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NABU-Naturschutzgebiet "Schulensee und Umgebung"
Wertvolle Pflanzengesellschaften
Die Seefläche des Schulensee ist von Schwimmblattgesellschaften mit Gelber Teichrose, Weißer Seerose, Schwimmenden Laichkraut, Wasserknöterich und Froschlöffel umgeben. Als erste Formen einer schnell voranschreitenden Verlandung leitet sie in ausgedehnte Verlandungsröhrichte mit aufrechtem Igelkolben, Schmal- und Breitblättrigem Rohrkolben über. Es folgen Wasserschwaden-Röhricht, Pfeilkraut-Röhricht, die in Großseggenbestände mit Spitz- und Sumpfsegge als häufigster Großsegge übergehen.
Als weitere Verladungsentwicklung finden sich bunte Hochstaudenfluren als auffälligster Planzenformation mit Schilf, Rohrglanzgras, Wasserschwertlilie, Bittersüßem Nachtschatten und Sumpf-Vergißmeinnicht. Weidengebüsch findet sich als Vorstufe zum Erlenbruch und als flußbegleitende Vegetation entlang der Eider. Erlenbruchwaldsäume am Ost- und Westufer des südlichen Seeteils schließen die Verlandungszonen ab. Diese für den Schulensee charakteristischen Pflanzengesellschaften bietet Lebensraum für Herbstlibelle und Wasserjungfer, für Rotbauchunke und Moorfrosch, für Drossel-, Schilf- und Teichrohrsänger, für Sprosser, Rohrschwirl und Nachtigall.
Reichhaltige Vogelwelt
Der Eisvogel überwintert am See und am Eiderlauf; die Rohrdommel, deren Ruf oft schon im zeitigen Frühjahr über den See halt, ist sogar gelegentlich als Wintergast in den hohen Altschilfbeständen zu beobachten. Im April besiedeln ein bis zwei Paare der Rohrweihe das schützende Röhricht, um hier ihre Jungen aufzuziehen. Ab Mai sucht die vom Aussterben bedrohte Trauerseeschwalbe eine Nistmöglichkeit, um mit drei bis fünf Brutpaaren eine der letzten Brutkolonien im östlichen Schleswig-Holstein zu bilden. Eine besondere Bedeutung erlangt der See mit der beginnenden Vereisung der Gewässer. Da die Eider den See auf ganzer Länge durchfließt, vereist er nicht vollständig. Bis zu 700 Vögel aus 23 Wasservogelarten versammeln sich dann am eisfreien Eiderdurchfluß.
Doch dieses Idyll ist nach wie vor gefährdet. Die Dauer des siebenjährigen Verfahrens der Naturschutzgebietsausweisung kennzeichnet, wie schwierig es war, die vielfältigen Interessenkonflikte abzuwägen.
Interessensausgleich angestrebt
Die Interessen der Seeanlieger, der organisieren und nichtorganisierten Wasserwanderer und Kanuten, der Fischerei und der Jagd, sowie der allgemeine Anspruch auf ein Naherholungsgebiet in Stadtnähe mussten vom damaligen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten geprüft werden. Als Kompromiss zwischen den unterschiedlichen Nutzungsinteressen und den notwendigen Belangen des Naturschutzes entstand die Verordnung über das "Naturschutzgebiet Schulensee und Umgebung".
Als wichtigsten Punkt dieser Verordnung hat das Ministerium die ganzjährige Sperrung des nördlichen Seeteils in die Schutzgebietsverordnung eingebracht. In diesem Bereich, der hoheitsrechtlich im Bereich der Landeshauptstadt Kiel liegt, ist es verboten, die Seefläche für Wassersport zu nutzen. Die Sperrung des halben Seeteils für den Freizeitsport stellt den Kompromiss dar zwischen der Forderung der Naturschützer zur Sperrung des ganzen Schulensees während der Brutzeit und der Forderung der Seeanlieger und der Gemeinde Molfsee, gar kein Naturschutzgebiet auszuweisen.
Mit der Nutzungsbeschränkung für den nördlichen Seeteil ist zumindestens in der Kolonie der dort brütenden Trauerseeschwalbe Ruhe eingetreten. Ihr Überleben im Naturschutzgebiet ist jedoch nach wie vor fraglich.
Noch um 1900 zählte die Trauerseeschwalbe zu den häufigen Binnenseeschwalben in Schleswig-Holstein. Eine voranschreitende Veränderung der Landschaft durch Entwässerungsmaßnahmen, Trockenlegung von Mooren und Sümpfen, Gewässerverschmutzung und Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung haben die Lebensgrundlage auch für diesen Vogel auf das Minimum reduziert.
ILu, akt. 1. Januar 2023
Der Blick ins Schutzgebiet