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NABU fordert sachgerechte Auseinandersetzung
Neumünster, 11. August 2023 - Jedes Projekt und jede Planung bedürfen einer vertieften, sachbezogenen Diskussion über ihr Für und Wider. Dieser Grundsatz gilt ebenso für einen Nationalpark Ostsee. Manche Gegner des Ostsee-Nationalparks zeigen aber an einer vernunftgeprägten Auseinandersetzung kein Interesse, wie sich in Diskussionsrunden auf erschreckende Weise zeigt: Statt Argumenten werden absurd-falsche Tatsachen-Behauptungen verbreitet.
Beispiele dafür finden sich zahlreich:
- Das Kieler Umweltministerium betont immer wieder, keine Badestrände zu sperren. Die vorgelegten Gebietskarten belegen dies auch deutlich. Dennoch verbreiten Nationalparkgegner das Gerücht, Umweltminister Goldschmidt wolle Einheimischen wie Gästen das Badevergnügen nehmen.
- Den Seglern wird seitens des Ministeriums immer wieder begründet aufgezeigt, dass diese selbst in den streng geschützten Bereichen (Kernzonen) keinen Störfaktor darstellen und für das Segeln daher grundsätzlich keine Einschränkungen notwendig sind. Trotzdem rufen Funktionäre des Segler-Verbandes zur Protestfahrt auf.
- Der Tourismus sei gefährdet, postulieren deren Manager auf jeder Veranstaltung. Fakt ist jedoch: Bislang hat kein Nationalpark an keinem Ort der Welt dem Tourismus geschadet: Nationalparke sind im Gegenteil ein wirksamer Werbefaktor und werden zudem von ihren Gästen geschätzt. Mit Unterstützung des Ökotourismus entsteht zudem ein qualitativ höherwertiges, zusätzliche Wertschöpfung generierendes Wirtschaftselement.
- Die Fischerei behauptet, es gäbe grundsätzlich keinen Beleg für eine positive Wirkung eines Nationalparks. Dabei kann jeder selbst diesen im Wattenmeer-Nationalpark erleben. Der große Wert von Nullnutzungszonen für intakte Lebensräume auch unter Wasser ist wissenschaftlich zahlreich belegt (externer link zur Meta-Studie des ICES).
- Besonders absurd: Obgleich keine einzige Landwirtschaftsfläche in die geplante Nationalparkkulisse einbezogen ist, generiert sich der Bauernverband als die Spitze der Nationalpark-Gegner. Allerdings trägt die Landwirtschaft mit ihren Nährstoff- und Pestizidfrachten gravierend zur schlechten Situation der Ostsee bei.
Einer notwendigen, fairen Auseinandersetzung wird so der Boden entzogen. Der NABU fragt sich: Gestaltet man auf diese Weise einen offenen, demokratischen Prozess mit? Qualifiziert man sich so für eine anspruchsvolle Sachdiskussion? Wohl eher nicht!
Offensichtlich nehmen viele Opponenten zudem den kritischen Zustand der Ostsee nicht wirklich ernst:
- Kein Küstenstreifen der Ostsee wird so intensiv von Menschen beansprucht und folgenschwer überlastet wie der unseres Bundeslandes.
- Keinem erscheint bekannt, dass entlang der gesamten Ostseeküste Schleswig-Holsteins nur drei Prozent der Strandfläche für den Naturschutz reserviert sind: Hier brütende Vogelarten wie Zwergseeschwalbe und Sandregenpfeifer haben nur in den streng abgeschirmten Restbereichen der Natur eine Chance, ihre Brut durchzubringen. Nur hier entgehen sie dauerhaften Störungen und dem Zertreten ihrer Gelege und Jungvögel.
- Ignoriert wird ferner, dass die Ostseepopulation des Schweinswals nicht überleben wird, wenn die Tiere weiterhin in Stellnetzen ertrinken und PS-starke, laute Sportbootmotoren ihr sensibles Ortungssystem schädigen.
- Empfindliche Lebensgemeinschaften der Seegraswiesen und Riffe werden durch die Grundschleppnetzfischerei permanent geschädigt. Ihr Schutz und die notwendige Regeneration auch aus Klimaschutzgründen setzen aber Einschränkungen voraus.
Alle Protestgruppen behaupten, sich für den Schutz der Ostsee einzusetzen. Ihnen kommt jedoch nicht in den Sinn, dass auch sie dafür zukünftig einen verstärkten persönlichen Beitrag zu leisten haben - und sich dafür zu dieser stärkeren Eigenverantwortung auch bekennen müssen.
Für den NABU ist es mehr als deutlich: Der Nationalpark ist die bessere Option für alle!
Nur ein qualitativ anspruchsvoller Nationalpark bietet für die Umweltprobleme fachlich eine ganzheitliche Lösung und schafft organisatorisch die besten Voraussetzungen für den effektiven Schutz der Ostsee. Für die umweltgerechte Weiterentwicklung und einen fortlaufenden gesellschaftlichen Gestaltungsprozess bietet später nur ein Nationalparkkuratorium wie im Wattenmeer eine konstruktive Dialogplattform, um die Interessen von Tourismus, Fischerei, Wassersport und Naturschutz weiterhin einzubinden.
FHey, ILu, 11. August 2023