsminister von Boetticher im Jahre 2005, wodurch Grünland bewirtschaftende Betriebe deutlich benachteiligt wurden. Ein Fehler, der allerdings mittlerweile behoben wurde.
Fläche Dauergrünland - mit Grünmais / Silomais bestandene Fläche (MELUND 2018)
Jahr | Dauergrünlandfläche (ha) | Flächen mit Grünmais / Silomais (ha) |
---|---|---|
2003 | 381.993 | 86.392 | 2004 | 367.325 | 96.954 | 2005 | 356.360 | 102.408 | 2006 | 345.897 | 107.717 | 2007 | 349.043 | 124.485 | 2008 | 317.115 | 131.833 | 2009 | 317.184 | 147.569 | 2010 | 313.892 | 175.669 | 2011 | 318.800 | 194.000 | 2012 | 317.400 | 180.700 | 2013 | 316.400 | 181.110 | 2014 | 318.300 | 175.800 | 2015 | 320.300 | 167.400 | 2016 | 327.800 | 165.200 | 2017 | 330.500 | 160.600 | 2018 |
Daneben stehen heute die Milcherzeuger massiv unter Druck, und auch die Rindfleischproduktion findet aus Kostengründen zunehmend nicht mehr auf der Wiese, sondern in großen Ställen konzentriert in ganzjähriger Stallhaltung statt. Der NABU Schleswig-Holstein dokumentiert im Folgenden einige Aspekte der Grünlandpolitik und stellt eine Auswahl typischer Tier- und Pflanzenarten des Grünlands vor.
ILu akt. 25. März 2019
Artenportraits Wiesenvögel und -Pflanzen
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Grünland im Umbruch
NABU legt Forderungskatalog zum Grünlandschutz vor
27. Mai 2009: Angesichts des alarmierenden Verlusts von Wiesen und Weiden hat der NABU eine Diskussion um den gesellschaftlichen Wert und die Zukunft von Grünland angestoßen. „Der Umbruch von Grünland und die Intensivierung der Nutzung auf den verbleibenden Flächen haben gravierende Auswirkungen auf unsere Kulturlandschaft sowie auf die Artenvielfalt“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke auf einem „Grünlandgipfel“ des NABU. Statt bunte Wiesen sehe man heute immer häufiger monotone Maisäcker oder artenarmes Silagegras. In der Folge stünden heute fast alle typischen Wiesenvogelarten wie Kiebitz, Uferschnepfe und Braunkehlchen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten.
Besonders problematisch sei zudem, dass auch artenreiche Wiesen in Schutzgebieten sowie auf Moorböden betroffen seien. Da durch den Umbruch ein erheblicher Teil des im Boden gespeicherten Kohlenstoffs freigesetzt werde, sei die Umwandlung von Moorböden aus Sicht des Klimaschutzes äußerst negativ. Bundesländer wie Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern oder Rheinland-Pfalz vermeldeten innerhalb der letzten zwölf Monate erhebliche Grünlandverluste von deutlich über fünf Prozent.
Auf dem Grünlandgipfel appellierte der NABU an die Politik in Bund und Ländern, endlich gegen den fortschreitenden Grünlandumbruch vorzugehen und konkrete Schritte zu ergreifen. So müsste für artenreiche und feuchte Wiesen umgehend ein absolutes Umbruchverbot verordnet werden. Für alle weiteren Flächen sollte eine allgemeine Genehmigungspflicht für den Grünlandumbruch erlassen werden. Zudem forderte der NABU gezieltere Förderprogramme wie Weideprämien, regionalisierte Agrarumweltmaßnahmen oder Initiativen zur Moorrenaturierung.
Auch der damalige schleswig-holsteinische Umwelt- und Landwirtschaftsminister Christian von Boetticher betonte die Notwendigkeit eines besseren Grünlandschutzes. „Vielfältiges Grünland ist der sichtbare Ausdruck von Multifunktionalität im Sinne eines Miteinanders von Landwirtschaft, Naturschutz, Klima- und Wasserschutz. Daher setze ich mich dafür ein, dass der Verlust an Wiesen und Weiden eingedämmt wird und die naturverträgliche Bewirtschaftung von Grünland bessere Perspektiven erhält“, erklärte damals von Boetticher auf dem NABU-Grünlandgipfel.