Seidenschwänze sind im Winter Fruchtfresser, die gerne auch Hagebutten annehmen ...
Invasion der Seidenschwänze
Großer Einflug im Herbst 2010 nach Schleswig-Holstein
02. November 2010: Nachdem sich Anfang Oktober bereits verstärkt Eichelhäher nach Schleswig-Holstein auf den Weg gemacht hatten, sind in diesem Herbst nun auch Seidenschwänze bei uns eingeflogen. Mit den ersten 35 Seidenschwänzen wurde am 25. Oktober 2010 in Bergenhusen gleich ein erster größerer Trupp dieser zumeist gesellig auftretenden Tiere festgestellt. Gleichzeitig hielt sich aber schon einer in Bad Oldesloe (OD) und am Westerhever Leuchtturm (NF) auf. Bereits eine Woche zuvor war die Nordseeinsel Helgoland erreicht worden. Großbritannien erlebt derzeit ebenfalls einen starken Einflug, der zeigt, dass die Tiere den Überflug über das Meer durchaus nicht scheuen müssen.
In der Folge gehen bis heute bei schleswig-holsteinischen Ornithologen und beim NABU gehäuft Meldungen von Seidenschwänzen fast aus dem ganzen Land ein. Insbesondere in Lübeck und Umgebung sind zeitweise Schwärme von bis zu 500 Tieren gesichtet worden. Selbst die Sträucher und Gebüsche um das Lübecker Holstentor wurden hier zur Nahrungssuche in Beschlag genommen. Doch nicht nur aus dem Lübecker Stadtgebiet, sondern auch aus Mölln (RZ), vom Pelzerhaken (OH - hier wurden mit 522 Tieren bislang die meisten Seidenschwänze gezählt), aus Preetz (PLÖ), Seeth (NF), aus Ostangeln (RD) und Husum (NF) wurden die fliegenden Gäste bereits gemeldet. Auch aus Hamburg gibt es erste Nachweise.
Auffällig unauffällig
Wer den chrakteristisch trillernden Ruf der Tiere kennt, der kann diese mit rund 18 Zentimetern etwa starengroßen Vögel schnell aufspüren. Aus der Nähe betrachtet sind Seidenschwänze dabei recht bunt. Auf größere Distanz fallen die Vögel jedoch trotz ihrer auffälligen Färbung erstaunlich wenig auf. Bei einem flüchtigen Blick mag man sie zunächst sogar für Stare halten. Unverkennbar ist der Seidenschwanz aber durch die rötlichgrau-braune Haube und den kurzen, am Ende gelben Schwanz. Die dunklen Flügel sind auffallend weiß und gelb gezeichnet mit scharlachroten 'Segellackplättchen' an den Spitzen der Armschwingen.
Beerenfresser
Seidenschwänze ernähren sich im Herbst und Winter vor allem von Beeren wie Hagebutten. Wenn diese reichlich vorhanden sind, tauchen sie auch in Gärten und Anlagen im Siedlungsbereich auf. Die schleswig-holsteinische Knicklandschaft bieten ihnen demgegenüber immer weniger Nahrung, da durch den heute üblichen scharfen Schnitt der Gehölze bis zum Rand des Knickwalls und teils darüber hinaus vielfach keine Blüten und Früchte mehr angelegt werden und in der Folge den fruchtfressenden Vögeln zur Verfügung stehen. Ihre ursprüngliche Heimat ist Nordskandinavien und Russland, wo sie zur Brutzeit in Nadel- und Birkenwäldern heimisch sind.
Nicht alljährlich auftretende Gäste
Seidenschwänze sind bei uns nicht jährlich auftretende Herbst- und Wintergäste. Der letzte große Einflug nach Schleswig-Holstein fand in den Jahren 2004 / 2005 statt, als nach Schätzungen von Ornithologen mehr als 10.000 Vögel bei uns einflogen. Wer Seidenschwänze sehen möchte, sollte in seiner Umgebung beerenreiche Sträucher im Auge behalten. Derzeit ist es sehr wahrscheinlich, dort die Invasionsgäste selbst sehen zu können. Aktuell können diese Zugvögel mit einiger Wahrscheinlichkeit fast überall in Schleswig-Holstein gesehen werden.
ILu, 2. November 2010
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